Ladenburg. "Wir freuen uns“, sagt Annette Falkowski. Sie spricht im Namen ihrer Ehefrau und der gemeinsamen Hündin namens Pebbles. „Sie ist unser Familienmitglied“, erklärt Falkowskis Partnerin Silvia Lay. So tief ist ihre Verbundenheit – auch zum Haustier –, dass die beiden Hundefreundinnen später einmal nicht nur zusammen, sondern ebenso neben ihrem vierbeinigen Liebling in ein und derselben Urnengrabstelle beigesetzt werden wollen. Das ist jetzt in Ladenburg möglich.
„Beeindruckt von so großem Interesse bei diesem garstigen Wetter“, zeigt sich Bürgermeister Stefan Schmutz, als er das neuangelegte Grabfeld „Unter Bäumen“ am verregneten Samstagnachmittag mit vielen Gästen auf dem städtischen Friedhof nach zweijähriger Planungszeit seiner Bestimmung übergab. Es befindet sich am Ostrand rings um die Skulptur „Kreuzbaum“, die der Ladenburger Künstler Hans-Michael Kissel bereits 1993 aus mit Bronze überschweißtem Kupfer gestaltet hat. „Die Blätter erinnern an Wiedergeburt und ein neues Leben“, erläutert Kissel. Dass ansonsten mit einem großen Zürgelbaum lediglich noch ein natürlicher Hochstamm das insgesamt hochansprechend gärtnergepflegte Grabfeld „Unter Bäumen“ prägt, ist Dürresommern und Pilzbefall geschuldet, bedauert Schmutz.
Intensive Bindung über den Tod hinaus
Glücklicherweise hatte sich Kettensägekünstler Jochen Liebrich aus Ladenburg erneut dazu gewinnen lassen, vermeintlichem Totholz „neues Leben einzuhauchen“, so Schmutz. Diesmal hatte Liebrich aus einem Baumstumpf zwei Vogelfiguren gefräst. Das Kreuzschnabel-Paar entstand im Austausch und in Zusammenarbeit mit Kissel, den diese Federtierart an seine Kindheit erinnert. Weitere Details schaffen Stimmung: Da ist die gärtnerisch gestaltete Waldkulisse. Und der Identität stiftende Mustergrabstein mit Pfotenabdruck im Umriss einer Menschenhand, den der örtliche Steinmetzmeister Thorsten Werner geschaffen hat. Den Wegebau um das von der Kontur her an Herz oder Träne erinnernde Hauptbeet besorgte Wolfgang Höflein (Firma Erda).
„Unsere Gesellschaft ändert sich, und auch unser Friedhof wandelt sich“, sagt Schmutz. Die oft intensive Bindung zwischen Mensch und Tier wirke bei vielen über den Tod hinaus. Dieser Entwicklung will die Stadt mit unterschiedlichen Bestattungsformen Rechnung tragen. Das Angebot, neben mindestens einer Urne mit menschlicher Asche auch die von maximal drei Tieren zu bestatten, gilt im süddeutschen Raum als Novum. „Ladenburg zählt zu den Vorreitern“, so Schmutz. Als Friedhofsgärtner habe Stadtrat Heiko Freund „maßgebliche Vorarbeit“ geleistet, bis die neue Satzung im Rat beschlossen und der Vertrag mit der Genossenschaft Badischer Friedhofsgärtner besiegelt war.
„Froh über tatkräftige Partner an unserer Seite“, äußert sich die bei der Genossenschaft für Dauergrabpflege zuständige Miriam Maisenhölder. Eine Urnengrabstätte mit Pflege für 30 Jahre koste 2.250 Euro (ohne Extragrabmal). Das Tier dürfe auch schon vor dem Ableben des Menschen bestattet werden. Auch Bestatter Rolf Gregor informiere darüber. „Die Nachfrage ist groß“, weiß Freund, der das Grabfeld pflegt. Er lobt die von Anfang an „große Unterstützung“ durch Schmutz und Roger Jochim (Friedhofsverwaltung), der „viel geleistet“ habe.
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