Na so was! Da will man sich einen Naturpool gönnen – und heraus kommt ein „römisches Bad“. So lässt sich zusammenfassen, was die Familie von Matthias Schmitt in Ladenburg gerade erlebt. Doch von Anfang an: Im Altstadt-Garten des Elternhauses soll ein Schwimmbecken entstehen, das ohne Chemie auskommt. Genügend Platz ist vorhanden: Das Gelände des ehemaligen Botzheimer Adelshofes befindet sich im weniger dicht bebauten Bereich südlich der hochmittelalterlichen Stadtmauer und wurde noch lange Zeit landwirtschaftlich genutzt.
Doch wer auf so geschichtsträchtigem Grund ein tieferes Loch ausheben möchte, benötigt dafür eine denkmalschutzrechtliche Genehmigung. Darauf hatte der beauftragte örtliche Gartenbauunternehmer Erhard Schollenberger zum Glück hingewiesen, bevor er den Firmenbagger anrollen ließ. Weiß er doch, dass der Stadtkern ein einziges Grabungsschutzgebiet ist.
Eigentümer muss Kosten tragen
Es wäre eine Ordnungswidrigkeit, ohne Erlaubnis an dieser Stelle zu graben, weil hier Bodendenkmale zu vermuten sind. Dass die Kosten für Bauverzögerung und mehrtägigen Einsatz der Archäologen vom Landesdenkmalamt an den Bauherren hängenbleiben, ist bei solchen Vorhaben einzupreisen.
Das nimmt die Familie scheinbar gelassen hin. Jung und Alt finden es „total spannend“ zu erfahren, was der Untergrund an Überraschungen bereithält – und staunen nicht schlecht: Vermuten doch die Archäologen des Landes, auf Reste des rund sieben Meter breiten Grabens der römischen Stadtbefestigung aus dem dritten Jahrhundert gestoßen zu sein. Und am südlichen Grabenrand ist das Skelett eines jungen Pferdes aufgetaucht. „Es sieht aus, als ob es hier bestattet wurde in einer Zeit, als der Graben seine Funktion, Feinde abzuwehren, nicht mehr hatte“, erklärt vor Ort Britta Rabold, die Leiterin der archäologischen Ausgrabungen in Ladenburg.
Außerdem sind Teile einer Pflasterung zu Tage getreten, die „gegen den römischen Graben streicht und wohl etwas jünger zu sein scheint“, so Rabold. Hinweise auf eine Straße in diesem Bereich fehlen bislang jedoch. Es könnte sich aber um eine Art Platz handeln. Kalkschichten im näheren Umfeld lassen auf ein benachbartes Bauwerk schließen. „Das ist ein richtiges Überraschungseck hier“, findet Rabold.
Seit vielen Jahren zuständig für die Ausgrabungen in Ladenburg, weiß sie freilich um diesen möglichen Zusammenhang: Bereits 2012 waren in der Kellergrube eines Neubaus an der Zwingergasse ganz in Nähe Fundamente der römischen Stadtmauer im Norden der antiken Stadt entdeckt worden. Deren Verlauf stimme nicht – wie zuvor oft vermutet – mit dem der hochmittelalterlichen Stadtmauer überein.
Aus derselben Zeit des dritten Jahrhunderts könnte eine Reihe von drei Pfostenlöchern mit jeweils auffälligen Steinen stammen. „Das haben die Römer gerne gemacht, um die Pfeiler stabil zu verkeilen“, weiß Rabold von anderen Fundorten her.
Dauerhaft sicher bewahrt
Was hier einst abgestützt wurde, lässt sich von den Fachleuten noch nicht abschließend sagen. „Das ist alles nicht so einfach, und uns fehlt die Zeit, aber wir wollen die Baustelle auch nicht zu lange aufhalten“, erklärt Rabold. Wichtig sei deshalb, dass Schotter und Poolfundament die sorgfältig dokumentierten Fundstellen abdeckten.
„Das ist dann wie versiegelt und wird dauerhaft sicher bewahrt“, sagt die Chefin des Grabungsteams. Sie lobt ausdrücklich die Zusammenarbeit mit Bauherr und Gartenbaufirma. „Unsere Erkenntnisse werden in einem Beitrag im archäologischen Jahresband erscheinen“, kündigt Rabold an. Darauf freut sich Familie Schmitt bereits.
Doch egal, wie die exakten wissenschaftlichen Befunde ausfallen werden, eines steht für Matthias Schmitt schon heute fest: „Das ist jetzt unser römisches Bad.“
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