Ladenburg. Hand aufs Herz: Kaum jemand denkt gerne über den Tod nach. Das ist bei Jasmin Marks aus Altenbach anders. Die Geschäftsführerin der Mannheimer Denkfabrik Colors of Death (Farben des Todes) hat es sich zur Aufgabe gemacht, „Menschen im Umgang mit ihrer Endlichkeit zu stärken“. Sie ist davon überzeugt, dass der „Tod nicht nur in unserem Leben ist, um es zu beenden, sondern auch, um uns zu zeigen, wie wertvoll es ist“. Den Tod schon zu Lebzeiten als verbindendes Element zu sehen, ist für Renate Henseler-Sohn dagegen ein neuer Blickwinkel, der sie aber zum Nachdenken angeregt.
Deshalb ist die Ladenburger Geschäftsfrau überzeugt davon, dass ihr Modehaus am Donnerstagabend der ideale Ort für einen Vortrag von Marks war. „Viele schrecken vor dem vermeintlich traurigen Thema zurück“, sagt die Einzelhändlerin. Das habe sie in Kundengesprächen vor dem verkaufsoffenen Abend erfahren. Tatsächlich hörte sich nur eine Handvoll Interessierte den Vortrag an, darunter die Eltern der Rednerin. Dabei sei das Thema „superspannend und Marks das Gegenteil von traurig“, so Henseler-Sohn. Das findet auch die 49-jährige Sharin: „Es hat mir sehr gut gefallen.“ Sie sei mit ihrer Mutter gekommen und nehme für sich mit, dass man mutig sein müsse, Fragen zum Tod gemeinsam anzugehen, aber dass es sich bestimmt lohne, dies zu tun.
Es kann hilfreich sein, das Thema in der Familie zu besprechen
Überzeugt hatte Sharin auch, wie kreativ Marks „dazu motiviert, uns damit zu beschäftigen“. Als Zuhörerin sei ihr klargeworden, wie hilfreich es sein könne, das überraschend vielschichtige Thema in der Familie zu besprechen. Genau darum geht es Marks: Um Impulse, die Mut machen sollen, sich auf „leichte und zeitgemäße Art einem Thema zu widmen, das uns alle betrifft“.
Von alten Denkmustern befreit hatte Marks die Erkenntnis, dass „wir alle leben, als wären wir unsterblich, und wir unser Leben Tag für Tag auf morgen verschieben, bis wir am Ende dann sagen: Ich wollte doch noch…“. Sie beobachte, dass Selbstbestimmung heutzutage zwar ein wichtiger Wert sei. Doch wenn es um solche Fragen gehe, wer der richtige Bestatter sei, welche Kleidung im Sarg getragen oder welche Musik zur Trauerfeier erklingen soll, herrsche in der Regel Stille. Die 43-jährige Sozialunternehmerin war für ihr Start-up 2022 beim baden-württembergischen Landeswettbewerb „Ideenstark“ ausgezeichnet worden. Der Tod mehrerer naher Verwandter hatte sie motiviert, sich beruflich umzuorientieren. Seitdem hilft sie Menschen dabei, auf das Unabänderliche besser vorbereitet zu sein.
Dazu gehöre es, „Entscheidungen, die den Hinterbliebenen im Ausnahmezustand der Trauer schwerfallen können, zu Lebzeiten selbst zu treffen“. Es gehe um möglichst viele Antworten auf Fragen der „emotionalen Fürsorge“. Das Wort Vorsorge treffe da nicht ganz zu, meint Marks. Dass am Ladenburger Markplatz ein Bestatter zu finden sei, was umstritten war, hält sie für vorbildlich. Sie selbst hat für den Fall ihres Ablebens bereits einen Koffer gepackt. Darin finden ihre Vertrauenspersonen unter anderem eine Flasche Kräuterlikör und Gläser als Erinnerung an gemeinsame Stunden, die sie zum Lächeln bringen sollen. Um zum Anstoßen – auf das Leben und mehr Achtsamkeit.
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