Corona

Ladenburg: Endlich wieder Freibad!

Von 
Peter Jaschke
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Ladenburg. „Juhu, endlich wieder Freibad“, jubelt ein Papa vor der Kasse in Ladenburg. Er lächelt dabei strahlend sein Söhnchen an. Der Kleine kann es sichtlich kaum noch erwarten, bis Mama nur 30 Sekunden später – fürs Kind aber eine gefühlte Ewigkeit – an der Reihe ist, digital einzuchecken. Als in Sichtweite die Oma auftaucht, gibt es kein Halten mehr: Die junge Familie eilt dem heiß ersehnten Badespaß entgegen. Abstand zu halten ist leicht: Die für bis zu 6000 Gäste ausgelegte Liegewiese bietet Corona-bedingt wie im Vorjahr nur 1000 Personen gleichzeitig ausreichend Platz.

Kurz nach Öffnung am Mittwoch verlieren sich knapp 60 Besucher fast auf der Grünfläche mit großen Bäumen unter blauem Himmel. Der elfjährige Jonathan ist aufgeregt: „Ich war der Erste im Wasser.“ Dicht dahinter: Sein Bruder Leander. Annette Jahn freut sich mit ihren Söhnen: „Sie haben auf die Eröffnung hin gefiebert.“

Euphorie und Vorsicht

Die Jungs sind mit ihrem Sprung ins Wasser Rainer Mickelat zuvor gekommen: Der in Ladenburg Rektor an der Integrierten Gesamtschule Mannheim-Herzogenried war schon 45 Minuten vor dem Startschuss der Erste am Checkpoint, wo zwingend Impfpass oder negative Corona-Testergebnisse vorzuweisen sind. „Ich empfinde eine Mischung aus Euphorie, weil man endlich wieder unter Leute kommt, und weiterhin Vorsicht, dass nichts passiert“, sagt Mickelat. Da er als Schulleiter noch Ferien hat, besorgt er seiner Frau als Inhaberin einer von bislang bereits 1300 verkauften Saisonkarten einen abschließbaren Spind für buchstäblich unbeschwerte Anfahrten mit dem Rad.

Zu den täglichen Besuchern zählt Helga Altig seit mehr als 15 Jahren: „Ich konnte die Eröffnung kaum abwarten, weil mir das Schwimmen jeden Morgen so gut tut.“ Auch Marianne Edelmann fühlt sich „wunderbar“. Genauso Eva Müller, die nicht nur die „nette Gesellschaft“ der Frühschwimmer schätzt, sondern für die Fitness noch vor Arbeitsbeginn stets einen Kilometer schwimmt: „Das Wetter ist perfekt, und das Wasser ist mit 21 Grad auch nicht zu kalt.“

An die Wassertemperatur müssen sich Maximilian (12) und Johanna (10) erst gewöhnen: „Wenn man mal drin ist, geht’s.“ Die Geschwister haben im Ausland gelebt und besuchen nach ihrem Umzug nach Ladenburg erstmals das solarbeheizte Schwimmbad. Sie loben das große Schwimmbecken, das Beachvolleyballfeld und die Fußballtore.

Unterm Strich versieht Maximilian seine Bewertung aber mit einer Einschränkung: „Wenn Sprungturm und Wasserrutsche geöffnet sind, ist das ein echt gutes Freibad.“ Dass die Rutsche als Hauptattraktion für Kinder bis auf Weiteres gesperrt ist, moniert auch eine Mutter. „Da müssen wir durch“, bedauert Walter Dehnel vom Förderverein als Stifter des Geräts. Die Enttäuschung versteht auch Bürgermeister Stefan Schmutz gut. Er übt selbst scharfe Kritik an „unsinnigen Vorgaben“ des Landes: Es sei kaum vermittelbar, dass es im Freibad trotz niedriger Inzidenz Nachweiskontrollen gebe, beim Einkaufen und im Zoo jedoch nicht.

Schlange vor dem Testzentrum

Tatsächlich bildet sich am ersten Tag eine Schlange mit Badegästen, aber vor der örtlichen Teststelle in der Lobdengauhalle. So hofft Schmutz auf „zeitnahes Einsehen in Stuttgart“. Bis dahin kontrollieren Honorarkräfte wie Calvin De La Porte Nachweise. Der 20-jährige Heddesheimer geht davon aus, dass keiner motzt, wenn’s mal länger dauert: „Ich hab die Regeln ja nicht gemacht.“

Ilona Mayer, seit zehn Jahren Kassenkraft, bleibt entspannt: „Letztes Jahr haben sich doch auch alle an die Regeln gehalten.“ Darüber wacht erneut Senol Genc. Der langjährige Betriebsleiter freut sich über den „Topzustand“ des Bads. Jochen Knausenberger (DLRG) hat den Wachplan für sein 20-köpfiges Team eröffnet und sieht es gut vorbereitet auf die zweite Corona-Saison. Wie alle Rettungsschwimmer wollen auch die „Johanniter“ Janina Engel (23) und der Hirschberger Alexander Schmitt (16) „lieber Menschen helfen, statt im Zimmer zu sitzen“. Nächste Woche kommen Dalberg-Grundschüler zum Schwimmkurs. Auch das ein Stück mehr Normalität und für Schwimmmeister Genc sowie seine Kollegen Kakapour (Ladenburg), Bühler und Meisner (Ilvesheim) „gar kein Problem.“ Stammgast Ursula Wegner bringt die Stimmung auf den Punkt: „Jeder freut sich: Endlich wieder Freibad.“

Freier Autor Peter Jaschke ist freier Mitarbeiter seit 1997 und macht überwiegend regionale Berichterstattung, nimmt aber auch Sport- und Kultur-Termine wahr.

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