Kultur

So war der Saisonauftakt von "Kultur im Dunkeln" in Ilvesheim

Musik spielen - und das komplett im Dunkeln. Das ist für die Künstler immer wieder eine Herausforderung, für die Zuhörer aber ein Genuss. Jetzt hat die neue Spielzeit begonnen

Von 
Elke Wiggert
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Paul Gerlinger überzeugte mit seiner rauchigen Stimme. © Elke Wiggert

Ilvesheim. „Kultur im Dunkeln“ ist in die neue Saison gestartet - mit Paul Gerlinger, einem jungen begabten Musiker aus Mannheim. Gunter Bratzel, Leiter und Gründer der beliebten Veranstaltungsreihe hatte wieder einmal seine Fühler ausgestreckt und für den Auftakt diesen ganz besonderen Künstler gewinnen können. Das Konzert startete gleich mit zwei Premieren. Alle Kinder der Blindenschule, die die Gäste mit Schlafmasken in die Aula führten, waren Neulinge und hatten viel zu tun, denn noch nie war eine Auftaktveranstaltung ausverkauft gewesen. Und nicht nur das, Gunter Bratzel hatte sogar noch zusätzliche Stühle aufstellen lassen.

Auch das Publikum war bunt gemischt. Für die meisten Besucher war „Kultur im Dunkeln“ Neuland - den wenigsten war der Künstler bekannt. Eine Gruppe junger Menschen vom Internationalen Bund Mannheim hatte sich im Rahmen ihres sozialen Jahres für das Konzert entschieden. Viele weitere Zuhörer freuten sich einfach nur auf einen Musikgenuss in absoluter Dunkelheit. Ein Sinn fehlt, die anderen Sinne sind dafür doppelt geschärft und die Interaktionen des Künstlers mit seinem Publikum müssen den Gegebenheiten angepasst werden.

Paul Gerlinger war sich dessen durchaus bewusst und nutzte das auch zu seinem Vorteil. „Ich muss jetzt erst einmal die richtigen Töne finden. Für den Anfang habe ich mir gleich das schwierigste Lied ausgesucht, aber dann haben wir es hinter uns.“ Mit diesen flapsigen Worten hatte er die Lacher gleich auf seiner Seite und das Eis war gebrochen. Seine Lieder waren fast durchweg melancholisch, passten aber wunderbar zu seiner tiefen rauchigen Stimme. Die Texte waren wehmütig, manchmal traurig oder hoffnungsvoll, aber immer mit Tiefgang. Er sang von einem „Bandstillstand“, „einer Nachricht von dir“ und dem „Mond“. Ein einfaches Lalala suchte man da vergebens.

Viel Schlagfertigkeit

Trotzdem war die Stimmung in der Aula hervorragend, denn Gerlinger interagierte immer wieder mit seinem Publikum. „Hier ist es so warm, habt ihr eigentlich auch alle eure Hose ausgezogen?“ Obwohl man ihn auf der Bühne nicht sehen konnte, spürte man in jedem Moment, wie viel Spaß er selbst hatte. „Ich spiele jetzt mal was Schwereres. Wenn es nicht klappt, dann habt ihr wenigstens etwas zu lachen. Es hat nicht geklappt, dann versuche ich es eben noch einmal. Vielleicht hat einer von euch einen Tipp, wie das besser funktioniert.“

Seine Lieder waren berührend und Paul Gerlinger wusste seine Stimme eindrucksvoll einzusetzen. Immer tief und rauchig, aber mal leise, fast flüsternd, um dann stimmgewaltig und laut fortzufahren. „Womit habe ich so ein tolles Publikum verdient?“ Gunter Bratzel antwortete spontan: „Die Leute kommen hier nicht weg“ und Paul Gerlinger witzelte: „Was für ein geniales Konzept.“ Die Besucher waren begeistert, sparten nicht mit Applaus, und entließen Gerlinger selbstverständlich nicht ohne Zugabe.

Freie Autorin Elke Wiggert Dipl. Betriebswirt (BA) verheiratet, 2 Kinder Hobbys: Fotografie, Schreiben

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