Ferien

Theatercamp in Ilvesheim: Kinder kämpfen für ihre Rechte

Das war viel mehr als einfach nur Spaß in den Ferien: Kinder aus Ilvesheim haben in einem Theatercamp ernste Themen beleuchtet und sich dabei auch für ihre eigenen Interessen starkgemacht

Von 
Elke Wiggert
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Auch ohne Worte ergreifend: Flucht im Schlauchboot. © Elke Wiggert

Ilvesheim. Alle Ilvesheimer Kinder und Jugendlichen sollen in den Ferien ihren Spaß haben, egal, ob im Urlaub oder zu Hause. Aus diesem Grund gibt es schon seit Jahren das Sommerferienprogramm, an dem sich Vereine, Parteien und die Gemeinde beteiligen. Dieses Jahr hatten sich die beiden Sozialarbeiter Christian Hölzing und Lena Keil etwas besonderes ausgedacht. Zusammen mit der Theaterpädagogin Melanie Melchior erarbeiteten sie ein erstaunliches Bewegungstheater. Neun kleine Laienschauspieler zwischen neun und elf Jahren hatten sich eingefunden, um mit Melanie Melchior die Werkschau zum Thema „Das ist unser Recht“ zu gestalten. Dabei durften die Kinder selbst entscheiden, welche Themen ihnen besonders am Herzen liegen, die sie künstlerisch gestalten wollen. Mit nur viertägiger Vorbereitungszeit setzten die Mädchen und Jungen so schwierige Themen wie Diskriminierung, Kinderarbeit, Klimaschutz und Flucht oder Kindersoldaten um, und das lediglich mit Gestik und Mimik. Die Geschichten wurden zum Teil mit Musik unterlegt, die oft düster klang und stakkatoähnliche Klänge beinhaltete. Die Zuschauer wurden unwillkürlich an Krieg und Flucht erinnert.

Rote Handabdrücke als klares Zeichen: Nein zum Einsatz von Kindern als Soldaten. © Elke Wiggert

Im Verlauf der Werkschau bekamen alle Kinder Pflaster auf ihre Münder geklebt, was wiederum deutlich veranschaulichen sollte, dass Kinder ein Recht auf eine eigene Meinung haben und keineswegs mundtot gemacht werden dürfen. Die jungen Darsteller ernteten nach jeder Szene kräftigen Applaus. Waren sie anfangs noch ein wenig unsicher, steigerten sie sich von Geschichte zu Geschichte, lebten ihr Schauspiel und blendeten das Publikum regelrecht aus. Besonders beeindruckend war die Darstellung zum Thema „Flucht“. Da saßen die Kinder offensichtlich in einem unsicheren Schlauchboot. Zwei der Flüchtlingskinder schafften die Überfahrt nicht. Sie stürzten aus dem Boot und bezahlten die Flucht mit ihrem Leben. Die jungen Schauspieler stellten das Bewegungstheater so realistisch dar, dass tatsächlich keine Worte notwendig waren, um sie zu verstehen.

Sehr selbstbewusst trugen die Kinder verbal ihre Rechte vor. „Hört uns zu! Wir haben ein Recht auf Gesundheit, gutes Essen, sauberes Wasser, Medizin und Toiletten. Wir möchten spielen, in die Schule gehen und einen Beruf erlernen.“ Zwischen all diesen Forderungen, die eigentlich selbstverständlich sein sollten, erklang immer wieder: „Ich bin ein Kind, ich habe Rechte.“

Zum Schluss hielten die Kinder ein Plakat hoch, auf dem nur rote Handabdrücke zu sehen waren. Christian Hölzing erklärte, dass diese Hände ein klares Nein gegen Kindersoldaten darstellen sollten. Die Kinder freuten sich zusammen mit Melanie Melchior über viel Beifall und waren sich einig: „Das Camp hat viel Spaß gemacht.“

Freie Autorin Elke Wiggert Dipl. Betriebswirt (BA) verheiratet, 2 Kinder Hobbys: Fotografie, Schreiben

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