Ladenburg. Seine neue Heimat hat der frühere Mannheimer Mercedes-Stern vom Hochhausdach am Rhein schon im Sommer 2018 in Ladenburg am Neckar gefunden. Doch erst seit Donnerstagabend – so lautet an diesem Vormittag jedenfalls der Plan – soll er wieder leuchten, aber täglich nur bis 23 Uhr. „Glücklich, dass das einstige Wahrzeichen nicht in der Schrottpresse landet“, hat der Mannheimer Elektrounternehmer Heinz Scherrbacher 3000 Euro gestiftet, damit das fünf Meter große Teil auch von außen gut sichtbar im Hof des Automuseums Dr. Carl Benz an der Ilvesheimer Straße errichtet werden kann.
„Die statische Berechnung der Konstruktion hat uns Claus Herzog spendiert“, sagt Museumsbesitzer Winfried A. Seidel am Donnerstagmorgen, als der Kranwagen anrollt. Was jedoch das Werkstatttrio vom Museumsförderverein allein im Vorfeld geleistet hat, ist für Seidel von unschätzbarem Wert: Harald Grübel (Heddesheim), Klaus Maier (Edingen) und Detlef Schmidt (Mannheim) haben um 250 Arbeitsstunden in die Sanierung des Sterns gesteckt.
Bis zu 800 Kilogramm Gewicht
Dieser wiegt dank eines relativ dünnen Drei-Millimeter-Blechs für den Rundbogen „nur“ zwischen 700 und 800 Kilogramm. „Am schwersten waren die Transformatoren für die 1000 Watt starke Beleuchtung, die wir jetzt von Neon auf LED umgerüstet haben“, erklärt Seidel. Außerdem seien abgebrochene Gewinde ausgebohrt und ebenso erneuert worden wie Schrauben. Am Ende habe das Team in der Schrauberhalle hinter der historischen Fabrik des Autoerfinders und seiner Söhne alles gereinigt und lackiert.
Von der Ankunft bis zum Aufrichten des Sterns hat es beinahe zwei Jahre gedauert. Dies lag aber nicht nur an der aufwendigen Arbeit zur Wiederherstellung des Wahrzeichens als einer Dauerleihgabe der Daimler AG, die Seidel gerne noch zu einem Zuschuss überreden würde: Auch auf Baugenehmigung und grünes Licht vom Denkmalschutz hatte der Museumschef, Oldtimer-Fachmann und Benz-Experte warten müssen. „Anfängliche Bedenken der Nachbarn konnten wir zerstreuen“, sagt Seidel und gesteht: „Ich habe mir das alles auch schneller vorgestellt.“ Aus Rücksicht auf die Anwohner gehe das LED-Licht täglich um 23 Uhr aus. Zudem werde der Stern nur an der Vorderseite mit 150 Watt beleuchtet, damit er von der Ilvesheimer Straße aus gut sichtbar sei.
„Der Stern ist ein Symbol für Freude, Leben und alles, was schön ist“, sagt Seidel. Deshalb habe sein Haus dafür sorgen wollen, dass das Unternehmenslogo aus der Quadratestadt, von wo aus die Frau des Technikpioniers Benz mit ihren Söhnen zur ersten Überlandausfahrt in einem Auto aufgebrochen war, in ein Museum komme.
„Lebendige Kindheitserinnerung“
Von 1960 bis zum 25. Juli 2018 stand das Unternehmenslogo auf einem Hochhausdach am Mannheimer Parkring nahe der Konrad-Adenauer-Brücke. „Das ist auch für mich eine lebendige Kindheitserinnerung, bei der Rückkehr von Ausflügen und Reisen mit dem Auto diesen hellerleuchteten Riesenstern am Abendhimmel zu entdecken“, erzählt Darren Harvey, der ebenso zu den Museumsförderern zählt wie die Techniker Grübel, Maier und Schmidt. Die drei legen letzte Hand an, als sich Bernd Roos von der Baufirma Bernd aus Schriesheim-Altenbach kurz nach neun die Fernbedienung für den Lastenkran vor den Bauch schnallt.
Standesgemäß ist Fahrer Roos mit einem Mercedes-Benz-Laster da. „Den haben wir zum Glück schon immer, sonst hätten wir wohl den Auftrag nicht bekommen“, scherzt der Maschinist. „Jetzt wird es ernst: Das ist schon ein bissel schwierig jetzt“, sagt Seidel. Der 81-Jährige wirkt angespannt. Prompt gibt‘s eine klitzekleine Panne: Der Sockel im Ständer muss gedreht werden, damit sich der Stern mit 22 Schrauben befestigen lässt. Auch das gelingt: Um 9.45 Uhr passt alles.
Seidel atmet hörbar auf und sagt zufrieden: „Wenn sich nach langer Zeit der Vorbereitung alles an einem Tag entlädt und am Ende klappt, dann ist das wie eine Erfüllung.“
Stern aus Stuttgart
- Seit 1910 ziert der „Stern“ die Kühler der Mercedes-Fahrzeuge.
- Die drei Strahlen stehen für den Einsatz der Motoren in Landfahrzeugen, Schiffen und der Luftfahrt.
- Daimler ließ sich auch einen vierstrahligen Stern schützen. Dieser wurde in den 1980er Jahren zum Markenzeichen der Deutschen Aerospace AG (DASA), dem Luft- und Raumfahrtkonzern der Unternehmensgruppe Daimler-Benz bzw. DaimlerChrysler, und gehört seit 2000 zum Logo der European Aeronautic Defence and Space Company (EADS).
- In der langen Geschichte von Mercedes-Benz machte der Stern eine umfangreiche Entwicklung durch.
- Von 1960 bis zum 25. Juli 2018 erstrahlte das Unternehmenslogo auf einem Hochhausdach am Mannheimer Parkring nahe der Konrad-Adenauer-Brücke über den Rhein.
- Am 25. Juli 2018 „wanderte“ der Stern zum Automuseum Dr. Carl Benz nach Ladenburg, wo er nach seiner Renovierung am 4. Juni 2020 im Hof aufgestellt wurde.
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