Ladenburg

Initiative aus Ladenburg plant Solarmodule auf Lärmschutzwand

Die Bürgerinitiative für Photovoltaik in Ladenburg hat einen möglichen Standort für ihre erste Freiflächenanlage gefunden. Gespräche mit dem Bürgermeister laufen

Von 
Peter Jaschke
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Die Bürgerinitiative für Photovoltaik in Ladenburg hofft, dass sich die Lärmschutzwand entlang der Bahnlinie als geeignet für eine Freiflächenanlage erweist. © P. Jaschke

Die Lärmschutzwand entlang der Bahnlinie Richtung Weinheim kommt nach Ansicht der Bürgerinitiative für Photovoltaik in Ladenburg (Bipla) zur Verwirklichung ihrer ersten Freiflächenanlage in Frage. Das ist dem aktuellen Newsletter zu entnehmen, der nach Angaben der Initiative 90 Interessierte und Mitstreiter erreicht. Bei einer Länge von 600 Metern biete jener Wall an den Schienen entlang der Industriestraße im Gewerbegebiet Hundert Morgen bei „beidseitig dachförmiger Belegung mit Paneelen“ eine jährliche Stromkapazität von rund 300 000 Kilowattstunden, was für rund 100 Haushalte ausreichend sei.

Die Lärmschutzwand, die vor allem dem Neubaugebiet Nordstadt-Kurzgewann dient, ist Eigentum der Stadt Ladenburg. Bürgermeister Stefan Schmutz soll laut dem aktuellen Informationsschreiben der Bipla einen „Gestaltungsvertrag zugesagt haben, falls die technische Machbarkeit und auch die Zustimmung der Deutschen Bahn gegeben“ sei. Zu prüfen seien derzeit die Statik und Möglichkeiten zur Montage – vor allem im Hinblick auf die so genannte Windbelastbarkeit bei vorbeifahrenden Zügen.

Die Bipla sieht sich als „Sammelbewegung für alle an Solarstrom Interessierten, die nicht auf dem eigenen Hausdach Anlagen installieren können oder wollen.“ Als Lösung sollen eine oder mehrere Bürger-PV-Anlagen dienen.

Durch eine gemeinsame Investition soll gemeinschaftlich Ökostrom erzeugt und individuell verbraucht werden. „Und zwar ganz ohne Gewinnabsicht”, wie Bipla-Gründungsmitglied Thorsten Olbrecht im Newsletter von Barbara Wachendorff zitiert wird. Die für das „Energy Sharing“ (Energie teilen) notwendigen bundesgesetzlichen Grundlagen werden laut Bipla für 2024 erwartet. Das Konzept steht für die gemeinschaftliche Produktion von photovoltaischem Strom, der über das öffentliche Stromnetz zum individuellen Verbrauch oder Verkauf verteilt werde.

Photovoltaik in der Stadt

  • Genossenschaftlich betriebene Anlagen in Kooperation mit der Stadt gibt es auf den Dächern von Bauhof, Merian-Realschule und Carl-Benz-Gymnasium, während die auf der neuen Dreifeldsporthalle im Römerstadion für 2025 in städtischer Regie geplant ist.
  • Private Investoren wie die Großwäscherei in der Industriestraße und ein Logistik-Unternehmen im Industriegebiet Altwasser erzielen Renditen mit photovoltaisch erzeugtem Strom im Gigawattbereich.
  • In Neuzeilsheim ist eine fünf Hektar große Freiflächen-Anlage auf landwirtschaftlichen Flächen an der Bahnstrecke geplant. 

Dafür sollen sich Bürger auch in Ladenburg in „Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften“ organisieren. Die Bipla grenzt sich von den Betriebsmodellen bestehender PV-Anlagen vor Ort ab. Diese verbrauchten den „selbst preiswert produzierten Strom“ selbst, speisten ihn zu einem fest vereinbarten Preis ins öffentliche Stromnetz ein oder verkauften ihn an der Dresdner Strombörse.

Mit Betreibern der bisherigen Bürger-Solar-Anlagen auf Dächern von kommunalen Gebäuden stehen die Bipla-Leute in Kontakt. Bürgermeister Schmutz soll erste Gespräche mit dem Energieversorger EnBW geführt haben. Es sei jedoch klargeworden, dass in dieser Zeit des energiepolitischen Umbruchs vorerst wohl kein Versorgungsunternehmen zu finden sei, das Verpflichtungen für Bürger-PV-Anlagen übernehmen wolle, also beispielsweise bei Vernetzung, Logistik und Reststromversorgung, wenn die Sonne nicht scheine.

Dass er die Bipla „für wichtiger denn je“ halte, hatte Schmutz Ende November 2023 betont. Hintergrund: Eine örtliche Gestaltungssatzung zum Schutz der historischen Altstadt erlaubt dort inzwischen PV-Anlagen unter bestimmten Voraussetzungen. Dagegen hatte sich die Bipla immer ausgesprochen, diese Entwicklung aber durchaus kommen sehen. Denn durch Änderung der Landesbauordnung habe die Photovoltaik und somit der Klimaschutz bereits Anfang 2023 Vorrang gegenüber dem Denkmalschutz erhalten. Aufgrund der geänderten örtlichen Vorgaben und baulichen Gegebenheiten rechnen jedoch weder Verwaltung noch Bipla mit einer Antragsflut. Für Schmutz gilt es außerdem als wichtiges Ziel, Altstadtbewohnern, die keine Eigentümer seien, Zugang zu erneuerbarem Strom zu gewähren. Das Problem bestehe weniger darin, dafür geeignete Flächen zu finden, sondern vielmehr in rechtlichen Vorgaben, die Netzbetreiber zu erfüllen hätten.

Zwei Solarpakete in Planung

Rückenwind verspürt die Bipla durch die „Photovoltaik-Strategie“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz. Zentrales Anliegen sei nämlich jenes „Energy Sharing“. Zwei so genannte „Solarpakete“ könnten 2024 Gesetz werden. Schon jetzt seien potenzielle PV-Flächen auf bis zu 500 Meter breiten Seitenstreifen entlang von Autobahnen und Bahnstrecken privilegierte Vorhaben. Aus diesen Vorgaben ziehe die Bipla Rückschlüsse - sowohl für in Frage kommende Flächen als auch dafür, wie Anlagen zu installieren sei, nämlich natur- und artengerecht.

„Ermutigend“ trete der Verein „Deutsche Gesellschaft für Solarenergie“ aufgekommenen Sorgen darüber entgegen, was aus all den Plänen werde, nachdem durch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts im Etat für das kommende Jahr ein großes Loch klaffe.

Freier Autor Peter Jaschke ist freier Mitarbeiter seit 1997 und macht überwiegend regionale Berichterstattung, nimmt aber auch Sport- und Kultur-Termine wahr.

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