Ilvesheim. Peter Riemensperger (Freie Wähler) empfängt den „MM“ auf dem Balkon seines Wohnhauses. Der Vorsitzende der größten Fraktion im Ilvesheimer Gemeinderat ist vielfältig engagiert, so zum Beispiel im Kreistag, wo er unter anderem im Verwaltungs- und Finanzausschuss sitzt.
Herr Riemensperger, Anfang 2027 soll mit der neuen L 597 eine Ortsumgehung fertig sein. Das bedeutet dann auch weniger Verkehr auf der Schlossstraße. Die Freien Wähler haben bereits mehrere Anträge eingereicht, die sich mit der Zukunft der Straße beschäftigen. Geht es hier Ihrer Meinung nach schnell genug voran?
Peter Riemensperger: Nicht wirklich. Gemeinderat und Verwaltung haben uns ein Stück weit ausgebremst. Immerhin haben wir ein Fachbüro an unserer Seite, das uns unterstützt. Das ist ein komplexes Projekt, bei dem viele Akteure unbedingt gehört werden müssen, zum Beispiel Land, Kreis, aber auch die Anwohner und Gewerbetreibenden vor Ort. Die Zeit wird knapp, aber wir können es schaffen. Wichtig ist, dass wir bereits erste Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung umsetzen, sobald die neue Umgehung fertig ist. Nur so bringen wir die Menschen dauerhaft dazu, die neue Straße zu nutzen.
Etwas weiter nördlich führt die Straße dann nach Ladenburg. Den nahe gelegenen Betriebsweg befahren viele Schüler mit dem Rad. Er ist aber in keinem guten Zustand. Wie könnte es da weitergehen?
Riemensperger: Aktuell führt dieser Weg unten durch ein Landschaftsschutzgebiet am Fluss entlang, ein Ausbau ist hier nicht möglich. Die einzige Option ist, den Weg hoch an die Straße zu verlegen. Das bringt aber viele Herausforderungen mit sich, die Straße verläuft zum Beispiel auf der Krone eines Hochwasserdamms. Ich sehe hier das Land in der Verantwortung, denn aktuell handelt es sich hier noch um eine Landesstraße.
Zur Person
Name: Peter Riemensperger
Geburtstag: 22. Januar 1965
Beruf: Leiter des Rechnungsprüfungsamts bei der Stadt Schwetzingen
Kommunalpolitik: Im Gemeinderat seit 2004, Fraktionsvorsitzender seit 2008, Stimmenkönig 2019 und 2024, Kreisrat seit 2014, seit 2019 Sprecher der FW-Fraktion (18 Mitglieder) im Verwaltungs- und Finanzausschuss, Mitglied außerdem im Ausschuss für Schulen, Kultur und Sport, seit 2024 stellvertretender Fraktionsvorsitzender, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender bei der AVR Umweltservice GmbH
Freizeit/Hobbies: Reisen mit meiner Frau, Kommunalpolitik, gute Bücher (leider zu wenig Zeit dafür).
In wenigen Monaten soll der Bau des neuen Schwimmbads beginnen. Worauf wird es beim Bau dieses großen Projekts ankommen?
Riemensperger: Wir müssen einen Wettbewerb bei den Ausschreibungen bekommen, das wirkt sich positiv auf die Preise aus. Ich bin zuversichtlich, wir kennen den Baugrund gut und auch hier haben wir ein gutes Planungsbüro mit an Bord. Außerdem haben wir in dem Gebiet viel Erfahrung aus anderen Projekten, zum Beispiel mit dem Neckarstadion.
Eigentlich ist das Projekt ein Kombibad, bestehend aus einem Hallenbad- und einem Freibadbereich. Der zweite Abschnitt liegt aus finanziellen Gründen aktuell auf Eis. Soll er noch realisiert werden?
Riemensperger: Aus unserer Sicht sollte der zweite Abschnitt, also der Freibadteil, unmittelbar dem ersten folgen. Ich glaube fest daran, dass das klappt. Ilvesheim hat in der Vergangenheit schon viele Projekte gestemmt. Sobald das Hallenbad fertig ist, werden wir die finanzielle Situation betrachten und schauen, was möglich ist.
In Ilvesheim entstehen bald mehrere neue Wohngebiete, unter anderem in der Sichelkrümme. Welche Bedeutung hat ein solches Projekt?
Riemensperger: Wir brauchen dringend Wohnraum. Junge Leute müssen zum Teil aus Ilvesheim wegziehen, weil sie nichts finden. Dass man beim Bau von Häusern Fläche versiegelt, ist klar. Aber Ilvesheim hat immer noch eine sehr grüne Gemarkung und die neuen Gebiete sind eher Arrondierungen des Ortsbildes oder lediglich eine Verdichtung bestehenden Wohnraums.
An der Kanzelbachstraße soll ein Areal bebaut werden, auf dem sich aktuell noch das Jugendzentrum JUZ befindet. Wo soll das JUZ hin?
Riemensperger: Diese Entscheidung muss gemeinsam mit dem Jugendgemeinderat getroffen werden. Besser wäre es, wenn es woanders hingeht. Denn bereits jetzt gibt es wegen des Lärms manchmal Konflikte mit Anwohnern. Die Auswahl an alternativen Standorten ist nicht so groß. Einen gewissen Charme hätte das Sport- und Freizeitzentrum im Neckarbogen.
Das ist ein gutes Stichwort. Sollte da auch der Tennisclub TCN seine neue Heimat finden?
Riemensperger: Das wäre eine gute Lösung. Aktuell hat der TCN seine Plätze ja noch neben dem alten Hallenbad, das mittelfristig aber abgerissen wird. Wir werden dort keine Baugrube zurücklassen, sondern die Fläche entwickeln. Wenn der TCN nicht umziehen möchte, müssen wir schauen, was wir machen. Ich fände es gut, wenn der TCN umzieht, dann hätten wir die Sport- und Freizeiteinrichtungen im Neckarbogen gebündelt.
Kommen wir zum Gewerbegebiet im Ilvesheimer Westen. Sind Sie zufrieden mit dem neuen Konzept des Investors, lokalen Betrieben Flächen bieten zu wollen?
Riemensperger: Ja, aber wir fordern das schon seit Jahren. Wir müssen zusehen, dass das Gewerbegebiet endlich mal kommt. Manche Betriebe sind schon aus Ilvesheim weg, weil sie hier keinen Platz mehr gefunden haben. Mein Vertrauen in den Projektentwickler hat in der Vergangenheit gelitten. Er hat uns oft nicht ausreichend informiert, so geht man nicht miteinander um.
Beim Klimaschutz setze viele ihre Hoffnung in die kommunale Wärmeplanung, die aufzeigen soll, welche nachhaltigen Energieformen für den Ort infrage kommen. Ein wirksames Instrument?
Riemensperger: Viele Menschen überlegen sich, was sie beim Umstieg auf nachhaltige Energieformen tun können. Da kann die kommunale Wärmeplanung helfen, am Ende könnte sie aber für die meisten eine Enttäuschung sein. Fernwärme ist schwierig umzusetzen, Flusswärme eher geeignet für begrenzte Bereiche. Geothermie ist denkbar, aber schwer finanzierbar. Am Ende ist hier auch jeder Gebäudeeigentümer in der Pflicht, seinen Beitrag zu leisten.
Wie sieht es beim Hitzeschutz in der Gemeinde aus, was kann die Kommune hier tun?
Riemensperger: Das größte Problem mit Hitze haben wir im alten Ortskern, wo viel versiegelt ist. Die Umgestaltung der Schlossstraße könnte hier Chancen bieten, zum Beispiel für Begrünung. Ein Patentrezept gibt es nicht und auch hier sind die Eigentümer in der Pflicht. Die Gemeinde kann helfen und beraten, aber nicht alles allein stemmen.
Zum Schluss noch die Frage: Wie empfinden sie aktuell die Atmosphäre im Gemeinderat?
Riemensperger: Die ist seit der Kommunalwahl 2024 deutlich besser geworden. In den Jahren vorher gab es wirklich Phasen, da hat es keinen Spaß mehr gemacht. Wir haben bei manchen Themen immer noch unterschiedliche politische Auffassungen, aber einen guten Umgang miteinander. Das Verhältnis zum Bürgermeister ist gut. Er setzt die Dinge auch um. Zum Beispiel hat er die Entwicklung der Friedhöfe zügig vorangetrieben. Bei diesem Thema hingen wir vorher lange fest.
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