Beim ersten Spatenstich vor viereinhalb Jahren im Ladenburger Neubaugebiet Nordstadt-Kurzgewann: Bürgermeister Stefan Schmutz freut sich auf ein „neues, buntes und schönes Stück Ladenburg“. Der Startschuss zur Erschließung erfolgte damals ganz bewusst im Bereich des geplanten Grünen Boulevards als „Begegnungsfläche mit hoher Qualität für alle Ladenburger“. Vor zweieinhalb Jahren bezogen die ersten ihre Häuser im Quartier. Bis heute ist jedoch von jener zentralen Grünfläche noch nichts zu sehen.
„Die Vorbereitungen für die Gestaltung laufen aber bereits“, heißt es in der Antwort auf eine Anfrage dieser Redaktion bei Schmutz und Stadtbaumeister André Rehmsmeier. Die Verantwortlichen räumen ein, dass die Nord-Süd-Achse bis auf Weiteres noch als „Baustraße“ benötigt werde. Und bestätigen, was Nordstadtbewohner im Gespräch mit dieser Redaktion befürchten: „Eine Gestaltung ist dort erst in den nächsten zwei bis drei Jahren realistisch.“ Um den überwiegend jungen Familien mit kleinen Kindern entgegenzukommen, ist ein „erster Schritt“ vorgesehen: Noch 2023 soll mit der Errichtung von Bolzplatz und Naherholungsfläche im nördlichen Teil des Boulevards – gegenüber der gerade entstehenden Kita „Gänsäcker“ – begonnen werden.
Weiterer Spielplatz geplant
Immerhin müssen Anwohner nicht befürchten, wegen der Verspätung erneut zur Kasse gebeten zu werden. Die Stadt versichert, dass dies „rechtlich gar nicht möglich“ sei. Die bereits geleisteten Erschließungsgelder verwalte der Maßnahmenträger „bis zur Verausgabung treuhänderisch“. Geplant sei später ein weiterer Spielplatz im südlichen Bereich der Grünfläche. Für den mittleren Teil soll noch dieses Jahr die Bürgerbeteiligung anlaufen, um Vorschläge für die Gestaltung des größten Teilstücks zu sammeln. Mit im Planungsboot ist das Stuttgarter Büro „Luz Landschaftsarchitektur“, das beim Grünprojekt 2005 in Ladenburg Regie geführt hatte. Eine wichtige Vorgabe: Seitlich des Boulevards sollen keine Autos fahren dürfen, um die Aufenthaltsqualität zu steigern.
Doch ist der Boulevard nicht das einzige Element, das noch fehlt: Auch das Mehrgenerationenprojekt „Vielfalt“ lässt mit seiner quartierprägenden Architektur aus Holz und Beton (wir berichteten mehrfach) weiter auf sich warten. Die Planungsgemeinschaft, deren Konzept Café, Krippe und Gesundheitszentrum umfasst, hatte im August 2021 mit dem Aufstellen von Bauschildern einen „allerersten symbolischen Spatenstich“ gesetzt. Anfang 2022 dann ein Schockmoment: Das Projekt ist vom Förderstopp der staatlichen Kreditanstalt kfw betroffen. Kurz darauf steigt die mitgliederstarke Ökogeno-Genossenschaft ein und ein innovatives Energiekonzept wird vorgestellt. Seitdem ist es still um das Vorhaben geworden. Die Verwaltung zeigt sich jedoch „zuversichtlich, dass das Projekt in diesem Jahr einen großen und entscheidenden Schritt weiterkommt“.
Eine Handvoll unbebauter Baugrundstücke der Stadt, die als Mehrfamilienhäuser projektiert werden sollen, sind nach Angaben der Verwaltung derzeit noch auf dem Markt. Doch setzen hohe Zinsen und gestiegenen Baukosten dem Hausbau zu. Das berichtet das Redaktionsnetzwerk Deutschland. In Ladenburg sind laut Stadtverwaltung denn auch insgesamt vier bereits verkaufte Grundstücke zurückgegeben worden. Neben dem veränderten Marktumfeld in den Krisenjahren 2021 und 2022, das Bauvorhaben unwirtschaftlich gemacht habe, hätten Investoren nach der Grundstücksvergabe keine Bereitschaft gezeigt, die Vergabekriterien zu erfüllen. Es sei jedoch davon auszugehen, die „attraktiv gelegenen Grundstücke bei einer öffentlichen Vergabe veräußern zu können“. Die Ausschreibung werde vorbereitet.
Was den sozialen Wohnungsbau betrifft, sollen am Ende mindestens 62 Wohneinheiten in Geschossbauten vermietet werden, davon 14 preisgedämpft und 48 sozialgefördert. Dies ist nach Auskunft der Stadt beim Verkauf öffentlicher Baugrundstücke grundbuchrechtlich vereinbart worden. Voraussichtlich 2024 sollen die ersten Wohnungen bezugsfertig sein.
Bebauungszwang vorgesehen
Die Kaltmiete betrage 8,50 bis 9,50 Euro pro Quadratmeter. Um Spekulation zu verhindern, sieht jeder Vertrag mit der Stadt Ladenburg einen Bebauungszwang innerhalb einer Frist vor. Werde das Projekt in diesem Zeitraum nicht umgesetzt, sei das Grundstück zurückzugeben. Dies würde sich mancher Anwohner auch für Privateigentümer wünschen, um dauerhafte Baulücken zu vermeiden. Doch spielt ein solches Baugebot im kommunalen Handeln nach wie vor „kaum eine Rolle“, wie Forscher vom Deutschen Institut für Urbanistik kürzlich festgestellt haben.
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