Ladenburg. „Wir starten gerade durch“, freut sich Heiko Zillich von der Planungsgemeinschaft Vielfalt. Die zurzeit aus 20 Erwachsenen mit bald zwölf Kindern bestehende Baugruppe arbeitet gemeinschaftlich daran, im Ladenburger Neubaugebiet Nordstadt-Kurzgewann ein inklusives und lebendiges Wohnprojekt für Jung und Alt zu errichten. Der Gemeinderat befürwortet das Konzept, das aufgrund seines sozialen Charakters als ein Herzstück des entstehenden Quartiers gilt.
Zuwachs ist ausdrücklich erwünscht. Deshalb kommt das leerstehende Ladengeschäft in der Hauptstraße 6, das die Stadt Ladenburg der Gesellschaft des bürgerlichen Rechts (GbR) jetzt zur Verfügung stellt, genau zur rechten Zeit. „Wir nutzen die beiden Schaufenster in zentraler Lage für unsere Öffentlichkeitsarbeit und Einzelgespräche, bis wieder Versammlungen möglich sind und man mehreren Interessenten anhand von Plänen Auskünfte geben kann.“ Das sagt Camille Lefèvre, die als werdende Mutter ebenso an dem Mehrgenerationenprojekt für bezahlbaren Wohnraum mitwirkt.
Baubeginn Mitte 2022 anvisiert
Demnächst sollen die Fachplanung beauftragt und ein Vorentwurf der Grundarchitektur des Vorhabens festgelegt werden. Dazu hat die Planungsgemeinschaft die Berliner Architektin Inka Drohn mit ins Boot geholt. Ihr Büro Arch.id ist vor knapp einem Jahr nach zweitägiger Planungswerkstatt im evangelischen Gemeindehaus und nachfolgend „intensiver Online-Diskussion“ als Partner hervorgegangen. Mit der bauantragsreifen Planung rechnet die von Architekt Rainer Kroll aus Karlsruhe beratene Baugruppe bis Ende dieses Jahres. Dann erfolgt auch der Grundstückskauf, worauf die Stadt eine Option eingeräumt hat.
„Der Bau könnte vielleicht Mitte 2022 beginnen“, schätzt Zillich. Er geht von einer rund zweijährigen Bauzeit aus. Rund 7500 Quadratmeter Grundfläche werden am südöstlichen Rand des Quartiers entlang der Weinheimer Straße beplant. „Davon sind mittlerweile ein knappes Viertel fest vergeben und zusätzlich rund 1000 Quadratmeter bei Interessenten ernsthaft im Gespräch“, sagt Zillich. Zur Planungsgemeinschaft zählen aktuell 20 Erwachsene und ein Dutzend Kinder sowie Habito. Der Heidelberger Verein bringt als Initiator und Gründungsgesellschafter des vielversprechenden Ladenburger Projekts Erfahrungen im Aufbau von inklusiven Wohnprojekten und aus dem Betrieb seines Mehrgenerationenhauses in Heidelberg ein. „Wir werden auch eine Wohngemeinschaft einrichten, in der zusätzlich bis zu acht Menschen mit Handicaps wohnen können“, führt Zillich als Habito-Geschäftsführer aus.
Bereits zahlreiche Interessenten
Doch beabsichtigt die „Vielfalt“ auch, soziale Infrastruktur einzubinden: „Wir sind mit Arztpraxen sowie mit Physio-, Ergo- und Psychotherapeuten im Gespräch, um ein kleines Gesundheitszentrum zu integrieren“, kündigt Zillich an. Obendrein sei ein Café-Betreiber daran interessiert, eine Ecke des Gebäudes zu übernehmen. „Wir sind fest davon überzeugt, dass alles klappt, und freuen uns über weitere Menschen, die mitgestalten wollen“, betont Zillich.
An Interesse mangele es nicht, berichtet er weiter: „Kürzlich hatten wir einen Online-Termin mit 25 Teilnehmern, die sich vorstellen könnten, mitzumachen.“ Um das Konzept besser umsetzen zu können, seien „soziale Investoren“ wichtig, die beispielsweise auch in eine Genossenschaft miteinsteigen würden. Dass zum gegenwärtigen Planungsstand „der ideale Zeitpunkt da“ sei, sich zu beteiligen, findet Camille Lefèvre und weist auf den nächsten Infotermin am Mittwoch, 21. April, um 20 Uhr hin. „Da stellen wir das Vorhaben ausführlich vor und beantworten Fragen.“ Anmeldung zur Zoom-Videokonferenz per E-Mail an ag-oeffentlichkeit@vielfalt-ladenburg.de.
Planungsgemeinschaft Vielfalt
- Anfang 2015: Beschluss der Vorstandschaft des Heidelberger Vereins Habito, darunter Fred Hammerschlag aus Ladenburg, am öffentlichen Beteiligungsprozess zur Entwicklung der neuen Ladenburger Nordstadt mitzuwirken.
- Ende 2016: Erster Workshop zum Mehrgenerationen-Projekt mit zwölf Teilnehmern.
- August 2017: Gründung der Planungsgemeinschaft Vielfalt.
- Februar 2018: Erster öffentlicher Infoabend im Ladenburger Domhof.
- 2019: Zustimmung des Gemeinderats für das „Vielfalt“-Konzept im Baufenster „Innovative Wohnformen“.
- 2020: Aus dem Planungslabor geht das Büro Arch.id (Berlin) als Partner hervor, der bis Ende 2021 antragsreife Planung erarbeiten soll.
- 2023/24: Voraussichtliche Fertigstellung der Gebäude. pj
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