Über 500 Gewerbetreibende gibt es im rund 7900 Einwohner zählenden Ilvesheim. Noch. Damit es wenigstens annähernd auch so bleibt, soll es nicht erst im Hinblick auf "Ilvesheim 2020", das Leitbild der sechs Zukunftswerkstätten, auch ein Forum für Firmen geben. Zum "Runden Tisch Handel und Gewerbe" hatten der örtliche Bund der Selbstständigen (BdS) um Alfred Reiser sowie Bürgermeister Andreas Metz jetzt erstmals eingeladen.
Im Sitzungssaal des Rathauses wurden nicht nur bedauerliche Umsatzrückgänge beklagt und angeblich mangelnde Gemeinde-Aufträge für Handwerker oder zu wenig Kurzzeitparkplätze in der Schlossstraße kritisiert. Vielmehr konnte der Blick auch auf Ursachen für drängende Probleme wie das allmähliche Verwaisen der Schlossstraße gelenkt werden. So legte Reiser dar, dass der gerade stark wachsende Gemeindeteil Nord seit rund 80 Jahren durch den Neckarkanal vom alten Ortskern räumlich getrennt ist.
Abgesehen davon, hält die gesperrte Querung (trotz oder wegen der Umleitung über die Feldbrücke) derzeit viele davon ab, zum Einkaufen "iwwer die Brick" zu kommen. Auch wenn die Sanierungsarbeiten Ende 2009 abgeschlossen sein sollen: Viele befürchten, dass die Kunden dauerhaft ausbleiben.
"Das Baugebiet Mahrgrund II geht an Handwerk und Gewerbe vorbei", fand Reiser. Metz schlug vor, nicht nur die vielen Neubürger beispielsweise mit einer BdS-Leistungsschau zum Abschluss des Brückenumbaus anzusprechen. Sorgenfalten bereitet schon vor seinem Bau auch der geplante Neckarübergang nahe des Stauwehrs bei Ladenburg: "Wenn das kommt, geht es erst richtig kalt rein", glaubt ein Händler. Ein anderer fragte jedoch skeptisch: "Sind Ortsdurchfahrer Kunden?"
Ein weiterer Redner schlug vor, sich "von der Vorstellung zu lösen, wir hätten in Ilvesheim ein Zentrum. Lasst uns völlig neue Wege entwickeln." Viele Chancen seien in den vergangenen Jahrzehnten verpasst worden, nämlich bei den Standortentscheidungen für Penny (Mühlkopf), Lidl (Nord) und jüngst Rewe (An der Brückenstraße).
"Das Zentrum muss bleiben, wo es ist: Rund um die Schlossstraße", fand Reiser angesichts der Vision, das geplante Sanierungsgebiet Feudenheimer Straße übers Wohnen hinaus aufzuwerten. Dass man "dort keine Einkaufsstraße hinbekommt", betonte auch Pascal Tholé. Der Bauamtsmitarbeiter forderte die Selbstständigen an anderer Stelle auf, im Rathaus ihren Bedarf für ein neues Gewerbegebiet anzumelden.
Wie Metz ankündigte, will man bei Aufträgen der Gemeinde dank vereinfachter Vergaberichtlinien in Verbindung mit insgesamt rund 220 000 Euro aus dem Konjunkturpaket demnächst "gezielt Ilvesheimer Betriebe berücksichtigen". Alle behandelten Aspekte und Anregungen sollen auch in den einschlägigen Zukunftswerkstätten weiter thematisiert werden. pj
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