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75 Jahre Motorsportclub Dr. Carl Benz in Ladenburg

Vom Motorrad bis zum Sim-Racing: Der Motorsportclub Dr. Carl Benz in Ladenburg feiert sein 75-jähriges Jubiläum. Wie der Verein entstanden ist und was ihn heute bewegt.

Von 
Peter Jaschke
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Das inzwischen verstorbene MSC-Gründungmitglied Hans Schuhmann in Aktion bei der Neckarvorlandfahrt in Ladenburg. © MSC-Archiv

Ladenburg. Im November 1950 gründeten begeisterte Motorsportler aus Ladenburg einen Verein, der den Namen des 21 Jahre zuvor verstorbenen Autoerfinders und Ehrenbürgers der Stadt tragen sollte: Dr. Carl Benz. Heute, 75 Jahre später, ist der Motorsportclub Dr. Carl Benz einzigartig in seiner Namensgebung. Bei der Gründungsversammlung trugen sich 40 Personen in die Mitgliedsliste ein. Max Becker wurde als erster Vorsitzender gewählt. Schnell wurde vorgeschlagen, die Benz-Söhne Richard und Eugen zu Ehrenmitgliedern zu ernennen. Von den Gründern lebt niemand mehr, doch das älteste Mitglied, Emil Ohr, ist eine lebende Legende im Motorradsport und zählt 94 Jahre. Als Beiwagenfahrer von Helmuth Fath wurde Ohr 1954 Deutscher Meister. Beide starteten auf allen Rennstrecken in Europa.

Michael Heck (MSC) Anfang der 1990er-Jahre in einem NSU-Brixner Spyder bei einem Berg-Europameisterschaftslauf. © MSC-Archiv

Im Jubiläumsjahr gibt es auch Nachwuchs: Emil Wolfinger, der momentan jüngste MSC’ler, trägt den gleichen Vornamen wie die Legende. Das Jubiläum wird am Freitag, 14. November, gefeiert. Natürlich im Ladenburger Automuseum Carl Benz. Die große Hinwendung zum Automobil kam jedoch erst 1960, obwohl der Verein den Namen des bekannten Autoerfinders trägt. Vorher stand das Motorrad im Mittelpunkt, was einerseits durch die großen Erfolge und Aktivitäten von Mitgliedern wie Walter Vogel, Hans Schuhmann, Ohr und Fath begründet war. Michael Heck, seit 1980 aktives Mitglied und bis heute erfolgreicher Berg-Rennfahrer, erklärt: „Nach dem Krieg konnten sich viele nur motorisierte Zweiräder leisten.“ Erst später entwickelten sich die Verhältnisse so, dass auch Autos erschwinglich wurden.

Motorsportclub setzt auf Innovation und Sicherheit

Wie steht der Motorsportclub heute da, wo der Verbrennungsmotor zunehmend infrage gestellt wird? Der Vorsitzende Stefan Otto betont: „Motorsport muss nicht Verbrenner bedeuten. Schon 2013 haben wir beim Motorradslalom in Ladenburg ein Elektromotorrad angeboten.“ Der Club engagiert sich außerdem weit über das klassische Fahren hinaus, zum Beispiel beim Ladenburger Triathlon-Festival. Heck verweist darauf, dass der größte Teil der sportlichen Aktivitäten des Clubs darauf abzielt, den Fahrstil zu verbessern und die Fahrsicherheit zu erhöhen. „Das Wesentliche am Motorsport ist, dass man lernt, sich zurückzunehmen und nicht zu übertreiben“, erklärt Heck. Der ADAC, der Dachverband des MSC, bietet kostenlose Kurse für Kinder an, um die nächste Generation frühzeitig zu fördern.

Im Pilotensitz des Rennsimulators: Max Reis beim Simracing 2022. Daneben Marco Fleischmann (MSC). © Max Reis Presse

Ein weiterer Bereich, in dem der heutige MSC Erfolge feiert, ist der E-Sport. „Mit Felix Peng aus Altenbach haben wir einen Trainer, der das Sim-Racing auf ein neues Niveau hebt“, berichtet Otto. Das Training umfasst nicht nur das Fahren am Simulator, sondern auch körperliche Fitness und praktisches Training auf einer Kartbahn. Der Ansatz zeigt Erfolg: Letzten Sommer gewannen die Mitglieder mehrere Qualifikationsrennen und wurden kürzlich sogar zu einem Automobilhersteller in China eingeladen, wo sie im Wettbewerb beachtlichen Erfolg hatten. Die Fahrer Eric Peng, Fabio Bertolini, Tim Mangei und Felix Mechler zeigen: Sim-Racing ist längst mehr als nur ein Spiel, sondern ein ernstzunehmender Teil des modernen Motorsports. Die steigenden Kosten für Fahrschulen sind ein weiteres Thema, das Heck anspricht: „Wenn man 50 Prozent der Fahrstunden auf einem Simulator machen könnte, würden die Kosten erheblich sinken.“ Der MSC hat erkannt, dass die Nachwuchsförderung digital erfolgen muss, und das gelingt durch den E-Sport sehr gut.

Die Klassikabteilung verbindet die verschiedenen Generationen

Ein weiteres Standbein des MSC ist die Klassikabteilung. „Wir waren schon immer mit Oldtimern verbunden“, erklärt Heck. Die Oldtimer-Interessierten im Verein sind ein Bindeglied zwischen verschiedenen Generationen. „Wir haben Auto, Motorrad, Oldtimer und Sim-Racing. Der Verein ist breit aufgestellt“, resümiert Otto. Auch die Zukunftspläne sind ambitioniert. „An Pfingsten 2026 veranstalten wir an zwei Tagen erneut das Motorrad-Classic-Treffen in Ladenburg und sonntags das Oldtimer-Picknick im Benzpark“, so Otto. Horst Schmitt, ehemals erfolgreicher Rallyefahrer wie zuvor sein Vater Hubald und früherer MSC-Chef, sieht in der steten Anpassung des Vereins an neue Gegebenheiten den Schlüssel zum Erfolg. „Wenn wir die vergangenen Jahrzehnte betrachten, gab es immer einen Wandel“, so Schmitt. Die Mitgliedszahl von 200 spricht für die gewachsene Attraktivität des Clubs.

Langjährige MSC-Aktive (v.l.): Michael Heck, Stefan Otto und Horst Schmitt vor der wohl ältesten Steingarage der Welt mit Konterfeis von Carl und Bertha Benz im Ladenburger Benz-Park. © Peter Jaschke

Schmitt betont die Bedeutung kluger Entscheidungen in der Vergangenheit: Die frühe Verbindung zu den Gebrüdern Benz, der Anschluss an den ADAC und die historische Benz-Garage im Park hinter der Villa der Erfinderfamilie in Ladenburg als Vereinsheim sind Schlüsselfaktoren für den anhaltenden Erfolg. Heck sieht den Motorsport als lebenslange Leidenschaft. „Der Sport und das Schrauben an Fahrzeugen sind für mich unverzichtbar“, sagt er. Auch im Alter bleibt für ihn der Motorsport wichtig, um Reflexe und Reaktionsfähigkeit zu schulen. Otto blickt optimistisch in die Zukunft. „Wer weiß schon, was 2050 im Motorsport möglich ist, wenn der MSC 100 wird. Der Verein muss sich kontinuierlich anpassen und neue Impulse aufgreifen, was bisher immer gelungen ist“, meint Otto. Trotz der Herausforderungen sieht er den MSC gut gerüstet für die kommenden Jahre.

Der MSC ist seit Jahrzehnten regelmäßiger Veranstalter des Dr. Carl Benz-Autoslaloms. © MSC-Archiv

Freier Autor Peter Jaschke ist freier Mitarbeiter seit 1997 und macht überwiegend regionale Berichterstattung, nimmt aber auch Sport- und Kultur-Termine wahr.

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