Hilfe - Jugendliche helfen tatkräftig mit

Ladenburg: Konfirmanden renovieren Räume für Geflüchtete aus der Ukraine

Von 
Peter Jaschke
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Lennart (l.), Timo (hinten) und Noah (vorne) greifen zur Malerrolle, um Wohnräume der Kirchengemeinde für Flüchtlinge aus der Ukraine herzurichten. © Peter Jaschke

Ladenburg. Im Treppenhaus riecht es nach frischer Farbe. Stimmen hallen durch die noch leerstehenden Räume über dem evangelischen Gemeindehaus in Ladenburg. Dort findet gerade ein sehr wichtiger Einsatz statt: Die diesjährigen Konfirmanden der Kirchengemeinde richten mit weiteren Helfern dringend benötigte Wohnungen für geflüchtete Frauen und Kinder aus der Ukraine her.

Corona-bedingt hatten die Jugendlichen auf die ursprünglich geplante Übernachtungsfreizeit - ein Klassiker seit vielen „Konfi“-Generationen - verzichten müssen. „Anstelle der Fahrt nach Neckarzimmern gestalten wir ein Programm im Gemeindehaus“, erklärt Pfarrer David Reichert. Die Idee, dabei sogar richtig zu arbeiten, komme gut an: „Die Jugendlichen machen sich unglaublich viel Gedanken über den Krieg und wollen was tun“, weiß Reichert. Das bestätigt Konfirmand Tobias: „Es macht mir Spaß zu helfen, weil ich es nicht gut finde, was der russische Präsident Putin macht und wie die Menschen in der Ukraine darunter leiden müssen“, sagt der 14-Jährige. „Ich finde es wichtig, dass Menschen, die so viel Leid erfahren, hierher kommen und sich in sauberen Wohnungen wohlfühlen können“, erklärt Caja (15), warum sie mitmacht. „Es ist gut, dass sich die Gemeinde kümmert, damit die Leute, die hier ankommen, ein Dach über dem Kopf haben“, findet Emma (14). „Ich mache gerne mit, weil ich es wichtig finde, Leuten zu helfen, damit sie was haben, wo sie länger wohnen können“, sagt Olivia (14).

„Mit ihrer Aktion leisten die Jugendlichen nicht nur praktische Hilfe, sondern motivieren auch andere, sich für Mitmenschlichkeit einzusetzen“, führt Reichert aus, der ebenso mit anpackt wie Mitarbeiter, Kirchengemeinderäte und Eltern.

Handwerksbetriebe unterstützen

Insgesamt vier Wohnungen stellt die Kirchengemeinde der Stadt zur Verfügung und bietet darüber hinaus das Gemeindehaus als möglichen Ort der Begegnung für Menschen aus dem Kriegsgebiet an. „Wir helfen jetzt erst mal und reden später über Geld, aber das wird sicher geklärt“, sagt Reichert. Dieselben Räume hatten Geflüchtete aus anderen Ländern Ende 2020 verlassen müssen, weil die Heizung ausgefallen war und die Anlage jederzeit drohte, kaputt zu gehen. Die Stadtverwaltung brachte die geflüchteten Menschen damals anderweitig unter.

„Jetzt haben wir wieder Leute in akuter Not, und wir wollen mit überschaubaren Mitteln einen kleinen Beitrag zur Linderung leisten“, sagt Reichert. Mit ihrer Bitte um Hilfe habe die Kirchengemeinde auch bei örtlichen Handwerksbetrieben „offene Türen eingerannt“, freut sich Reichert. Was die künftige Nutzung des Areals zwischen Realschulstraße und Kirchengarten betrifft, so rechnet Pfarrer Reichert nicht damit, dass dort in den nächsten zwei Jahren Bagger anrollen. Derzeit lässt die Evangelische Stiftung Pflege Schönau als Interessent und möglicher Investor eine Machbarkeitsstudie erstellen. Doch noch ist offen, wer am Ende womit zum Zuge kommt. Fest stehe nur, dass sich die Kirchengemeinde, finanziert durch den Erlös des Grundstücksverkaufs, später in die Räume einmieten wird.

Arbeitsgruppe der Stadt aktiv

Wie Bürgermeister Stefan Schmutz am Mittwoch im Technischen Ausschuss mitteilte, sei die Bereitschaft, Geflüchteten aus der Ukraine Wohnraum zur Verfügung zu stellen, in Ladenburg groß. Noch lasse sich nicht sagen, wann und in welchem Umfang die angebotenen Unterkünfte in Anspruch genommen werden. Doch bereits tags darauf stand eine ukrainische Familie Schutz suchend vor dem Rathaus, die untergebracht werden konnte.

Inzwischen sind weitere Menschen aus der Ukraine in der Stadt eingetroffen. Auch erste Kinder werden „beschult“. Auf alle bevorstehenden Herausforderungen bereitet sich eine städtische Arbeitsgruppe zusammen mit dem Integrationshilfeverein Int.akt, der evangelischen Kirchengemeinde und weiteren Ehrenamtlichen vor. Über weitere Planungen und Ansätze dieser Zusammenarbeit wollen die Stadt und Bürgermeister Schmutz die Öffentlichkeit weiter informieren.

Freier Autor Peter Jaschke ist freier Mitarbeiter seit 1997 und macht überwiegend regionale Berichterstattung, nimmt aber auch Sport- und Kultur-Termine wahr.

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