Ilvesheim. Lokale Gesangvereine stimmen Volkslieder zum Mitsingen an und ein Kinderzirkus verzaubert auch die jüngsten Besucher. Zum Motto „Vielfalt erleben“ war bei der Feier zum 25-jährigen Bestehen der Heinrich-Vetter-Stiftung in Ilvesheim einiges geboten. Das Fest rund um die Goethestraße lockte mit Ausstellungen, Programm für Kinder, Infoständen lokaler Vereine und einer Live-Bühne mehr als 1000 Besucher an.
„Unsere Stiftung wendet sich den Anliegen der Menschen in der Region zu und wird damit dem Auftrag des Gründers gerecht“, erklärte Vorstand Peter Frankenberg. Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz lobte die enge Kooperation, die bis heute vielfältige Initiativen hervorgebracht habe. Wie breit das Spektrum der im Sinne des Gründers geförderten Projekte ausfällt, zeigte ein Blick auf die Festbesucher, von denen nicht wenige der Stiftung persönlich verbunden sind.
So hat sich Manfred Speck die Förderung des akademischen Nachwuchses zum Ziel gesetzt. Seit 2015 organisiert der Alt-Vorsitzende im Rat des Cartellverbands der katholischen deutschen Studentenverbindungen gemeinsame Veranstaltungen, um „Generationen zu verbinden“, wie der 73-Jährige betonte. Auf diese Weise bringt der Diplom-Ökonom aus Bensheim Studierende und Berufstätige zusammen.
Von einer weiteren Partnerschaft berichtete Traudl Gersbach, für die der Besuch zum Jubiläum Ehrensache war. „Auch wir haben die Hilfe der Stiftung schon in Anspruch genommen“, erzählte die Vorsitzende des Heimatmuseums Seckenheim. Als vor zehn Jahren eine abschließbare Glasvitrine angeschafft werden musste, hat die Stiftung einen Teil der Kosten beigesteuert. Seitdem besteht ein enger Kontakt. Mit der Zeit seien kulturelle Angebote ausgebaut worden, so die Beobachtung der 71-Jährigen. Auch hätten sich die räumlichen Gegebenheiten weiterentwickelt, etwa durch fest installierte Sitzplätze im Park. Dass die Zuschauerkapazität von 400 Plätzen locker ausgeschöpft werden kann, bestätigte Hartwig Trinkaus, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit.
Der Auftritt der Capitol-Band im Sommer sorgt regelmäßig für einen vollen Park. Knapp 40 Veranstaltungen gibt es dieses Jahr, darunter Kindertheater, Poetry Slam, Gottesdienste, Fachvorträge sowie den Halloween-Abend, der sich mittlerweile zum Programm-Höhepunkt für Familien gemausert hat. 60 Kürbisse wurden im Vorjahr geschnitzt.
Besonders guter Zuspruch
Einen so guten Zuspruch wie bei diesem Jubiläumsfest, an dem 120 ehrenamtliche Helfer mitwirkten, gab es zuletzt im August 2021 bei der Ausrichtung des Kirchweihfests. Zum 25-jährigen Bestehen der Stiftung platzierte sich ein Großteil der Besucher auf den Bänken vor der Live-Bühne. Geboten wurde ein Show-Programm mit Beiträgen vom Männergesangsverein Silberlocken bis zum Kinderzirkus Paletti. Auch die Popakademie und das Nationaltheater traten auf – erstmals gemeinsam. Im Haus der Stiftung befasste sich eine Video-Kunst-Installation des Community Art Center Mannheim mit Aspekten der Migration. Im Kinderhaus in der Goethestraße zeigte das Lessing-Gymnasium eine Ausstellung über die Geschichte der jüdischen Gemeinden der Region. Präsentiert wurde dazu der Israel-Austausch, den die Stiftung seit mehr als zehn Jahren unterstützt. „Wir stellen uns der historischen Verantwortung“, sagte Hartwig Trinkaus mit Blick auf eine Vergangenheit, die nicht frei von Schatten ist. An mehreren „Arisierungen“ war die Kaufmannsfamilie Vetter im Dritten Reich beteiligt. Durch derartige Maßnahmen wurde Eigentum jüdischstämmiger Menschen auf Nicht-Juden übertragen.
Carl Heinrich Vetter, Vater des Stiftungsgründers, hat einer Studie zufolge zwar niemanden unter Druck gesetzt, jedoch von der Situation profitiert, insbesondere im Fall der von ihm übernommenen Samt und Seide GmbH. Mit Gründung der Stiftung im Jahr 1997 hat Diplom-Kaufmann Heinrich Vetter, der im Februar 2003 in einem Alter von 92 Jahren verstarb, sein Vermögen endgültig der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt. Zeit seines Lebens unterstützte er die jüdische Gemeinde.
Der Mäzen ist Ehrenbürger von Ilvesheim und Mannheim. Überliefert sind seine Worte: „Mein Herz hängt an Mannheim, und für alles, was dieser Stadt nützt, möchte ich ein Anstifter im positiven Sinne sein.“ Und diesen Anspruch hat sich die Stiftung seither zum Leitsatz ihres Wirkens in der Region gemacht.
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