Ladenburg

Drachenbootrennen Ladenburg: „Ghost Jumpers“ erneut Sieger

Nach zwei Jahren Pause können die Drachenboot-Fans am Neckar wieder feiern. Beim jüngsten Event paddeln 35 Teams aus der Krise. Wieder ganz vorn: ein Frauenteam aus Ladenburg, das sonst einem ganz anderen Sport nachgeht...

Von 
Peter Jaschke
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Jubel bei Sportlerinnen und Fans: Die Seilspringerinnen von „Ghost Jumpers“ lagen beim Drachenboot-Event zum sechsten Mal in der Frauen-Klasse vorn. © Peter Jaschke

Mit 35 Teams – fast 20 weniger als 2019 – ist das Ladenburger Drachenboot-Event spritzig aus der Coronakrise gepaddelt. Kurz vorm ersten Rennstart auf der 250 Meter langen Paddelstrecke im Neckar hatten vier der bewusst nur 39 zugelassenen Teams wegen Infekten absagen müssen. So ist die 16. Auflage aufgrund pandemiebedingt schwieriger Vorplanungen nach zweijähriger Pause mit gebremstem Schaum, aber reibungslos und für alle Beteiligten begeisternd verlaufen.

Jeweils mit Riesenjubel nimmt das Publikum am Sonntag die Klassensieger (siehe Infobox) am Anleger in Empfang. Als das Drachenboot-Event beim Ladenburger Grünprojekt 2005 erstmals Wassersportfreunde an den Fluss lockt, ist das Stammtischteam „Falscher Dampfer“ bereits mit am Start. Die Crewmitglieder kennen sich teils seit 35 Jahren, haben ununterbrochen 16 Mal mitgepaddelt und das Rennen 2012 in der schweren „Open“-Klasse gewonnen. „Wir sind die letzten Dinosaurier“, sagt Teamkapitän Freddy Eggers schmunzelnd. Es sei schön, dass das Event noch lebe. Spaß und dass man sich gegenseitig aushelfe, stehe mehr im Vordergrund als Ehrgeiz. „Weil es allen darum geht, das Ding wieder auf die Beine zu bekommen“, betont Eggers.

Teamkapitän Florian sieht es ähnlich: „Ich bin zum zwölften Mal dabei, und das Gefühl ist nach zwei Jahren Pause einfach riesig“. Hinter seinen drittplatzierten „Bad Owls“ verbergen sich die 2009 und 2018 in der Mixed-Klasse siegreichen „Lessing-Eulen“ eines Gymnasiums in Neuostheim. Es sei nicht leicht, die Leute fürs Team zusammenzutrommeln. Das erleben auch die Macher: Da Helfer und immer wieder auch Paddelnde fehlen, zeigen sich in Ladenburg untergebrachte Frauen und Männer aus der Ukraine „gerne hilfsbereit“, sagt Mitorganisator Dietmar Schuff, dem es im Gegenzug wichtig ist, den vor dem Krieg Geflüchteten „etwas Ladenburger Lebensgefühl zu vermitteln“. Eine Spritztour im „Drachen“ gehört dazu.

„Wir freuen uns riesig über dieses Wochenende, auch wenn jeder noch ein bisschen angespannt ist“, sagt Rennleiter Christian Gebler. „Alle müssen sich erst wieder reinfinden“, meint seine Frau Tanja, die Chefin der Paddelsparte im veranstaltenden Fußballverein (FV) 03. Ihr Vorgänger Frank Meiritz unterstützt sie bei ihrer Feuertaufe und zieht aus rennsportlicher Sicht „im Großen und Ganzen zufrieden“ Bilanz. Obwohl das Wetter auch für die große Beachparty mit DJ Thorsten Kirsch und bis zu 2500 Besuchenden ideal erscheint, haben Meiritz und sechs weitere Steuerleute zunächst mit Wind und Strömung zu kämpfen.

„Aber wir haben das in den Griff bekommen“, sagt Meiritz sonntags. Die einzige Steuerfrau hat in der Coronazeit ihr zweites Kind geboren: „Es ist schön, wieder auf dem Wasser zu sein – und ich habe kinderfrei“, strahlt die 33-jährige Caro. Ebenso starke Frauen gewinnen als „Tanzende Orangina-Flaschen“ den Kostümwettbewerb: „Wir freuen uns natürlich, dass sich der Aufwand gelohnt hat“, erklärt Yvonne als Kapitänin von „Die Anstalt“, einer Lehrerinnen-Crew der IGMH.

Alle freuen sich riesig

Gute Laune herrscht auch bei Standbetreibern: „Man spürt, dass sich die Leute auf die Veranstaltung freuen“, sagt Susanne Lederer-Metz. Für Sutharshan Pushpakanthan (Gasthaus zum Römerstadion) waren vor allem „beide Abende stark“. Rainer Döringer (Backmulde) findet „alles wunderbar“.

Erstmals macht die mobile Bar „Art of Drinks“ am Neckar-Beach Station, und die Daumen von Inhaber Philipp Karl zeigen nach oben. Die Gastronomie „vielfältiger aufgestellt und insgesamt sparsamer kalkuliert zu haben“, ist das geglückte Neustart-Rezept von 03-erChef Thomas Thieme. Da der Markt wie leergefegt sei, habe die Stadt mit ihren übrigen Altstadtfest-Ersatz-Bechern ausgeholfen und – ebenso wie Polizei und Sicherheitsdienste – das Event hervorragend unterstützt.

Wer hat gewonnen?

  • Performancepreis: 1. Die Anstalt („Tanzende Orangina-Flaschen“ der IGMH), 2. Humboldt-Dragons („Pippi Langstrumpf“), 3. Skena Drachenpaddler.
  • Open-Teams: 1. Sax + Klee, 2. Essity-Dragons, 3. Wahnsinnspaddler (Heddesheim/Ladenburg).
  • Mix-Teams: 1. Absolut Handball (Ladenburg), 2. Cube Dragons (Vorjahressieger), 3. Bad Owls.
  • Frauen-Teams: 1. „Ghost Jumpers“ (Ladenburg, zum sechsten Mal Siegerinnen), 2. Die legendären Knalltüten (Heddesheim), 3. Mad Dogs.

Freier Autor Peter Jaschke ist freier Mitarbeiter seit 1997 und macht überwiegend regionale Berichterstattung, nimmt aber auch Sport- und Kultur-Termine wahr.

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