„Wir befassen uns intensiv mit der Mobilität der Zukunft“, sagt Bürgermeister Stefan Schmutz. Dazu zählten Fuß- und Radverkehr ebenso wie bessere öffentliche Nahverkehrsanbindungen. Es bedürfe jedoch weiterer attraktiver Angebote, damit „Bürgerinnen und Bürger ihr Verhalten hinterfragen“, führt Schmutz aus, als er mit Dieter Netter von Carsharing Rhein-Neckar am Bahnhof die vierte feste Station zum Autoteilen in Ladenburg eröffnet. Die anderen drei befinden sich am Rathaus, in der Neuen Anlage 51 und am Carl-Benz-Platz.
Diese kommerziellen Angebote haben zumindest indirekt etwas damit zu tun, dass der Gemeinderat am Mittwochabend eine neue Satzung erlassen hatte, bei der privates Carsharing eine Rolle spielen kann. Demnach lassen sich künftig beim Bau von Häusern mit mindestens sechs Wohneinheiten die Zahl der laut Bauordnung vorgeschriebenen Autostellplätze und damit Kosten reduzieren, wenn ein umweltfreundliches Mobilitätskonzept vorlegt wird. Das ermöglichen schon bislang etwa deutlich mehr Radstellplätze. Künftig dienen dazu unter anderem auch Carsharing-Modelle unter Nachbarn, die sich auch die anfallenden Kosten von Autos teilen.
Lob und Kritik
„Das ist ein erster Schritt in die richtige Richtung, um auch einen Anreiz zu setzen, wenigstens den Zweitwagen abzuschaffen“, erklärte die für das Sachgebiet zuständige Rathausmitarbeiterin Anna Struve den Ratsmitgliedern, die bei vier Enthaltungen am Mittwochabend mehrheitlich Ja zum Verwaltungsvorschlag sagten. Dass nach Einführung solcher Konzepte wie in Berlin „zu viele Autos auf der Straße stehen“, befürchtet Günter Bläß (CDU) auch für Ladenburg. Dagegen begrüßte es Hanne Zuber (Grüne), „dass sich die Stadt ein Stück weit der Mobilitätswende öffnet – wenn auch noch wenig ambitioniert“. Sie vermisste unter anderem den Bezug zu ÖPNV-Haltestellen und nannte die Neuerung eine „Mobilitätswende light“.
Für die SPD-Fraktion freute sich Angelika Gelle, dass die Stadt die Bürgerschaft „zum Nachdenken“ anrege. Dennoch sehe auch sie das Risiko, dass das Angebot missbraucht werde, wenn die Stadt nicht kontrolliere, ob es eingehalten werde. Sie selbst habe ihr Auto inzwischen abgeschafft. Stadtbaumeister André Rehmsmeier erklärte, dass „die mit dem Mobilitätskonzept eingegangene Verpflichtung zum Beispiel bei einem Verkauf der Immobilie dinglich geregelt sein muss“. Den Ansatz der Stadt fand auch Ernst Peters (FDP) gut.
Starker Zuwachs
„Das ist der perfekte Anschlusstermin zur Beschlusslage im Rat“, sagt Schmutz tags darauf. „Das ist eine tolle Initiative von Ladenburg, die auch uns helfen wird“, äußert sich Carsharing-Profi Netter. Denn private Mobilitätskonzepte blieben ja nicht unbedingt auf das Wohngebäude und eigene Autos beschränkt.
Netter sieht angesichts eines 45-prozentigen Zuwachses auf rund 90 Kundinnen und Kunden in Ladenburg nach Corona wieder eine steigende Tendenz zum Auto teilen. Derzeit 100 Stadtmobil-Fahrzeuge in 33 Kommunen der Metropolregion seien zu mehr als 25 Prozent der Zeit von Kunden belegt. „Wir sind sehr zufrieden“, sagt Stadtmobil-Mann Netter.
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