Ladenburg

Beim neuen Stück der Theaterinitiative Ladenburg stehen starke Frauen im Fokus

Die aktuelle Inszenierung des TiL dreht sich um Marie Antoinette und Cleopatra. Fünf mal ist das Stück in der Pflastermühle noch zu sehen. Der Humor kommt dabei nicht zu kurz

Von 
Peter Jaschke
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Sehenswert: Matthias Langholz (v.l.), Anja Kohlhepp, Susanne Beier. © Jaschke

Jahr für Jahr inszeniert die Theaterinitiative Ladenburg (TiL) ein Stück. Und das seit 1980, als „Die Kleinbürgerhochzeit“ von Bertolt Brecht aufgeführt wurde. Auch diesmal gelingt es der Truppe, das Warten auf den Frühling mit einer Premiere kulturell zu verkürzen. Es handelt sich um eine komplette Eigenproduktion, denn selbst die beiden Stücke, die ab Freitag, 24. März, noch fünf Mal in der Pflastermühle des Jugendzentrum „Kiste“ zu sehen sind, stammen heuer aus der Feder von Regisseur Tobias Schindler.

Der erst im vorvergangenen Jahr zur traditionsreichen TiL gestoßene Spielleiter hatte 2022 mit zwei 45-minütigen Dramen an einem Abend einen erfolgreichen Start hingelegt: „König Ödipus“ und „Antigone“ waren damals jedoch nicht in der klassischen Version zu sehen, sondern in der humoristischen Bearbeitung des Musikkabarettisten Bodo Wartke. In der aktuellen Inszenierung stehen ebenfalls historische Figuren im Mittelpunkt, aber diesmal sind es zwei gekrönte Frauen, nämlich „Marie Antoinette“ und „Cleopatra“. Deshalb lautet das Motto „Königinnenabend“. Erneut kommt der Humor zumindest im ersten Stück nicht zu kurz. Doch erstmals steht Anja Kohlhepp auf der ebenerdigen Bühne. Und die in Dossenheim lebende Lehrerin am Mannheimer Ludwig-Frank-Gymnasium gibt einen glänzenden Einstand.

Andere Sicht auf Bastille-Sturm

In ihrer Rolle als Marie Antoinette, die letzte französische Königin vor der Revolution von 1789, gibt es keine Gefühlsregung, die Kohlhepp nicht glaubwürdig wiedergibt. Es ist ein Vergnügen, dabei zuzusehen, wie die Mitleiterin der Theater AG ihrer Schule als ursprünglich österreichische Landpomeranze an der Seite des tölpelhaften Thronfolgers ins Räderwerk zwischen absolutistischem Adel und darbendem Pöbel gerät. An ihrer Seite beweist Matthias Langholz als Ludwig XVI großartig komödiantisches Talent. Es ist köstlich anzuschauen, wie er den stammelnden Zauderer gibt. Nebenbei erfährt das Publikum eine etwas andere Sicht auf die Hintergründe des Sturms auf die Bastille.

Dieses Muster ist beim zweiten Stück ähnlich. Nur spielt „Cleopatra“ – überzeugend dargestellt von Heike Ernst – in den antiken Reichen Ägypten und Rom. Ist es im ersten Stück die Überlänge, die den Genuss trübt, fehlt es dem zweiten etwas an Witz. Das schmälert jedoch nicht die erneut sehenswerte Kunst auch von Susanne Beier, Jim und Simon Benz, Rainer Buchinger, Conny Buß, Bernd Christensen, Soraia Estevao und Eric Sasse. Karten (15 und zehn Euro) für die kommenden beiden Wochenenden gibt’s bei „Seitenweise Bücher am Markt“ (Ladenburg) oder per Mailreservierung (til-ladenburg@web.de).

Freier Autor Peter Jaschke ist freier Mitarbeiter seit 1997 und macht überwiegend regionale Berichterstattung, nimmt aber auch Sport- und Kultur-Termine wahr.

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