Ilvesheim

Kultur im Dunklen in Ilvesheim - so fällt das Fazit aus

Der Organisator von „Kultur im Dunklen“ zieht ein positives Fazit zum Abschluss der Saison in der Schloss-Schule

Von 
Tanja Capuana
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Gruppenbild bei dem Abschluss der Reihe „Kultur im Dunkeln“ an der Schloss-Schule in Ilvesheim. © Michael Ruffler

Ilvesheim. Wer gerne auf Konzerte geht, weiß, dass für gewöhnlich akustische und visuelle Aspekte Hand in Hand gehen. Doch wie erlebt man einen Gig ohne optische Ablenkung, also komplett in absoluter Finsternis? Um den Gästen eine neue Perspektive zu eröffnen, veranstaltet Gunter Bratzel, Fachlehrer an der Schloss-Schule in Ilvesheim, die Reihe „Kultur im Dunkeln“. Die 19. Auflage, die seit September einmal im Monat genreübergreifende Veranstaltungen im Schwarzen Salon der Schule auf die Beine stellt, ist am Donnerstag mit der ausverkauften Show „Open Stage“ zu Ende gegangen.

Jeder Act hat 15 Minuten Bühnenzeit

Rund 200 Schülerinnen und Schüler mit maximal 20 Prozent Sehkraft besuchen die Schloss-Schule. „Alle Schülerinnen und Schüler sind blind oder sehbehindert“, sagt Bratzel. Was für seine Schützlinge Alltag ist, dafür möchte er auch das Publikum sensibilisieren, und zwar in Form von Kultur. „Wir versuchen, dass sich die Leute mit Blindheit auseinandersetzen.“ Dabei geht es darum, dass die Menschen ihr Spektrum erweitern und Musik, aber auch Geschichten oder Comedy anders wahrnehmen. „Vielleicht hört man ja die Musik sogar intensiver?“, sagt der Veranstalter. „Für die Schüler ist es auch interessant.“ Denn sie wechseln die Perspektive, sie werden vom Konsumenten zum Veranstalter. Acht Schüler der AG „Kultur im Dunkeln“ führen die Besucherinnen und Besucher mit Schlafmasken über den Augen einzeln auf ihre Plätze im Saal – wenn diese das möchten. Der Großteil will.

Wer an diesem Donnerstag in kompletter Dunkelheit auf der Bühne steht, bleibt während des ganzen Abends eine Überraschung, die erst peu à peu enthüllt wird. Jeder Act bekommt maximal 15 Minuten Bühnenzeit. Mal kommt die Musik von vorne, mal von hinten, mal von links, dann von rechts. Der Schwerpunkt liegt auf musikalischen Darbietungen. Den Beginn macht die Harfenistin Daniela Osietzki aus Mannheim, die in mehreren Formationen spielt. An ihrer Seite ist Christoph Settele, der sie mit Trommel und Flöte musikalisch unterstützt. Sie verzaubern das Publikum unter anderem mit „Farewell to Nigg“ sowie einer temperamentvollen orientalischen Improvisation.

Alle Abende ausverkauft

Die Mannheimer Singer/Songwriterin Pauline Lepur bringt französisches Flair in den Saal. Mit ihrer warmen Stimme präsentiert sie Stücke wie „Nothing, Sometimes, Everything“ und „The Law Of Attraction“. Die Edingerin Silke Allenberg, die von dem Pianisten Peter Antony begleitet wird, verzaubert mit ihrer wandelbaren Stimme. Ob „Naturträne“ von Nina Hagen oder „Passion“, das aus der Feder von Antony stammt, das Duo begeistert mit Stimmkraft und virtuosem Klavierspiel.

Das Quartett Seckenheim Sessions entführt mit lebendigem Irish Folk auf die grüne Insel. Ein Highlight ist auch der Auftritt von Valentin Schall, Singer/Songwriter aus Speyer. Mit Liedern wie „Es ist wie es ist“ und „Meistens immer“ sorgt er für Gänsehaut. Jörg Beyerlein aus Neckargemünd unterhält mit Klavierstücken, aber auch Gedichten, unter anderem von Kurt Tucholsky. Der Mannheimer Schauspieler Markus Finkler nimmt das Publikum mit in die Welt das Märchens und rezitiert mit viel Leidenschaft „Tischlein Deck Dich“. Frauen-A-Cappella vom Feinsten serviert das Quartett Quintfalls zum Abschluss. Schließlich gibt es viel Beifall für alle.

Gunter Bratzel ist mit der aktuellen Reihe sehr zufrieden. Die Künstler seien aus der Region aber auch aus dem internationalen Umfeld nach Ilvesheim gekommen. Es sei für jeden Geschmack etwas dabei gewesen. Für viele sei es zudem spannend, in völliger Dunkelheit zu spielen, sagt Bratzel – und zieht schließlich eine positive Bilanz. „Jeder Abend war ausverkauft.“

Freie Autorin Kulturredaktion, Lokalredaktion, Wochenende. Schwerpunkte: Bunte Themen, Reisereportagen, Interviews, Musik (von elektronischer Tanzmusik bis Pop), Comedy und Musicals

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