Ladenburg - "MM"-Sommertour führt morgen ins Automuseum Dr. Carl Benz / Entwicklungsgeschichte des Autos wird eindrucksvoll dokumentiert

Die Geschichte vom ältesten Auto der Welt

Von 
Giulia Tossmann
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Die "MM"-Sommertour macht heute Station im Automuseum Dr. Carl Benz in Ladenburg. Für die ersten 50 Besucher ist morgen der Eintritt frei.

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Es war in der Silvesternacht 1879. Damals gelang es Dr. Carl Benz endlich: Sein Zwei-Takt-Motor lief. Jene Geburtsstunde des Automobils erleben die Besucher des Automuseums Dr. Carl Benz in Ladenburg heute noch fast hautnah. In der ehemaligen Fabrikhalle erwartet sie eine Reise durch die Geschichte des Individualverkehrs, von den Anfängen des Zweirads 1817 bis hin zu Michael Schumachers Formel-1-Rennwagen aus der Mercedes-Werkstatt.

Am Freitag, 17. August, sind die "MM"-Leser hierher eingeladen. Im Rahmen der Sommertour macht das "Morgenmobil" Station. Dann öffnet Museumsinhaber Winfried A. Seidel ausschließlich für sie die Tore und führt sie durch seine Schätze. Für die ersten 50 Besucher ist diese exklusive Tour kostenlos.

Als 2004 die Produktion der Firma C. Benz Söhne als Zuliefererbetrieb für die Mercedes-Benz-Werkstätten eingestellt wurden, kaufte der Oldtimersammler Winfried A. Seidel das Gelände. "Ich hab die Fabrik gekauft und hatte erst mal 'nen Riesenkrach mit meiner Frau", beschreibt Seidel die Anfänge des Museums. Doch mit Unterstützung von Prof. Jürgen Hubbert, damals Vorstandsmitglied bei Daimler Benz, gelang es Seidel die alten Hallen zu restaurieren.

Die Mauern aus Backstein sind heute innen und außen ein wahres Schmuckstück. Durch die Fenster im Sheddach fällt viel Licht in die ehemalige Fabrik und auf die automobilen Kostbarkeiten des Museums: rund 70 Fahrzeuge, darunter neben Oldtimern von Benz und Ford auch eine Reihe von Zweirädern, die die Entwicklung bis hin zum Fahrrad und Motorrad dokumentieren.

Fast 20 000 Besucher kommen jährlich hierher. Bei unserer Stippvisite im Vorfeld der Sommertour sind gerade die Mitglieder des IG-Metall-Seniorenkreises vom Nachbau des ersten Automobils der Welt begeistert, das eigens für den Fernsehfilm "Carl und Bertha" angefertigt wurde, nach Vorlage der Entwürfe von Carl Benz aus dem Jahre 1885. Dass das Auto läuft, demonstriert Seidel nur allzu gerne. Er startet den Zweitakter und lässt die "MM"-Mitarbeiterin aufsitzen, die das Gefährt einige Meter durch die Halle steuert.

Auf seinem Rundgang durch die Hallen entdeckt Helmut Ihrig, Mitglied des IG-Metall-Seniorenkreises, sogar eine alte Ausgabe des "Mannheimer Morgen". Altbundeskanzler Konrad Adenauer ziert das Titelblatt der 1967 erschienenen Ausgabe, die auf der Rückbank einer echten Staatskarosse, denn das Modell diente dem Kanzler einst als Dienstwagen. Helmut Ihrigs Vater hatte eine ganz besondere Beziehung zum "MM": Er war dort 40 Jahre als Schriftsetzer tätig und arbeitete an den letzten in Blei gesetzten Ausgaben der Zeitung mit.

Führung durch die Werkshallen

Wenn das Museum morgen im Rahmen der "MM"-Sommertour seine Tore öffnet, dann führt Gründer und Inhaber Winfried A.Seidel die Leser in einer einstündigen Besichtigungstour durch die alten Werkshallen. Er erzählt mit viel Witz und Charme die Lebensgeschichte von Dr. Carl Benz und die Entwicklung des Automobils.

Das "Morgenmobil" steht morgen ab 10 Uhr am Automuseum Dr. Carl Benz, Ilvesheimer Straße 26, in 68526 Ladenburg. Die ersten 50 Besucher erhalten gegen Vorlage der gestern und morgen abgedruckten Anzeige eine Freikarte für den Besuch der Ausstellung. Alle weiteren Besucher erhalten ermäßigten Eintritt. Und obendrein eine exklusive Führung

Zur Geschichte des Automobilerfinders Dr. Carl Benz

Im Anschluss an sein Studium als Maschinenbauingenieur sammelte Carl Benz zunächst diverse praktische Erfahrungen als Schlosser und Zeichner, bevor er 1871 zusammen mit einem befreundeten Mechaniker, August Ritter, seine erste Firma in Mannheim gründete. Durch die finanzielle Unterstützung seiner Frau Bertha, konnte Carl Benz seinen Partner nach Meinungsverschiedenheiten die Firmenanteile zurückzahlen.

Nach einer kurzen Kooperation mit dem Hoffotografen Emil Bühler, gründet er 1883 in Zusammenarbeit mit dem Kaufmann Max Kaspar Rose und dem Mechaniker Friedrich Wilhelm Esslinger die nächste Firma. Hier beginnt er mit der Entwicklung eines dreirädrigen Motorwagens.

Bereits im Jahr 1886 kann Carl Benz das Patent für das erste Auto der Welt anmelden. Erneut half Ehefrau Bertha ihrem Mann: 1888 schlich sie sich unbemerkt mit den beiden Söhnen aus dem Haus und brach zur ersten Automobilfernfahrt auf, die von Mannheim nach Pforzheim führte. Der Grundstein für den Erfolg des Autos war gelegt.

Als Carl Benz wenige Jahre später seine erste eigene Firma C. Benz Söhne gründete, kaufte er auch das Grundstück in Ladenburg.

Ursprünglich nur zur Produktion von Motoren gedacht, fuhren schon bald die ersten Fahrzeuge aus den Werkshallen.

Insgesamt 300 Fahrzeuge wurden in Ladenburg produziert, von denen zwei noch heute im Automobilmuseum zu sehen sind. gito

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