Ladenburg. Die Geschäftswelt in der Ladenburger Altstadt verliert erneut einen Anziehungspunkt: Zum Ende dieses Jahres schließt Angelika Wagner das nach ihr benannte Geschäft „Angelika Wagner – Mode und Accessoires“ in der Kirchenstraße. 1988 hatte sie es dort eröffnet, nachdem die ausgebildete Kosmetikerin zuvor neun Jahre lang in der Hauptstraße eine Parfümerie mit Kosmetikinstitut betrieben hatte. Seit insgesamt 45 Jahren im Einzelhandel tätig, hört sie nun schweren Herzens auf. Der Räumungsverkauf ist angelaufen.
Nachmieterin ist die evangelische Kirchengemeinde, die in den Räumen das neue Büro der Diakonin einrichtet, weil das bisherige im maroden Gemeindehaus kaum mehr beheizbar ist. „Ich hatte treue Kundinnen, denen ich dankbar bin für ihr Vertrauen und von denen mir viele zu Freundinnen geworden sind“, sagt Wagner wehmütig. Gerade in der Coronazeit habe deren Loyalität große Hilfe bedeutet. „Sicher werde ich die gemeinsame Zeit vermissen, und Tschüss zu sagen, fällt mir ganz schön schwer“, erklärt die Ladenburgerin. Sie stammt ursprünglich aus Hessen.
Der Liebe wegen war sie nach Ladenburg gekommen. 1979 macht sie sich selbstständig. Weil der Kundenkreis rasch wächst, zieht sie zunächst innerhalb der Hauptstraße um und erweitert die Parfümerieangebote in größeren Räumen nicht nur um Schönheitspflege, sondern auch um Accessoires wie Schals und einer kleinen Auswahl hochwertiger Damenkleidung. Sie berät Kundinnen erfolgreich dabei, Kleidung und Make-up passend zum Typ zu wählen. Bald darauf wechselt sie ganz die Branche.
Unter dem Motto „Anders als woanders“ läuft das fortan reine Bekleidungsgeschäft in der Kirchenstraße bis heute. Nach wie vor lautet ihre Maxime: „Jede Frau kann toll aussehen – mit der richtigen Beratung.“ Dass sich Kundinnen in entspannter Einkaufsatmosphäre wohl und nach entsprechenden Tipps auch nicht verkleidet fühlen, ist ihr besonders wichtig. Die Frage, was sie jahrzehntelang motiviert hat, beantwortet sie so: „Ich habe es immer unheimlich gerne gemacht, mit Liebe und Freude.“ Beflügelt sie habe selbst nach einem harten Arbeitstag stets „die Zufriedenheit der Kundinnen“.
All die Jahre habe sie „immer Wert darauf gelegt, Firmen zu haben, die nicht überall hängen oder in großen Häusern vertreten sind“. Bei der Auswahl ihrer sportlich-eleganten Kollektion habe auch Qualität und Nachhaltigkeit eine Rolle gespielt.
Räumungsverkauf mit rotem Teppich
In Zukunft will sie an zwei, drei Tagen in der Woche als Angestellte in ihren alten Beruf der Kosmetikerin zurückkehren. Das Rentenalter habe sie zwar „schon längst“ erreicht, wie sie sagt. Doch fühle sie sich „noch fit“. Vor sieben Jahren sei ihr Mann gestorben. Sie könne außerdem auch nach dem „Hinklotzen“ in den vergangenen Jahren, als ihr früher sechsköpfiges Team stark geschrumpft war, nicht sofort ganz aufhören. Wie sehr auch ihre Kundschaft bedauert, dass das Kapitel „Mode und Accessoires“ bald endet, erfährt sie beim angelaufenen Räumungsverkauf, für den Wagner im Eingangsbereich buchstäblich noch einmal den roten Teppich für die Kundschaft ausrollt, sicher noch stärker als jetzt schon.
Dass künftig die evangelische Kirchengemeinde diese Räume nutzt, hängt mit Sparplänen der Landeskirche Baden zusammen (diese Redaktion berichtete ausführlich). Diese führen dazu, dass das Gemeindehaus bald keine Beihilfen zum Unterhalt mehr bekommt und wohl abgerissen wird. Möglicherweise verkauft die Kirchengemeinde das Grundstück an der Realschulstraße an einen Investor, um den Ausbau der in ihrem Bestand gesicherten Kirche fürs Gemeindeleben zu finanzieren. Für künftige Nutzungsarten anstelle der kirchlichen ist am bisherigen Gemeindehausstandort jedoch noch eine Änderung des Bebauungsplans erforderlich.
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