Ladenburg

Einbahnstraßen-Test in Ladenburg: Der Umbau kostet Millionen

Seit Oktober 2022 gilt in Ladenburg versuchsweise eine Einbahnregelung in den Bereichen Neue Anlage/Jahnstraße sowie Luisen- und Schwarzkreuzstraße. Bei der dritten Bürgerbeteiligung im Domhof gibt es viele neue Wünsche

Von 
Peter Jaschke
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Zur Einbahnstraßenregelung – hier die offenbar ungünstig platzierte Fußgängerquerung in der Neuen Anlage – kommt die Bürgerschaft noch einmal zu Wort. © Peter Jaschke

Was gibt es Neues zum Verkehrsversuch in Ladenburg? Die seit anderthalb Jahren geltende Einbahnstraßenregelung in zwei wichtigen Verbindungsachsen am nördlichen Altstadtrand steht zwar offiziell bis Ende April auf dem Prüfstand. Doch die zwölfmonatige Testphase mit Verkehrsmessungen in Schwarzkreuz- und Luisenstraße sowie Jahnstraße und Neue Anlage ist „so gut wie beendet“. Das sagt Verkehrsplaner Stefan Wammetsberger (Karlsruhe) vom Fachbüro Köhler & Leutwein am Mittwochabend im mehr als dreiviertelvollen Domhofsaal.

„Bilanz ziehen und einen Ausblick wagen“, das ist für Bürgermeister Stefan Schmutz Ziel der dritten Bürgerbeteiligung zum Thema. Das überwiegend aus Anwohnern bestehende Publikum äußert erneut Wünsche und Meinungen – vor allem zu Sicherheitsaspekten, gegenläufig möglichem Radverkehr und der Situation in Seitenstraßen. Das Fazit von Rathausmitarbeiterin Anna Struve als Moderatorin lautet aufgrund vorgelegter Messzahlen mit wöchentlich bis zu 24 800 Autos in den Tempo-30-Zonen: In beiden Straßen, aber vor allem in der Schwarzkreuzstraße, werde zu schnell gefahren. In der Letzteren seien auch die gemeldeten Unfallzahlen von vier (2022) auf acht angestiegen, während diese in der Neuen Anlage (6) etwa gleich geblieben seien. Laut Fachplaner hat der Verkehr in jenen „etwa gleichbelasteten Straßen“ gegenüber 2018 um 20 Prozent abgenommen. Eine Ursachenanalyse folge noch. Die Abbiegesituation von der Wallstadter Straße nach links in die Neue Anlage sei leicht zu entschärfen.

Schmutz verspricht, „vieles von dem mitzunehmen, was angesprochen wurde“, betont aber: „Entscheider sind der Gemeinderat und vor allem die Straßenverkehrsbehörde.“ Am Mittwoch, 8. Mai, trifft sich die Verwaltungsspitze mit Fachleuten vom Landratsamt Rhein-Neckar und Polizei. Was dabei herauskommt, soll am Mittwoch, 15. Mai, ab 18 Uhr in öffentlicher Ratssitzung vorgestellt und ebenso beraten werden wie Bürgeranregungen. „Bis wir eine Entscheidung haben, bleibt alles so, wie es momentan ist“, sagt André Rehmsmeier, der Fachbereichsleiter der technischen Verwaltung im Rathaus.

In einem Jahr lässt sich finanziell nicht alles umsetzen

Für die weitere Meinungsbildung sicher nicht unbedeutend sind diese Zahlen: Vier bis sechs Millionen Euro würde es laut Rehmsmeier kosten alles umzubauen. Es ginge also „schon allein finanziell nicht, alles im übernächsten Jahr zu machen“. In einer ersten Umsetzungsstufe ließen sich – falls Rat und Behörde ja sagen – noch dieses Jahr (Park-)Markierungen, endgültige Beschilderungen und die Umgestaltung der Einmündungen machen. Die beiden Bushaltestellen in den Einbahnstraßen wären zwischen 2025 und 2027 barrierefrei umzubauen. „Das Finale der Umgestaltung“, so Rehmsmeier, „ist jedoch abhängig von der Kanalsanierung, deren Umfang derzeit geprüft wird und die mit der Fahrbahnsanierung Hand in Hand gehen müsste.“

Zu den genannten Unfallzahlen gibt eine Anwohnerin zu bedenken, dass es in ihrer Nachbarschaft einige Blechschäden gegeben habe, die nicht der Polizei gemeldet worden seien. Sie regt außerdem an, die künstliche Fahrbahnverengung in Höhe Schulstraße, die den Schulweg sicherer machen soll, nach Osten zu verlegen. Denn die Kinder kämen derzeit auf der anderen Gehwegseite an und sollten nicht zusätzlich eine Straße queren müssen, um zur Furt zu gelangen. Eine Frau ruft alle Anwohner auf, zum Parken jeweils eigene Garagen und Hofeinfahrten zu nutzen. Ein Mann meint, dass heutige Autos dafür zu groß seien. Eine weitere Anwohnerin ärgert es, dass immer noch zu viele glaubten, die beiden Einbahn- seien Vorfahrtsstraßen. Darauf Wammetsberger: „Unser Vorschlag ist, die Einmündungsbereiche so eindeutig zu gestalten, dass klar ist, dass rechts vor links gilt“. Ginge es allein nach den anwesenden Anwohnern, sollte die Einbahnregelung beibehalten werden. Das ergibt die Abstimmung am Ende erneut. Die Mehrheit will jedoch ausnahmslos alle vier Sträßchen zwischen den gegenläufig einspurigen Fahrbahnen ebenso dauerhaft jeweils in Einbahnen umgewandelt haben, um Begegnungsverkehr zu vermeiden. Der Fachplaner schlägt dagegen vor, eine davon, nämlich die Schulstraße, weiterhin im Zweirichtungsverkehr zu belassen. Das findet ebenso Kritik wie die damit zusammenhängende Idee, den Parkplatz „Am Graben“ künftig wieder von der Weinheimer Straße her anfahrbar zu machen. Dafür müsse der östliche Teil der Neuen Anlage ab und bis zur Schulstraße in beide Richtungen befahrbar sein. Wammetsberger sagt: „Wir sind noch in der Vorschlagsphase und prüfen sämtliche Anregungen.“

Freier Autor Peter Jaschke ist freier Mitarbeiter seit 1997 und macht überwiegend regionale Berichterstattung, nimmt aber auch Sport- und Kultur-Termine wahr.

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