Ilvesheim ist die kleinste Gemeinde im Verbreitungsgebiet der Ausgabe Neckar-Bergstraße, und doch gibt es hier gleich zwei Friedhöfe. Zählt man den jüdischen mit, sind es sogar drei. Wir beginnen unseren Rundgang an jenem, der im Namen den Zusatz „Mitte“ trägt, auch wenn er nicht wirklich im Herzen von Ilvesheim liegt.
Barrierefreie Toilette geplant
Eine Mauer umgibt das fast quadratische Gelände, nur die Seckenheimer Straße und ein Grünstreifen trennt das Areal vom Neckar. Schon am Eingang empfängt den Besucher ein großes übersichtliches Hinweisschild, das erst Anfang des Jahres aufgestellt wurde. So findet man auf einen Blick die Gräber von hier Bestatteten, erfährt aber auch, wo neue Beisetzungen möglich sind.
Auch sonst gibt es am Service nicht viel zu meckern. Gießkannen sind in ausreichender Zahl vorhanden, das Wasser läuft, die Toiletten sind geöffnet, wenngleich auch in die Jahre gekommen. Das weiß man auch im Rathaus. 2021 sei ein Umbau zur barrierefreien Behindertentoilette geplant, heißt es. Die Friedhofshalle ist immerhin schon rund 70 Jahre alt. 2012 wurden Dach und Fassade zuletzt erneuert. Bereits der Blick von außen lässt erahnen, dass was für ein prachtvolles buntes Glasmosaik das Licht ins Innere der Halle fallen lässt.
„Die Friedhöfe sind zweifellos auch ein Aushängeschild einer Gemeinde“, formuliert Bürgermeister Andreas Metz und verweist auf Diskussionen im Gemeinderat und in der Bevölkerung. Im vergangenen Jahr habe man gemeinsam mit Bürgern, Verwaltung, Gemeinderat und anderen Akteuren in einer Zukunftswerkstatt „Friedhöfe“ Leitlinien und Konzepte zur Weiterentwicklung der beiden Friedhöfe erarbeitet.
Pflegeaufwand steigt
„Denn die Friedhöfe in Deutschland befinden sich alle in einer sehr schwierigen Situation“, erläutert Metz. Durch grundlegende Veränderungen in den Bestattungsformen entstünden überall zahlreiche Lücken in den Grabfeldern: „Dadurch wird der Pflegeaufwand für die Friedhofsgärtner höher, was durch das Verbot von Unkrautvernichtungsmittel nochmals erschwert wird.“
Diese Lücken sind hier deutlich zu erkennen. Mehr als 1100 Grabstätten befinden sich auf dem Friedhof Mitte, rund die Hälfte davon ist aktuell belegt. Das gärtnergepflegte Grabfeld allerdings ist bei den Ilvesheimern so beliebt, dass es kaum mehr als ein Dutzend freie Plätze gibt. Der Anteil der Urnengräber liegt hier bei nur 25 Prozent, ganz im Gegensatz zu dem allgemeinen Trend, der auch in der Inselgemeinde zu verzeichnen ist. Der Anteil der Feuerbestattungen liegt bei rund 70 Prozent.
In Ehrengräbern liegen die sterblichen Überreste von Soldaten beider Weltkriege. Bürgermeister und Pfarrer. Ein Gedenkstein erinnert an die Toten der Vertreibung aus Schlesien und dem Sudetenland. Ins Auge fällt ein besonderer Grabstein. „Hier ruhen die beiden Brüder, Freiherrn von Hundheim“, ist darauf zu lesen. Eduard starb am 12. Juni 1856 im Alter von 63 Jahren, sein Bruder Alfred wurde nur 39 Jahre alt. Die Grundherren von Ilvesheim und Lützelsachsen (heute Stadtteil von Weinheim) waren „die Letzten ihres Standes“, wie es hier in Stein gemeißelt zu lesen ist.
„Die Friedhöfe sind allgemein in einem Wandlungsprozess und entwickeln sich zunehmend hin zu einer Grünanlage, die – ähnlich einem Park auch der Naherholung dient“, formuliert Bürgermeister Andreas Metz. Die Bäume, die zu einem Park gehören, befinden sich beim Friedhof Mitte allerdings vorwiegend als grüne Allee rund um das Gelände.
Friedhof Ilvesheim Mitte
- Adresse: Am Friedhof 1, 68549 Ilvesheim
- Eröffnung: vor 1900
- Größe: 1,1 Hektar
- Friedhofskapelle: Baujahr um 1950 Letzte Renovierung: 2012 (Fassade, Dachsanierung)
- Zahl der Grabstätten: 1130
- Davon derzeit belegt: 553
- Anteil der Urnengräber: 25 Prozent
- Besondere Grabformen: gärtnergepflegtes Grabfeld: 89 Stellen, davon 72 belegt
- Übersichtstafel für Besucher: seit 2020
- Ehrengräber: Soldatengräber beider Weltkriege, Bürgermeister, Pfarrer an der Trauerhalle, historisches Grabmal der von Hundheim
- Parkplätze für Autos: 30
- Stellplätze für Fahrräder: 33
- Anbindung an den ÖPNV: Bushaltestelle Uferstraße
- Jährlicher Zuschussbedarf im Bestattungswesen (Stand 2019): ca. 180 000 Euro
- Besuchertoilette: vorhanden, Umbau zur Behindertentoilette geplant (2021)
- Internet: www.ilvesheim.de (Lebensqualität, Kirchen & Friedhöfe)
- Kontakt: Alexandra Fankidejski; Telefon 0621/49 66 02 02
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