Eine Saatgutbibliothek, das klingt interessant und spannend. Aber welche Idee steckt dahinter? Ist es eine Bibliothek, in der man sich Bücher ausleihen kann, vorzugsweise über Saatgut? Oder handelt es sich mehr um eine Art Gärtnerei, in der man sich Saatgut ausleihen kann? Was muss man dann aber zurückbringen? Kleine Pflanzen? Das wäre für die unzähligen Hobbygärtner dann eher suboptimal.
Die Leiterin der Gemeindebibliothek, Caroline Rödel-Braune, brachte Licht ins Dunkel. „Samenbibliotheken haben eine lange Tradition. Die Idee stammt ursprünglich aus den USA, aber auch in Deutschland sind zahlreiche Samenbibliotheken zu finden. Der Klimaschutz soll gewährleistet und die Artenvielfalt erhalten bleiben. Alte Sorten wie die Erdmandel oder die Etagenzwiebel sollen wieder aufleben. Wir verleihen sozusagen kostenlos samenfestes Saatgut und hoffen, einen Teil der Ernte im darauf liegenden Jahr zurückzuerhalten.“ Samenfestes Saatgut bedeute, dass die Samen geerntet werden können und bei der nächsten Aussaat den gleichen Ertrag erzielen. „Im Angebot sind diverse Gemüsesorten wie Tomaten, Lauch, Mangold und Radieschen, sowie Kräuter und Blumen.“
Dieter Bühler, Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins, ergänzte: „Das Schöne an diesem Projekt ist, dass es sich auf diese Weise mühelos verselbstständigen kann.“ Zusammen mit Andrea Soyez-Fischer, die Tomatensamen sowie vorgezogene Tomatenpflanzen zur Verfügung stellte, erklärte er die Saatguttütchen. Eine detaillierte Beschreibung war aufgedruckt, so dass sich auch ungeübte Gärtner an das Saatgut wagen können.
Im Zuge der Umstrukturierung wurde die Bibliothek nicht nur innen renoviert, es besteht nun auch die Möglichkeit, Zeitschriften online zu lesen. Zudem wurden die Ausleihkonditionen geändert, so dass Jugendliche bis 15 Jahre kostenlos die Medien ausleihen können.
Mehr ins Ortsgeschehen rücken
Des Weiteren wurde das Außengelände neu gestaltet mit Spieletischen, neuen Bänken und Beetflächen, auf denen in Zusammenarbeit mit dem Obst- und Gartenbauverein samenfeste Pflanzen gesetzt wurden. Die Bibliothek soll mehr ins Ortsgeschehen rücken. Daher ist auch in dieser Hinsicht das umgestaltete Außengelände eine Bereicherung.
Bürgermeister Andreas Metz bedankte sich bei den Bibliothekarinnen Caroline Rödel-Braune und Christina Schobert für ihr Engagement und ihre kreativen Ideen. So hatten die beiden einen kleinen Familienflohmarkt organisiert und sich außerdem noch mit dem Verein für historische Technik der Feuerwehr in Verbindung gesetzt, der die Bewirtung übernahm. Zudem hatte Diana Stutzmann eine große Auswahl an selbstgenähten Leseknochen mitgebracht, die man als Nackenkissen verwenden kann, um in Büchern zu schmökern. In der Bibliothek lagen zum nationalen Comic-Tag Comics für alle Altersgruppen aus, die eigens für diesen Tag gedruckt worden waren und kostenlos mitgenommen werden konnten.
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