Ladenburg. Es war zwischenzeitlich ruhig geworden um das gemeinschaftliche Wohnprojekt Oekogeno-Vielfalt im Ladenburger Neubaugebiet Nordstadt-Kurzgewann. Doch hinter den Kulissen wurde hart gearbeitet. Am Donnerstagabend konnte Andrasch Kaiser als Finanzvorstand der Oekogeno-Genossenschaft Freiburg Vollzug melden: Das Grundstück ist gekauft.
Kurz zuvor war der Vertrag im Rathaus unterzeichnet worden. Als Kaiser dies bei der Auftaktveranstaltung des inklusiven Wohnprojekts im nahezu voll besetzten Domhof verkündete, kam Beifall auf. Bürgermeister Stefan Schmutz beglückwünschte „alle, die seit vielen Jahren an die Idee, die dieses Projekt auszeichnet, geglaubt haben“.
Von Anfang an, so Schmutz, habe ihn „der Mut fasziniert, aber auch die Naivität“, die es brauche, um neue Dinge zu bewegen. Schmutz bekannte sich klar zu dem Vorhaben, das vor Jahren schon als künftiges Aushängeschild des Neubaugebiets galt: „Ich habe mit Leidenschaft und Kraft immer daran geglaubt, und an der einen oder anderen Stelle, wenn manche nicht mehr daran geglaubt haben, gesagt: Doch, gebt denen noch ein bisschen mehr Zeit.“
Ladenburg: Planungsgemeinschaft Vielfalt vom Förderstopp der Kfw-Bank betroffen
Dass Schmutz sich stark damit identifiziert, hat einen Grund. Hat sich doch das Wohnprojekt das Ziel gesetzt, „das Miteinander im Nordstadt-Kurzgewann zu bereichern und ihm eine soziale Mitte geben“. Vor sieben Jahren hatte es an derselben Stelle schon einmal eine Art Startschuss gegeben. Einige von damals, als es „Initialzündung“ hieß, sind immer noch dabei. 2021 hatten sie auf dem Grundstück mit 6000 Quadratmeter Wohnfläche zwischen Grünem Boulevard und Weinheimer Straße bereits Bauschilder eingeschlagen, um zu signalisieren, dass sich etwas tut.
Kurz darauf schien das Projekt, das bundesweit Aufmerksamkeit erzielte, am Ende, als die seit 2015 aktive Planungsgemeinschaft Vielfalt vom plötzlichen Förderstopp der Kfw-Bank betroffen war. Glücklicherweise gelang es 2022, die Freiburger Genossenschaft Oekogeno mit 16.000 Mitgliedern zu gewinnen. Diese hat seit 2013 schon sechs ähnliche Projekte realisiert.
„Mit Herzblut“, sagt Kaiser im Domhof, weil der Oekogeno „Sinnmaximierung wichtiger als Gewinnmaximierung“ sei. Fünf weitere Wohnbauvorhaben sind derzeit in Planung, darunter Ladenburg mit jetzt 89 Wohneinheiten und damit rund 20 mehr als früher geplant. Die frühere Architektur musste einer wirtschaftlicheren Bauweise weichen. „Der Baukörper ist aus Kostengründen so kompakt wie möglich“, sagt Oekogeno-Projektleiterin Petra Essing.
Geblieben ist die V-förmige Anordnung zweiter Gebäude in Holzbauweise. Geblieben von den ursprünglichen Ideen sind auch Laubengang mit Verbindungssteg zwischen beiden Trakten, öffentliche Durchwegung, Begegnungsstätten im Innenhof, Gemeinschaftsflächen sowie Kita und Café mit Terrasse. Ebenso unverändert sind die Werte, die die Macher motivieren.
In Ladenburg sollen Cluster-Wohngemeinschaften für beeinträchtigte Personen entstehen
„Eine nachhaltige Lebensweise“ zählt für Ladenburgs Martin Ziegler dazu. Er ist seit Juni 2023 Vorstand der örtlichen Tochter Oekogeno-Vielfalt Ladenburg und so etwas wie das Bindeglied zwischen Römerstadt und Freiburg. Wichtig ist auch ihm der Inklusionsgedanke, weshalb Cluster-Wohngemeinschaften für beeinträchtigte Personen und rollstuhlgerechte WGs entstehen. Es sind 81 Autostellplätze in der Tiefgarage vorgesehen und weitere oberirdisch. Eine Bushaltestelle befindet sich vorm Haus. Weitere Merkmale sind Kooperationen mit öffentlichen oder freien Trägern.
Wenn diesmal alles läuft wie geplant, soll Mitte 2026 Baubeginn sein. Mitte 2028 sollen die ersten einziehen. „Es ist ein großes Projekt, und es dauert“, sagt der fürs Finanzielle verantwortliche Jörg Heilmann aus dem 27 Mitarbeitende zählenden Oekogeno-Team. Dessen Serviceleistungen umfassen unter anderem Projektsteuerung, Mietverwaltung und kaufmännische Betriebsführung.
Das ist sicher hilfreich. Liegt doch der Kapitalbedarf bei insgesamt rund 45 Millionen Euro. Davon entfallen 21,2 Millionen Euro auf den Bau der 50 Eigentumswohnungen im Bauträgermodell (östlicher Komplex) und 22 Millionen Euro auf den Bau der 39 Genossenschaftswohnungen im westlichen Teil des Areals. Die Kaufpreise liegen im Durchschnitt bei 6300 Euro pro Quadratmeter, die reine Kostenmiete bei 18 bis 19 Euro pro Quadratmeter.
„Wir möchten unsere Idee des gemeinschaftlichen Wohnens in Ladenburg noch mehr auf Eigentumswohnungen übertragen“, erklärt Oekogeno-Vertriebsleiter und Inklusionsfachmann Simon Stott im Domhof. Im Alltag der Bewohner sollen die Eigentumsverhältnisse jedoch in den Hintergrund treten. „Wir glauben, dass man auch Eigentum besitzen und trotzdem eine Gemeinschaft formen kann“, so Stott. Dies sei das „große Wagnis in Ladenburg, und wir hoffen, dass es gutgeht“. Ziel sei es, eine „selbstorganisierte, solidarische und inklusive Haus- und Quartiersgemeinschaft“ zu schaffen.
Das Mehrgenerationen-Wohnprojekt will auch eine nachhaltige Geldanlage sein. Bei Interesse an vertiefenden Gesprächen vor Ort in den kommenden Wochen genügt eine E-Mail (info@oekogeno-vielfalt.de) mit dem Stichwort Eigentum oder Genossenschaft (Internet: www.oekogeno.de/vielfalt-in-ladenburg).
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