Polizeidienststellen besucht der Innenminister des Landes Baden-Württemberg öfter mal, Integrierte Leitstellen dagegen eher selten. Am Freitag hat er es getan, und zwar in Ladenburg. Thomas Strobl (CDU) ließ sich von der Geschäftsführerin Stefanie Heck umfassend über ihre Arbeit und die ihrer Kollegen informieren. „Ich will wissen, wo der Schuh drückt“, betonte er.
Antworten darauf erhält er reichlich. Heck nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn es darum geht, Schwachstellen und Defizite zu benennen und Lösungsvorschläge aufzuzeigen. Zum Beispiel Krankentransport. Hier fehlen Kapazitäten, werden Fahrten unnötig oder überdimensioniert angefordert. „Alles, was gehfähig ist und keiner besonderen medizinischen Betreuung bedarf, kann mit dem Taxi fahren“, erklärt Heck. Qualifizierte Krankentransporte sind dafür nicht nötig. Die Insolvenz eines Anbieters hat gerade erst ein zusätzliches Loch in diesem Sektor gerissen.
Steigende Kosten durch Löhne und Kraftstoff bringen die Unternehmen in Bedrängnis, gezahlte Pauschalen reichen in einem Flächenlandkreis wegen der langen Wege nicht aus. „Das hab’ ich nicht gewusst“, räumt der Minister unumwunden ein. „Das trifft uns als Verbände gleichermaßen“, bestätigt ihm der der Präsident des DRK-Kreisverbands, Jürgen Wiesbeck: „Wir legen mittlerweile auch drauf.“ Damit sei auch kein Anreiz vorhanden, zusätzliche Kapazitäten zu schaffen. Auch Blech und Personal sei schwierig zu bekommen.
Zu kämpfen haben Disponenten in der Leitstelle besonders bei der Suche nach Krankenhausbetten. „Die telefonieren sich die Finger wund“, klagt Heck. Helfen könnte da ein einheitlicher Bettennachweis im Land, der angekündigt war, aber noch nicht vorhanden ist. „Wir haben uns da während Corona selbst etwas gebastelt“, wirft Landrat Stefan Dallinger ein. Für den Krankentransport wolle man sich die digitale Plattform in Rheinland-Pfalz anschauen und selbst im kleinen Rahmen testen, um es dann auf das Land übertragen zu können. Der Minister kommt regelrecht ins Schwärmen, als er das hört: „Super!“ Man müsse in Plattformen denken und die Chancen der Digitalisierung nutzen, fordert Strobl. „Das war ja eine Druckbetankung“, würdigt er den Input von Heck.
Wie Glasfaser hilft
Der Landrat legt noch einen drauf und berichtet vom Glasfaseranschluss für die Leitstelle: „Das gehört zu den Basics.“ Der Rein-Neckar-Kreis sei da ganz gut dabei, sagt Dallinger. „Er ist top“, lobt ihn der Minister. Der Landrat habe schon säckeweise Geld aus Stuttgart abgeholt, scherzt Strobl. Das Geld sei gut investiert, kontert Dallinger. Alle kreiseigenen Liegenschaften seien ans Glasfasernetz angeschlossen. Das ermögliche auch den parallelen Betrieb zweier Leitstellen in Ladenburg und Heidelberg in Echtzeit. Im März soll in Heidelberg der Probebetrieb beginnen, erläutert Heck. In einer kurzen Zwischenphase werde die Leitstelle dann dort betrieben, während die in Ladenburg weiter modernisiert werde. Spätestens ab 2024 werde man dann an zwei Standorten redundant arbeiten können. Fällt einer aus, steht der zweite in gleichem Umfang zur Verfügung. „Super“, entfährt es da dem Minister wieder: „Perfekt. Ich bin im Glück. Da kann sogar der Blitz reinfahren, und es geht weiter.“
Nach so vielen Informationen im Untergeschoss werfen der Minister, die Regierungspräsidentin Sylvia Felder und der Einladende Alexander Föhr, ab März Bundestagsabgeordneter, einen Blick in die eigentliche Leitstelle mit Bildschirmen und digitalen Tafeln. „Danke, Lukas“, sagt Strobl am Ende dem Disponenten Lukas Eisenhauer stellvertretend für alle seine mehr als 50 Kollegen. „Nichts zu danken“, entgegnet er bescheiden: „Wir machen das gern.“
Was Strobl mitnimmt von seinem Besuch? „Zuallererst, dass hier eine professionelle und hochengagierte Arbeit gemacht wird“, sagt er: „Unsere Integrierten Leitstellen sind ja das Herzstück im nichtpolizeilichen Bereich. Die Menschen rufen hier an und erhalten den richtigen Rat oder die richtige Hilfe.“ Manche Dinge müssten vereinheitlicht werden. Nötig sei ein System, das in Echtzeit zeige, wo wie viele Betten frei sind. In Corona-Zeiten habe man es entwickelt: „Wir können es eigentlich schon und müssen das jetzt einfach weiterpflegen.“
Weinseliger Ausklang
Nach dieser Flut an Informationen freut sich Strobl auf die anschließende Weinprobe im Zehntkeller in Schriesheim. Den Wein von der Bergstraße schätze er sehr: „Ich hoffe mal, dass er mit meinem Heilbronner mithalten kann.“ Der Geschäftsführer der Winzergenossenschaft, Manuel Bretschi, hat sich allergrößte Mühe gegeben. Neben einem Schriesecco Rosé schenkt er dem Minister unter anderem einen Sauvignon Blanc aus der Exklusivserie und eine Spätburgunder Spätlese, im Eichenfass gereift, ein.
Leitstelle Ladenburg
56 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sorgen dafür, dass die Leitstelle rund um die Uhr über den Notruf 112 erreichbar ist.
Die Integrierte Leitstelle (ILS) hat ihren Sitz in Ladenburg und wird an zwei Standorten (Trajanstraße in Ladenburg und Baumschulenweg in Heidelberg) betrieben.
Die ILS ist in zum Teil lebensbedrohlichen Not- und Ausnahmesituationen erste Ansprechpartnerin für etwa 720 000 Bürgerinnen und Bürger der Stadt Heidelberg und des Rhein-Neckar-Kreises. hje
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