Eijeijei – das war wohl nicht leicht: Der Anblick der gerade entstehenden Kindertagestätte Gänsäcker in Ladenburg ist noch nicht so vertraut. Das ist aber kein Wunder: Befand sich doch die zweite Rätselstation unseres Ostereis im Sträßchen Gänsäcker am nördlichen Rand des Neubaugebiets Nordstadt-Kurzgewann – in Nachbarschaft eines provisorischen Spielplatzes. Im April 2022 fand der erste Spatenstich statt. Inzwischen ist der von Eltern, die auf einen Betreuungsplatz für ihren Nachwuchs warten, herbeigesehnte Bau weit fortgeschritten.
Fertigstellung bis Jahresende
„Wir rechnen zum Jahresende mit der Fertigstellung“, teilt Stefan Lenz als geschäftsführender Vorsitzender des in Wilhelmsfeld ansässigen Trägervereins „Postillion“ auf Anfrage mit. Der Sozialpädagoge hat viel um die Ohren: Neben dem Vorhaben in der neuen Nordstadt errichtet „Postillion“ noch ein weiteres im Ladenburger Stadtteil West. Doch das ist für den gelassen wirkenden Lenz schon fast zur Routine geworden, wie man angesichts dieser Zahlen glauben könnte: Der seit 1988 als freier Träger der Jugendhilfe anerkannte Verein hat bisher 16 Kitas selbst gebaut, betreibt 27 Krippen, 15 Hauskindergärten und 20 Waldkindergärten – darunter der Naturkindergarten in Ladenburg.
Im März ist für die geplante Einrichtung im Ladenburger Norden seitens der Stadt Ladenburg ein Container als Übergangslösung ganz in der Nähe aufgestellt worden (diese Redaktion berichtete). „Das war wichtig, da der Platzbedarf derzeit groß ist und eine Einrichtung nicht von heute auf morgen mit Kindern gefüllt werden kann“, erklärt Lenz. Die Eingewöhnung der Kinder müsse Schritt für Schritt erfolgen, um diese nicht zu überfordern und eine gute Arbeit zu ermöglichen. Sobald das Gebäude fertiggestellt sei, könne der Umzug stattfinden. Dann bietet der Neubau doppelt so viel Platz, nämlich für zwei Krippen- und zwei Kindergartengruppen. Für das Gebäude hat Postillion das Schwetzinger Architekturbüro Roth beauftragt, mit dem der Verein schon viele Kitas gebaut hat.
„Wir sehen den Neubau entspannt, zumal wir schon zwei Gruppen im Container haben, die nur umziehen“, sagt Lenz. Oftmals sei jedoch die Personalsituation neben der Raumsituation die größte Herausforderung beim Betreiben einer Kindertageseinrichtung. Zum Glück hat Postillion bislang allerdings „keine größeren Schwierigkeiten, ausreichend Fachkräfte zu gewinnen“, versichert Lenz. Allerdings leide der Verein – genau wie viele andere auch – unter derzeit hohen Krankenständen. Da jedoch aufgrund des provisorischen Betriebs bereits Personal vorhanden sei, ist Lenz zuversichtlich, dass die Einrichtung planmäßig im Neubau starten könne.
Dasselbe gilt auch für die „Postillion“-Kita in der Wiesenstraße im Stadtteil West, für die auf Wunsch der Stadt das in Kaiserslautern ansässige Planungsbüro Hort & Hänsel den Auftrag erhalten hatte. Auch dieses Unternehmen hat Erfahrung beim Bau von Kindertageseinrichtungen – zum Beispiel in Edingen-Neckarhausen. Der Rohbau der zweiten neuen Einrichtung in Ladenburg ist auf rund 1300 Quadratmetern Fläche nahezu fertiggestellt. Dort entstehen ebenfalls zwei Krippen- und zwei Kindergartengruppen. Das Provisorium dieser Kita mit jeweils einer Krippen- und einer Kindergartengruppe besteht schon länger an der Hockenweise. Sobald dieses Gebäude spätestens Mitte 2024 fertiggestellt ist, wird auch diese Einrichtung in den Neubau umziehen.
Wurzeln in Wilhelmsfeld
Dass der Verein Postillion heute einer der größten Träger für Kinder- und Jugendhilfe im Rhein-Neckar-Kreis ist, war zum Zeitpunkt seiner Gründung „weder geplant, noch abzusehen“, wie es in der Chronik heißt. Denn die Wurzeln liegen 1985 bei „Freunden und Förderern des Kraftpostmuseums Wilhelmsfeld“. Nach der Übernahme des Busdienstes „Kraftpost“ an die Bahn wollen ehemalige „Postler“ die Erinnerung an die alten Zeiten bewahren und gleichzeitig etwas für die Jugend im Ort tun. Postillion bietet bald regelmäßig betreute Freizeiten an.
Das Konzept wächst und wird zum Erfolgsmodell. Ab 1999 wächst das Arbeitsfeld um den Bereich der Hilfen zur Erziehung an. Schließlich werden erste Kindertageseinrichtungen übernommen. Heute beschäftigt Postillion allein in der Kinder- und Jugendhilfe mehr als 730 hauptamtlich Mitarbeitende.
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