Diese Geschichte beginnt mit einem Foto in den sozialen Netzwerken. Es zeigt das Innere einer Bar in New York, an Wänden und Decken hängen die Wappen verschiedener Feuerwehren und Polizeiwachen - wie man sich denken kann vor allem aus den USA. Doch mittendrin: das Wappen der Freiwilligen Feuerwehr Ilvesheim.
Wie kam es dazu? Wie schafft es das Wappen einer kleinen Gemeinde in Deutschland an den Big Apple? Nach ein paar Mails und Anrufen landen wir bei Michael Schmitt, seit mehr als vierzig Jahren freiwilliger Feuerwehrmann in der Inselgemeinde. Er erzählt uns, wie es die Ilvesheimer Brandschützer in eine New Yorker Kneipe geschafft haben. „Ich war privat mit ein paar Familienmitgliedern in New York, viele von denen sind aber auch Feuerwehrleute oder Rettungssanitäter“, sagt der 59-Jährige.
Im Zuge ihrer Reise haben sie mehrere Feuerwachen in New York besucht und sich dabei auch mit den amerikanischen Kameraden ausgetauscht. „Das war eine großartige Erfahrung. Sie haben sich wirklich Zeit für uns genommen - uns durch ihre Räume geführt“, berichtet Schmitt, der darüber hinaus mehrere Fachgespräche mit den New Yorker Kameraden führte. Eine Frage war dabei zum Beispiel, wie man mit Bränden in Hochhäusern umgeht. „Die Brandbekämpfer fahren dabei mit den Aufzügen bis zwei Stockwerke unter den Brandherd und starten von da den Löschangriff“, weiß der Ilvesheimer zu berichten.
„Gäste immer gerne gesehen“
Beim Betrachten der Bilder, die diese Redaktion geschickt bekommen hat, fällt auf: Die New Yorker Feuerwehrautos sind in der Adventszeit weihnachtlich dekoriert, zum Beispiel mit Tannenkränzen auf dem Kühlergrill: „So fahren die auch Einsätze.“ Ob so ein Fahrzeug-Schmuck auch etwas für die Ilvesheimer Feuerwehr wäre? Schmitt lacht: „Das müssen Sie unseren Kommandanten fragen“. Auch der muss bei der Frage schmunzeln: „Das Dekorieren der Fahrzeuge überlassen wir den Kameraden in den USA, aber unser Gerätehaus ist natürlich weihnachtlich geschmückt.“
Doch zurück zum Ausgangspunkt der Geschichte: Bei den Besuchen in den New Yorker Feuerwachen habe man sich auch gegenseitig Wappen geschenkt: „Wir haben eines von uns da gelassen und dafür welche von den New Yorker Feuerwachen bekommen.“ Und was passiert mit den amerikanischen Wappen in Ilvesheim? „Wir haben schon einige Wappen befreundeter Feuerwehren und werden die New Yorker Wappen ergänzen, ich denke ein guter Anreiz für unsere Kameraden sich mit Kameraden im In- und Ausland auszutauschen, auch bei uns sind Gäste anderer Organisationen immer gerne gesehen“, sagt Jakoby.
Schmitt erklärt, man habe in New York mehrere Embleme dabei gehabt, schließlich musste ja eines noch in dem Pub bleiben, das auf dem Foto zu sehen ist. Nicht ohne Zufall hängen dort so viele Zeichen der Blaulicht-Familie. „Die Bar ist ein Treffpunkt von Feuerwehrleuten, Polizisten und Sanitätern“, erzählt Schmitt und fährt fort: „Alles nahm seinen Anfang an einem Jahrestag des 11. September. Da fing ein Mensch einfach an, sein Wappen dort aufzuhängen. Heute ist das ein Ort, an dem man einfach vorbeigehen muss, wenn man zur Blaulicht-Familie gehört“, betont Schmitt. Er sei schon „ein wenig stolz“, dass nun auch die Ilvesheimer Wehr in der Kneipe verewigt ist.
Das O’Hara’s, wie der Pub heißt, ist keine fünf Gehminuten vom Ground Zero entfernt - also von dem Ort wo bis zum 11. September 2001 die beiden Zwillingstürme standen. „Ich war selbst vor vielen Jahren in New York und bin als Tourist auf einem der Türme gewesen. Da hat man schon noch einmal eine andere Verbindung zum Geschehen als jemand, der zum Zeitpunkt des Attentats vielleicht noch gar nicht auf der Welt war.“
Freud und Leid nah beieinander
Feuerwehrmann oder Feuerwehrfrau zu sein verbindet, sagt Schmitt: „Auch wenn man nicht dieselbe Sprache spricht.“ Und an einem Ort zu sein, an dem so viele Menschen - unter ihnen auch hunderte Feuerwehrleute - ihr Leben verloren haben, sei ein sehr bewegender Moment gewesen.
„Vor allem führt es einem ganz plastisch vor Augen, wie groß Verantwortung und Risiko bei dieser Tätigkeit sind.“ Schmitt bleibt besonders eine Aussage des Pub-Wirts im Gedächtnis. Auf die Frage eines Gastes, ob er angesichts dieses Leids nicht manchmal verzweifle, soll er gesagt haben: „Schau auf all die Wappen in meiner Bar. Die Welt ist voll von guten Menschen.“
Fotostrecke unter mannheimer-morgen.de/ilvesheim
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