Ladenburg. Der Glasfaserausbau in Ladenburg hat begonnen. Auf dem ehemaligen ABB-Gelände fand am Dienstag der symbolische Spatenstich statt. Die Industriebrache bot sich für diesen Termin an. Richtig los legen anfänglich bis zu drei sechsköpfige Bautrupps der Firma Fosvia aber an anderer Stelle, nämlich im Bereich der Martinsgärten am Friedhof. In zwei bis maximal zweieinhalb Jahren sollen 6.500 Haushalte anschlussfähig sein. Ein Viertel davon hat bereits einen Vertrag zum kostenfreien Anschluss mit Unserer Grüne Glasfaser (UGG) aus Ismaning bei München und einem geeigneten Internetanbieter abgeschlossen.
Gräben mit einer Gesamtlänge von 80 Kilometern
UGG verzichtet auf Vorvermarktung und Mindestquote. „Wir machen das einfach und investieren eine zweistellige Millionensumme, weil wir felsenfest daran glauben, dass Glasfaser die Zukunft ist“, sagt UGG-Regionalleiter Ralph Wehberg beim Spatenstich. Im Auftrag seines Unternehmens zieht Fosvia als örtlicher Generalunternehmer allein auf öffentlichem Grund und Boden Gräben mit einer Gesamtlänge von 80 Kilometern und verlegt darin Leitungen. Die Glasfaserleitungen werden auf Wunsch direkt bis in jedes Haus verlegt, sogenanntes Fiber-To-The-Home (FTTH). Und zwar „eigenwirtschaftlich“. Das heißt, für die Stadt weitgehend kostenneutral. Hinter UGG steht ein milliardenschweres Gemeinschaftsunternehmen des großen deutschen Versicherers Allianz und des spanischen Mobilfunkanbieters Telefónica mit der Marke O2. Ziel ist es, bis 2026 insgesamt rund 2,2 Millionen deutsche Haushalte anzuschließen. Mit Glasfasertechnik sollen lange Ladezeiten und geringe Surfgeschwindigkeiten bald der Vergangenheit angehören.
„Die Einwohnerschaft darf sich auf eine leistungsfähige digitale Infrastruktur freuen“, sagt UGG-Mann Wehberg und betont ausdrücklich: „Wir legen großen Wert auf Qualität und haben hohe Standards.“ Solange Bagger der Firma Fosvia in der Stadt seien, werde immer wieder eine Bauvermarktung laufen. „Man kann also noch aufspringen und sich kostenfrei Glasfaser ins Haus legen lassen“, so der UGG-Manager. Andernfalls kostet es nach Ende der rund 24-monatigen Bauzeit definitiv mindestens 900 Euro, aber eher mehr, einen Haushalt anschließen zu lassen. Wehberg ist das historische Erbe der Stadt bewusst. Daraus ergebe sich im Altstadtbereich eine besondere Herausforderung. „Das ist keine 08/15-Stadt“, sagt Wehberg.
Für Bürgermeister Stefan Schmutz, der am Dienstag ebenfalls zum Spaten griff, ist dieser Termin ein besonderer: „Damit beginnt der Ausbau der Infrastruktur der Zukunft.“ Mit UGG und Fosvia habe die Stadt ebenso erfahrene wie starke Partner, die die Aufgabe in engster Abstimmung mit Rathausmitarbeiter Christoph Ritzkowski als Tiefbautechniker schultern werde. „Das ist bislang die flächenmäßig größte Baustelle, die ich eröffnen darf, weil sie fast die ganze Stadt betrifft, und mit dementsprechend großer Akribie haben wir den Prozess vorbereitet“, sagt Schmutz. So sei etwa das technische Rückgrat des Glasfasernetzes in Ladenburg, der sogenannte Point of Presence (PoP) als zentraler Knotenpunkt, auch bewusst auf dem Gelände der Feuerwache vorgesehen.
„Wir wissen, was wir tun und werden Qualität abliefern“, versprach Fosvia-Geschäftsführer Daniel Kleinbauer. Das Unternehmen sei „gerne Teil dieses Projekts“, mit dem Ladenburg seine Zukunftsorientierung beweise. Man habe bereits im Mai starten wollen, doch sei Anfang Juni auch noch ein guter Zeitpunkt, „um gut ausbauen zu können, wenn wir auch noch einen goldenen Oktober bekommen“. Eigentlich hatte es ursprünglich im Februar losgehen sollen. Doch eine Firmenübernahme war UGG dazwischengekommen. Da galt es zunächst, mögliche Synergien zu prüfen. Außerdem habe UGG gerne Wünsche seitens der Verantwortlichen in Ladenburg erfüllt und diese noch mit in die Planung aufgenommen, wie auf Anfrage dieser Redaktion bei UGG zu erfahren war.
Glasfaserhauptstrang führt nicht durchs historische Zentrum
Fosvia-Kommunalmanager Marco Zacharias erklärte, dass auch bestehende Leerrohre teilweise ins Netz übernommen werden. Beruhigend für Geschichtsfreunde in der Stadt: Der Glasfaserhauptstrang führt nicht durchs historische Zentrum, weil eine Alternativroute gefunden wurde. „Das reduziert den Aufwand und ist die beste Lösung für alle“, sagt Zacharias. Großes Lob zollen er und Kleinbauer der Verwaltung und besonders Rathausfachmann Ritzkowsky: „Die Zusammenarbeit läuft herausragend.“ In der Hochphase werden bis zu sieben Teams um Fosvia-Bauleiter Ireneusz Dramski pro Tag auf 60 bis 70 Meter Länge vorankommen. Dies gilt jedoch nur für Bereiche außerhalb der sensiblen Altstadt. „Ja, wir graben die ganze Stadt um, aber es wird den Bürgern kaum auffallen“, sagt Zacharias und verspricht: „Wir teilen Sperrungen etwa 72 Stunden vorher mit Schildern, Flyern und in der Bürger-App mit.“ Geschäftsführer Kleinbauer gab jedoch zu bedenken, dass sich nun einmal um einen Infrastrukturausbau handele: „Das ist nicht wie zu Hause einen WLAN-Router einrichten.“ Dennoch sollen die Arbeiten auch das Altstadtfest nicht stören. Für Vertragsinformationen gibt’s die werktägliche UGG-Hotline (089/20 19 45 31) und die Internetseite (www.unseregrueneglasfaser.de/gemeinden/ladenburg).
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