Ladenburg

ABB-Areal in Ladenburg: Wie kann es dort weitergehen?

Das frühere ABB-Gelände an der Wallstadter Straße in Ladenburg ist riesig, bald kommt ein 21.000 Quadratmeter großes Nachbargrundstück dazu. Die Stadtentwicklungsgesellschaft will bis 2030 einen Weg für eine neue Nutzung finden

Von 
Peter Jaschke
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Die Hemmer-Halle von 1908 stand beim Rundgang übers ehemalige ABB-Gelände im Mittelpunkt. © Peter Jaschke

Dass sich auf dem riesigen früheren ABB-Gelände an Ladenburgs Wallstadter Straße in städtebaulicher Hinsicht so schnell noch nichts ändern wird, hat Peter Müllerleile bei einem Rundgang mit dem CDU-Stadtverband klargemacht. Ziel ist und bleibt es nach Auskunft des Geschäftsführers der Stadtentwicklungsgesellschaft Ladenburg jedoch, den Umbau des Quartiers „in Abstimmung mit Verwaltung, Gemeinderat und Bürgerschaft auf den Weg zu bringen“. Um dies um das Jahr 2030 herum auch finanzieren zu können, gelte es mit Mieteinnahmen solide zu wirtschaften.

„Die gesamten Hallen sind weiter vermietet“, erklärt der Wirtschaftsingenieur. Sogar der Industriekonzern ABB als früherer Eigentümer des Geländes, der sich im September komplett vom Standort zurückziehen werde, habe noch zwei Bürogebäude gemietet. Diese 15 000 Quadratmeter in die Vermarktung zu bringen, sei eine Herausforderung, die sich aber aufgrund ihrer Lage und des „lukrativen Mietangebots“ wohl bewältigen lasse, gibt Müllerleile Einblick in seine aktuelle Tätigkeit. „Die ABB hinterlässt alle ihre Gebäude, die jeweils ganz unterschiedlich alt sind, durchaus in ordentlichem Zustand, aber dennoch ist immer wieder was zu machen – ob an der Technik oder am Dach“, führt der Fachmann weiter aus.

„Wir betreiben weiterhin aktiv Gewerbe auf dem Gelände, und das wird sich auch in den nächsten Jahren bis etwa 2030 nicht ändern“, bekräftigt Müllerleile. Der inzwischen am längsten angesiedelte Betrieb, die Firma Sedotec, sei eine ursprünglich aus der ABB ausgegründete, aber heute längst völlig unabhängige Gesellschaft. Ihre Spezialität seien Schaltschränke mit einer „sehr ausgeklügelten Technologie und einem guten Marktanteil“. Außerdem seien unter anderem „Rhenus Automotive“ ein Dienstleister für Pkw-Konzerne, und das Logistikunternehmen Neska, das auf diesem Gelände jedoch keinerlei Gefahrenstoffe, sondern vor allem Farbpigmente lagere, ansässig.

Stadtentwicklung

  • Seit Anfang 2023 ist die Stadtentwicklungsgesellschaft Ladenburg als eigens dafür gegründete Stadttochter Eigentümerin des früheren ABB-Areals an der Wallstadter Straße.
  • Zu ihren Tätigkeitsfeldern zählt die Entwicklung des neun Hektar großen Geländes, zu dem bald auch das rund 21 000 Quadratmeter große Nachbargrundstück einer 2020 abgebrannten Firma gehört.
  • Geschäftsführer ist Wirtschaftsingenieur Peter Müllerleile, der zuvor bei der Deutschen Bahn in unterschiedlichen Fach- und Führungsfunktionen mit dem Schwerpunkt Immobilienwirtschaft beschäftigt war. Der Ausdauersportler wohnte früher acht Jahre lang in Ladenburg

Stark erhöhte Nachfrage

„Alle unsere Mieter haben umfangreichen Schwerlastverkehr und schätzen die Nähe zur Autobahn“, sagt Müllerleile. Die Nachfrage nach Logistikflächen habe sich durch die Coronakrise „exorbitant erhöht, weil die porös gewordenen Lieferketten Zwischenlagermöglichkeiten benötigen“.

Nach „Ideen für freie Flächen“ gefragt, antwortet Müllerleile: „Es gibt noch keine konkreten Ideen.“ Deshalb mache es auch keinen Sinn, etwas in den Raum zu stellen. Nur so viel lässt sich Müllerleile entlocken: Es soll auf dem Gelände langfristig ein „neuer Mittelpunkt der Stadt in Richtung Lebensqualität mit mehr Grün und Wohnraum entstehen“.

Ziel sei es, einen Teil des Gewerbes zurückzubauen und die Flächen einer anderen Nutzung zuzuführen. Was man sich konkret vorstellen könne, solle in den nächsten Jahren konkretisiert werden. Immerhin: Eine neue Nutzung der früheren Kantinenküche ist bereits gefunden, wie Müllerleile verrät: Hier werde zurzeit fürs Catering der Buga in Mannheim gekocht, und zwar für den Biergarten und das Restaurant am Weingarten. Auch für das älteste Gebäude auf dem Areal, die 1908 aus hellem Backstein errichtete Hemmer-Halle, sei „sicherlich eine Alternative zur Nutzung als Lagerfläche“ denkbar. Produzierendes Gewerbe könne man nicht unterbringen. Müllerleile weiß, dass sich Vereine dort Veranstaltungsräume vorstellen könnten. Das Gebäude stehe nicht unter Denkmalschutz, sei aber im Gewerbeumfeld auf dem Areal nicht von heute auf morgen öffentlich zugänglich zu machen.

Straßenbahnanbindung wichtig

„Wir schließen wenig aus“, sagt Müllerleile zur inzwischen zurückgebauten Großbrandruine von 2020 auf dem Nachbargrundstück, das bald ebenso der Stadtentwicklungsgesellschaft gehört. Auch eine Zwischennutzung für Wohnmobile sei denkbar. „Auf jeden Fall“ treffe sein Haus Vorsorge, dass das ABB-Areal auch bei der angedachten Straßenbahnanbindung „Teil der Lösung sein kann“. Tillmann Jahn, der Vorsitzende des CDU-Stadtverbands, ist am Ende „gespannt, in welche Richtung es gehen wird“. Eine Mischnutzung aus Wohnen und Gewerbe vertrage sich möglicherweise jedoch nicht miteinander. Als Fazit des Rundgangs nimmt er vor allem mit, „dass die Kommunalpolitik den Rahmen setzen und Ideen entwickeln muss“. Für Günter Bläß, Fraktionssprecher im Gemeinderat, „steht und fällt alles mit einem Bebauungsplan“.

Freier Autor Peter Jaschke ist freier Mitarbeiter seit 1997 und macht überwiegend regionale Berichterstattung, nimmt aber auch Sport- und Kultur-Termine wahr.

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