Ladenburg

Ältester Kindergarten Ladenburgs feiert 100. Geburtstag

Am 15. Juli wird in ladenburg groß gefeiert. Der Anlass: der älteste Kindergarten der Römerstadt, St. Joseph, wird 100 Jahre alt. Auch ehemalige Kindergartenkinder feiern mit

Von 
Peter Jaschke
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Der von Julika Biebert (M.) geleitete Kindergarten St. Joseph wird 100, und auch Ehemalige wie Karin Adler (l.) und Bärbel Siebler (r.) wollen am 15. Juli mitfeiern. © Peter Jaschke

Der Kindergarten St. Joseph in der Ladenburger Altstadt feiert am Samstag, 15. Juli, sein 100-jähriges Bestehen. Darüber freuen sich nicht nur die Kinder, die die Einrichtung der römisch-katholischen Kirchengemeinde besuchen, sondern auch Ehemalige wie Karin Adler, die ab 1953 den heute ältesten Kindergarten der Römerstadt besucht hatte, und Bärbel Siebler. „Ich persönlich habe nur gute Erinnerungen“, sagt die 73-jährige Karin Adler, die in der Nachbarschaft aufgewachsen ist.

Adler erlebt ihre Kindheit in einer auch innerörtlich noch stark landwirtschaftlich geprägten Stadt. Ihre Eltern hatten um die Ecke eine Schnapsbrennerei. An die damalige Kindergartenleiterin denkt sie gern zurück: „Für mich war Schwester Eurosia liebenswürdig, geduldig und kinderfreundlich“, erzählt die frühere Vorsitzende des Pfarrgemeinderats. Bereits 1908 entsteht in der Rheingaustraße 15 das St.-Joseph-Haus der Niederbronner Schwestern, die dort zunächst Kranke pflegen und eine Nähschule führen. Daraus wird 1923 unter Pfarrer Otto Häußler der Kindergarten. „Wir hatten noch eine Schwester Oberin, eine Krankenschwester und eine Küchenschwester“, berichtet Adler.

Bei den Eltern von Bärbel Siebler, die vor 65 Jahren in den Kindergarten gekommen ist, holen die Ordensschwestern immer Milch. Für die Mittagssuppe der Kinder, die von den Schwestern auch an Bedürftige ausgegeben wird, wie die beiden Ehemaligen berichten, spenden die Landwirte gerne Gemüse. Sieblers Familie besitzt ganz in der Nähe ihren Bauernhof. Von dort aus geht auch schon Klein-Bärbels großer Bruder Heinz Jäger – als heutiger „Ochsen“-Wirt vielleicht einer der prominentesten Ehemaligen – in diesen Kindergarten. Damals halten die Schwestern selbst noch Hühner.

Alte Feldbetten auf dem Speicher

„Es gab schon Kletterstangen und einen Sandkasten – und ich bin gerne in den Kindergarten gegangen“, sagt Siebler. Sie weiß aber: „Eltern haben in meiner Kindheit nicht geguckt, wo der größte oder schönste Kindergarten ist, sondern den nächstgelegenen gewählt, damit die Kinder weitgehend alleine hingehen konnten.“ Siebler arbeitet später – wie auch die gelernte Bankkauffrau Karin Adler – fast das gesamte Berufsleben lang bei der örtlichen Stadtverwaltung. „Logischerweise“, so Adler schmunzelnd, vertrauen beide Frauen auch ihren eigenen Nachwuchs dem „St. Joseph“ an, der zu dieser Zeit schon unter weltlicher Leitung steht.

Seit fünf Jahren steht Julika Biebert als leitende Erzieherin in der Verantwortung. Die Ladenburgerin freut sich über die lebhaften Erinnerungen der Ehemaligen. Heute wie damals gebe es Schlafplätze. „Die alten Feldbetten liegen noch auf dem Speicher“, weiß Biebert. Karin Adler berichtet: „Bei uns hieß es vor dem Essen: ,Eins, zwei drei, fertig ist der Brei’ und vor dem Mittagsschlaf dann: ,Vier fünf, sechs – Ruhe jetzt’.“ Inzwischen ist der Ton liebevoller, wie Biebert berichtet. Sie hängt mit ganzem Herzen an ihrem Arbeitsplatz: „Für mich ist es phänomenal, hier zu arbeiten“, sagt Biebert. Die junge Frau fühlt sich wie Adler und Siebler „tief in Ladenburg verwurzelt“: Hatte sie doch ihre Ausbildung in den beiden anderen katholischen Kindergärten in der Römerstadt absolviert. Ihr Großvater habe das Farbengeschäft Löbel betrieben, und ihre Tante sei bei der Stadt angestellt gewesen.

„Ich hab´ nie was anstellen können“, sagt Biebert lachend, „denn mich hat jeder gekannt: Das war früher noch so, während es heute viel anonymer zugeht in der Stadt“. Nach wie vor jedoch, so Biebert, präge christlicher Glaube den Kindergartenalltag von St. Joseph. Auch für die Eltern von Kindern mit anderen kulturellen Hintergründen sei das kein Problem, sagt Biebert. Pfarrer Matthias Stößer sieht es als „ganz wichtigen Dienst an, wenn wir für Kinder und Eltern da sind, egal welcher Konfession“. Der 60-Jährige hatte in seinem Kindergarten am Heimatort Hemsbach ebenfalls die Niederbronner Schwestern erlebt. Er meint: „Heute wird viel mehr auf die einzelnen Kinder und Familien eingegangen, und das ist eine riesengroße Aufgabe, die die Erzieherinnen und Erzieher da leisten.“ Inzwischen für Ganztagsbetreuung ausgebaut, spiegele sich in der 100-jährigen Geschichte von St. Joseph, so Stößer, „die Entwicklung der Stadt, unserer Kirche und unserer Gesellschaft wider“.

Fest am 15. Juli

Das Festprogramm am Samstag, 15. Juli, beginnt um 10.45 Uhr mit einem Gottesdienst in der St.-Gallus-Kirche.

11.45 Uhr: Begrüßung und Kinderspaß mit Märchenmuhme Hannah in der Rheingaustraße 15.

12.30 Uhr: „Ochsen“-Buffet aus der Küche des „Ehemaligen“ Heinz Jäger.

13.30 bis 15.30 Uhr: Kinder-Olympiade von Förderverein und Elternbeirat.

14.30 Uhr: Aufführung der Kinder mit Luftballonaktion.

Um 16 Uhr endet das Fest. pj

Freier Autor Peter Jaschke ist freier Mitarbeiter seit 1997 und macht überwiegend regionale Berichterstattung, nimmt aber auch Sport- und Kultur-Termine wahr.

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