Sommerinterview

Warum die Ilvesheimer SPD die Sport-Einrichtungen im Neckarbogen bündeln will

Rolf Sauer (SPD) spricht im Interview mit dem „MM“ über wichtige Themen in Ilvesheim. Beim neuen Schwimmbad ist er immer noch verärgert, obwohl der Hauptgrund für seinen Unmut bereits einige Jahre zurückliegt.

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Torsten Gertkemper-Besse
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Das Bild zeigt die Tennisplätze der Spielvereinigung, dahinter liegt das Neckarstadion. Ein möglicher neuer Standort für den Tennisclub TCN könnte in diesem Gebiet liegen. © Torsten Gertkemper-Besse

Ilvesheim. Rolf Sauer ist ein Urgestein der Ilvesheimer Kommunalpolitik. Er leitet die vierköpfige SPD-Fraktion im Gemeinderat.

Herr Sauer, in Zukunft wird durch die Schlossstraße weniger Verkehr rollen, weil es mit der L 597 bald eine neue Umgehung gibt. Wie soll die Zukunft der Schlossstraße aussehen?

Rolf Sauer: Wichtig ist, dass sie belebt bleibt. Um das zu erreichen, müssen wir mit Fachleuten zusammenarbeiten. Ganz zentral wird sein, die Anwohner und Gewerbetreibenden einzubinden. Und dann müssen wir zusehen, dass wir Fördermittel bekommen – sowohl für den Beteiligungsprozess als auch später für den Umbau der Straße. Zeitlich sind wir gut im Plan. Mein Anliegen ist außerdem, dass wir auch das Stück nördlich, die Ladenburger Straße, in die Überlegungen einbeziehen.

Der Radweg nach Ladenburg ist in einem schlechten Zustand. Wie soll das weitergehen?

Sauer: Unten am Wasser, wo der Weg aktuell verläuft, ist er nicht ausbaubar. Die Situation ist herausfordernd, da die nahe gelegene Straße nach Ladenburg teilweise auf einem Damm liegt. Ideal wäre es, wenn der Radweg oben an der Straße entlanggeführt werden könnte, mit einer verengten Fahrbahn für Autos und genug Platz für Bäume, um wieder eine Allee zu schaffen. Das wäre auch ein guter Hitzeschutz.

Der Beginn des Radwegs von Ilvesheim nach Ladenburg. Ein Problem ist der schlechte Zustand und die Tatsache, dass die Verbindung bei Hochwasser häufig nicht nutzbar ist. © Torsten Gertkemper-Besse

Sie geben das Stichwort. Wie soll Hitzeschutz in Ilvesheim gelingen?

Sauer: Bäume, Bäume, Bäume. Begrünung ist das einzig nachhaltige Mittel, auch für Umwelt- und Klimaschutz. Ich sehe mit großer Sorge, dass wir beim Hitzeschutz in anderen Bereichen Rückschritte machen. Es werden zu viele private Grünflächen vernichtet und daraus Stellplätze gemacht. Hier müssen wir Regeln aufstellen und durchsetzen.

Beim Klimaschutz richten viele ihre Hoffnungen auf die kommunale Wärmeplanung. Sie auch?

Sauer: Man muss die kommunale Wärmeplanung sehr ernst nehmen. Sie sollte den Bürgerinnen und Bürgern aufzeigen, welche alternativen Energieformen für Ilvesheim zukünftig möglich sind. Eine Flusswärmepumpe könnte für Ilvesheim aufgrund seiner Insellage eine spannende Technologie sein. Meine Fraktion wollte das Thema mit der Wärmeplanung schon früher angehen, jetzt machen wir es im Verbund mit anderen Kommunen. Dass es langsam vorangeht, liegt aber vor allem daran, dass die Fördermittel erst so spät bewilligt wurden.

Der Bau des neuen Schwimmbads soll Ende des Jahres beginnen. Freuen Sie sich darüber?

Sauer: Eigentlich bin ich immer noch verärgert, dass es nicht 2020 losgegangen ist. Wir hätten damals zu günstigeren Baupreisen und besseren Zinsen bauen können. Die Entscheidung, das Projekt wegen der Corona-Pandemie zu verschieben, hat unserer Gemeinde Schaden zugefügt. Wir haben das damals schon so gesehen und den Haushalt abgelehnt.

Worauf wird es ankommen, damit die Kosten im Rahmen bleiben?

Sauer: Wir haben ein Ingenieurbüro, das die Bauherren-Interessen vertritt. Das ist wichtig, denn die Kompetenz dafür haben wir im Rathaus nicht. Es wird Kostennachträge geben, das lässt sich nicht vermeiden. Ich bin aber sehr zuversichtlich.

Eigentlich sollte es ja mal ein Kombibad werden, mit einem Hallen- und einem Freibadteil. Letzterer liegt aus finanziellen Gründen auf Eis. Wollen Sie den zweiten Bauabschnitt?

Sauer: Sobald der Hallenbad-Teil fertiggestellt ist, werden wir unsere Finanzsituation prüfen und schauen, ob wir direkt weiterbauen können. Wenn es die Finanzen hergeben, wollen wir direkt weitermachen – ansonsten später.

Auf der Sichelkrümme soll bald neuer Wohnraum entstehen. Ist das in Ihrem Sinne?

Sauer: Wir sind insgesamt mit der geplanten Wohnraumentwicklung zufrieden. Wir müssen aber Wert auf die Mischung legen, also darauf, dass es auch Mietwohnungen gibt. Der Gemeinderat hat sich mehrheitlich und gegen unsere Stimmen auf einen architektonischen Entwurf festgelegt. Mir wäre es lieber gewesen, zwei Entwürfe ins Rennen zu schicken und den Investor um seine Meinung zu fragen. Nur er kann sagen, mit welchem Modell er am besten die Bedingungen, die wir vorgeben, erfüllen kann.

Auf der Sichelkrümme im Ilvesheimer Norden soll in Zukunft Wohnraum entstehen. © Gemeinde Ilvesheim

An der Kanzelbachstraße soll auch Wohnraum entstehen. Dort befindet sich das Jugendzentrum JUZ. Manche befürchten Konflikte wegen Lärmbelästigung. Wo soll das Zentrum in Zukunft hin?

Sauer: Zunächst geht es darum, das JUZ und die Jugendlichen bei dieser Entscheidung zu beteiligen. Ich kann mir durchaus eine Planung vorstellen, in der die Einrichtung an ihrem aktuellen Standort bleibt.

Auch die Frage, wo der Tennisclub TCN in Zukunft seine Plätze haben wird, ist offen. Auf dem danebenliegenden Areal, wo noch das alte Hallenbad steht, soll Wohnraum entstehen. Wo soll der TCN hin?

Sauer: Ich bin dafür, dass wir, wie in unserem Leitbild beschrieben, die Ilvesheimer Sport- und Freizeiteinrichtungen in der Neckarschleife bündeln, also im Bereich des Neckarstadions, wo auch schon die Spielvereinigung ihre Tennisplätze hat. Wenn der TCN nicht umziehen möchte, werden wir das respektieren. Allerdings werden wir im Bereich des Hallenbads künftig auf jeden Fall Wohnungen bauen.

Zur Person



Name: Rolf Sauer

Geburtstag: 24.01.1955

Kommunalpolitik: Seit (1984) im Gemeinderat, seit (1989) Vorsitzender der SPD-Fraktion

Beruf: Steuerberater

Ehrenämter: neben dem Gemeinderat, Vorsitzender des Angelsportvereins

Freizeit: Angeln, Garten, „no sports“

Wenn man neu baut, kommt man immer wieder in den Konflikt zwischen dringend benötigtem Wohnraum und Flächenversiegelung. Wie gehen Sie damit um?

Sauer: Wir planen aktuell kleine Gebiete, die die Ortsbebauung abrunden. Außerdem setzen wir viel auf innerörtliche Verdichtung. Und in der Sichelkrümme schaffen wir zum Beispiel auf kleiner Fläche viel Wohnraum, wir gehen sehr verantwortungsvoll mit jedem Quadratmeter um.

Auch Betriebe und Gewerbe suchen dringend Flächen. Wie bewerten Sie es, dass es beim Gewerbegebiet im Westen endlich vorangehen könnte?

Sauer: Das ist positiv, uns freut, dass vor allem Platz für örtliche Betriebe entstehen soll. Dass Vorhaben auf dieser Fläche bereits gescheitert sind, bringt mich nicht aus der Ruhe. Die Verantwortung trägt der Grundstückseigentümer und Projektentwickler, er muss liefern, er hat das finanzielle Risiko.

Und noch eine Frage zum Schluss: Wie bewerten Sie die Stimmung im Gemeinderat?

Sauer: Vor der Bürgermeisterwahl 2023 waren wir nicht zufrieden. Das zeigte allein die Tatsache, dass alle Fraktionen einen eigenen Kandidaten aufgestellt haben. Mit Thorsten Walther als Rathauschef hat sich das merklich verbessert. Er trägt mit seiner Offenheit zum guten Klima bei.

Rolf Sauer im Gespräch mit „MM“-Redakteur Torsten Gertkemper-Besse. © Marcus Schwetasch

Redaktion Redaktion Neckar-Bergstraße, zuständig für Ilvesheim und Friedrichsfeld

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