Als „langfristigen und zielgerichteten Handlungsrahmen“ hat Ladenburgs Stadtbaumeister André Rehmsmeier am Mittwochabend im Gemeinderat das Entwicklungskonzept „Ladenburg.2035“ vorgestellt. Es wurde in den vergangenen zwei Jahren mit Bürgerbeteiligung, Expertengesprächen und einer Umfrage von der Stadtentwicklungsgesellschaft Stuttgart (STEG) erstellt. „Ein wichtiges und sehr gutes Instrument“, so Rehmsmeier, war dabei ein Boden-Luftbild von 16 Quadratmetern Größe, das sich außerordentlich bewährt habe, weil man vieles leichter verorten und so anschaulicher machen konnte.
In insgesamt sechs Themenfelder gliedert sich „Ladenburg.2035“, nämlich Wohnen, Arbeiten, Klima, Mobilität, Leben und Kommunikation sowie Bildung und Versorgung. Daraus haben die Raumplaner aufgrund der Rückmeldungen aus Bürgerschaft und Gemeinderat sogenannte Schlüsselprojekte wie zum Beispiel die „autofreie Altstadt“ herausgearbeitet. Konkret dazu sagte Rehmsmeier: „Ich bin nicht sicher, ob wir das hinbekommen, aber auch eine autoarme Altstadt wäre ein Gewinn.“ Beim Großthema Mobilität ist auf dem Papier außerdem festgehalten, dass der motorisierte Verkehr bis 2035 halbiert werden soll. Die Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmenden sei das Ziel. Keiner solle mehr auf ein Auto angewiesen sein.
ÖPNV noch ausbaufähig
„Beim öffentlichen Personennahverkehr müssen wir noch eine Schippe drauf legen“, räumt Rehmsmeier ein. So sei das Bahnhofsumfeld umzugestalten und zum Nahverkehrsknotenpunkt auszubauen. Eine „deutliche Verbesserung“ würde eine Straßenbahn nach und von Mannheim bedeuten. Im Blick über den Stadtrand hinaus ist auch das mit der Nachbargemeinde Ilvesheim geplante Interkommunale Gewerbegebiet enthalten, das „als Chance diskutiert“ werden soll. Als Arbeitsort habe die Stadt, gemessen an ihrer Einwohnerzahl, eine „ungewöhnlich hohe Zahl an Einpendlern“, die – von auswärts kommend – in der Römerstadt ihr Geld verdienen. Handel und Dienstleistung in der Altstadt gelte es zu stärken. „Noch nicht optimal“ sei die Glasfaseranbindung für schnelles Internet.
„Ein ehrgeiziges Ziel“ ist es laut Rehmsmeier, die Stadt bis 2040 klimaneutral zu machen, so dass die Menge an klimaschädlichen Gasen in der Atmosphäre nicht erhöht wird. Die „klimagerechte Stadt“ habe aber auch mit Klimafolgen wie Wetterextremen umzugehen. Ladenburg wolle ökologische Landwirtschaft „fördern und fordern“. Mit Freiflächen sei sparsam umzugehen. Um die Attraktivität der Gesamtstadt zu steigern, soll ein „Kultursommer“ als Festival mit überregionaler Strahlkraft etabliert werden. Dieses Ziel ist im Themenfeld „Leben und Kommunikation“ enthalten. Auch sollen „Begegnungsorte gefördert“ und der öffentliche Raum – auch mit Blick auf Behinderte und eine zunehmend steigende Zahl an Älteren – weitgehend barrierefrei gestaltet werden.
Unter dem Aspekt von Bildung und Versorgung soll die Digitalisierung von Einrichtungen vorangetrieben werden. Die Angebote zur Kleinkindbetreuung seien ebenso zu verstärken wie die der Grundschulen. Eine zentrale Mensa im Schulzentrum gilt ebenfalls als Teilziel. Die in den kommenden Jahren geplante Sanierung des Freibads und der anschließend umzusetzende Masterplan fürs Römerstadion betont Rehmsmeier in seinem Überblick ebenso wie die „bessere Anbindung“ des Neubaugebiets Nordstadt-Kurzgewann an die Kernstadt. Er bittet die frühen Bewohner im erst zu 15 Prozent aufgesiedelten Quartier um Geduld: „Wer dort bereits wohnt, will alles schön und keine Baustellen mehr haben, aber so schnell geht das nicht.“
„Handbuch für Entscheidungen“
Bevor das Konzept einstimmig beschlossen wird, nehmen Sprecher der Fraktionen dazu Stellung: Karl-Martin Hoffmann (CDU) sieht darin ein „Handbuch für die künftige Politik, das bei Entscheidungen zu berücksichtigen ist“. Lobenswert sei die Beteiligung der Bevölkerung. Dagegen hätte sich Max Keller (Grüne) „mehr Bürgerbeteiligung gewünscht“. Offenbar betreffe vieles die Leute „nicht direkt genug“. Dabei gehe es doch „um unser Ladenburg der nächsten Jahre“. Das Konzept, das auch „Sprengstoff“ berge, was Keller jedoch nicht konkretisierte, sei eine „gute Zusammenfassung dessen, was uns in der Stadt bewegt“.
Für Gerhard Kleinböck (SPD) sind Angebote für Senioren wie der Ausbau der Tagespflege zu wenig berücksichtigt worden. „Wir freuen uns, wenn die Themen umgesetzt werden“, sagt Tim Ruster (Freie Wähler). Eine „Momentaufnahme, die fortgeschrieben werden muss“, sieht Ernst Peters (FDP) in dem Konzept. Die Bürgerbeteiligung hält er für „extrem gut“.
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