Herr Metz, Sie haben bei Ihrer Verabschiedung gleich zwei Gutscheine für einen Fahrradladen bekommen. Was machen Sie damit?
Andreas Metz: Der Plan ist ein E-Mountainbike anzuschaffen, um die Reichweite der Ausfahrten zu erhöhen. Bisher fahre ich noch ohne elektrische Unterstützung, und da ist der Radius einfach begrenzt.
Ihre Amtszeit endet an diesem Montag. Haben Sie den Urlaub schon geplant?
Metz: Ja, den hatten wir aber schon lange festgemacht. Es geht nach Südfrankreich – ans Mittelmeer und nicht weit weg von der spanischen Grenze. Da hat man Wasser und Berge nah beieinander.
Kommt das Fahrrad dann mit?
Metz: Ja, das Mountainbike habe ich dabei.
Das Amt des Bürgermeisters ist eines auf Zeit, und jeder weiß, dass es einmal endet
Haben Sie bereits eine Übergabe gemacht?
Metz: Es gab mehrere Übergabegespräche mit meinem Nachfolger Thorsten Walther. Zum Beispiel mussten wir viele Termine abstimmen. Der Kalender ist bis Jahresende noch voll damit. Ich habe mich bemüht, ihm den Start so leicht wie möglich zu machen. Und er weiß, dass er im Rathaus auf ein eingespieltes Team zurückgreifen kann.
Wie ist Ihre aktuelle Gefühlslage, wenn Sie auf die Ereignisse der letzten Wochen und Monate zurückschauen?
Metz: Ich schaue lieber nach vorne als zurück. Ich freue mich, wenn der 1. August tatsächlich da ist. Dann kann ich damit abschließen. Die letzten Wochen und die Organisation des Übergangs in dieser kurzen Zeit waren sehr anstrengend. Das Amt des Bürgermeisters ist eines auf Zeit, und jeder weiß, dass es einmal endet. Die Demokratie lebt vom Wechsel, und das muss man akzeptieren.
Welche Ursachen sehen Sie für den Wahlausgang?
Metz: Natürlich habe ich mich hinterfragt. Und klar ist, dass jeder Mensch Fehler macht. Tatsache ist aber auch, dass man in 16 Jahren Entscheidungen trifft, mit denen man Leuten auf die Füße tritt.
Welche sind das?
Metz: Ein Beispiel sind die Häuser in der verlängerten Mozartstraße, in denen Flüchtlinge untergebracht werden. Ich weiß, dass mich viele Leute in dem Viertel deshalb nicht gewählt haben. Aber da sage ich ganz klar: Wir haben als Gemeinde und als Gesellschaft die Pflicht, Flüchtlinge aufzunehmen. Und ich würde die Entscheidung genau so wieder treffen. Dann gibt es noch Dinge, die man selbst nicht verantwortet, die aber an einem fest gemacht werden. Das ist zum Beispiel der Trassenverlauf des Radschnellwegs am Kanal entlang. Ich habe den Wahlausgang mit vielen Leuten diskutiert, zum Beispiel mit den Kollegen im Gemeindetag. Dort konnte das Ergebnis keiner nachvollziehen. Sicher lag es nicht daran, dass ich nicht präsent im Ort gewesen wäre.
Zur Person: Andreas Metz
- Andreas Metz wurde 1966 in Mannheim geboren und wuchs in Ilvesheim auf.
- Nach seinem Studium war er bis 2007 in verschiedenen Funktionen bei der Stadt Speyer angestellt.
- Er ist mit Olga Metz verheiratet und hat zwei Söhne.
- Metz wurde 2007 zum Ilvesheimer Bürgermeister gewählt, im zweiten Wahlgang mit 54 Prozent, bei seiner Wiederwahl 2015 erreichte er im ersten Wahlgang 89,4 Prozent.
- Bei der Wahl im Mai 2023 setzte sich Thorsten Walther (SPD) mit knapp 56 Prozent gegen Metz durch.
Hätten Sie im Wahlkampf etwas anders machen müssen?
Metz: Im Großen und Ganzen nicht. Letztendlich haben sich die Vertreter des Gemeinderats auf mich eingeschossen. Auch die Berichterstattung hat ihren Teil dazu beigetragen. Das alles hat zu einer Wechselstimmung geführt, bei der ich nicht gewusst hätte, wie ich das Ruder in den letzten zwei Wochen hätte rumreißen können. Hinzu kam, dass sich viele Leute gesagt haben. „Der hat es 16 Jahre gut gemacht, jetzt wollen wir mal einen anderen.“ Vielleicht ist das auch eine Zeitgeist-Erscheinung.
Sie scheinen mit sich und Ihren eigenen Entscheidungen im Reinen zu sein. Das Wahlergebnis spiegelt das aber nicht wider. Empfinden Sie Wut?
Metz: Nein, aber es gibt ein paar Menschen, auf die ich nicht gut zu sprechen bin. Einer davon ist mein Gegenkandidat und der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Michael Haug, der im Wahlkampf Dinge gesagt hat, die nicht der Wahrheit entsprechen, der mich persönlich angegriffen und auch Ängste geschürt hat. Ich finde es bedenklich, wenn man versucht, auf diese Weise Politik zu machen.
Auf welche erreichten Dinge in Ihren beiden Amtszeiten sind Sie stolz?
Metz: Stolz ist in diesem Zusammenhang eine seltsame Kategorie. Ich habe vor allem meine Pflicht getan, habe das gemacht, wofür ich gewählt worden bin. Ich übergebe meinem Nachfolger eine Gemeinde, um die es gut bestellt ist – in der alle Pflichtaufgaben erfüllt sind.
Dann frage ich anders: Womit sind Sie zufrieden?
Metz: Ein Beispiel ist die Kinderbetreuung, die in Ilvesheim hervorragend organisiert ist. Auch auf den Anspruch auf eine Ganztagesbetreuung in der Grundschule sind wir vorbereitet. Finanziell ist die Gemeinde gesund, der Haushalt ist ausgeglichen. Die Sanierung der Mehrzweckhalle können wir aus eigenen Mitteln finanzieren. Auch im Areal der Goethestraße ist dank der Heinrich-Vetter-Stiftung viel passiert, wenn ich an die Pflegeeinrichtungen, das Hospiz und das Tageshospiz denke. Das alles habe ich nicht alleine erreicht, es war immer ein Zusammenspiel von Verwaltung, Gemeinderat und Bürgern. Zum Beispiel die „alla-Hopp“-Anlage hätten wir nicht bekommen, wenn die Bürger sich nicht so eingesetzt hätten.
Wie sehr bedauern Sie es, dass Sie noch nicht im neuen Kombibad schwimmen können?
Metz: Da ich ein regelmäßiger Schwimmer bin, bedauere ich das natürlich sehr. Ich habe die Hoffnung, dass mein Nachfolger alles dafür tut, dass das Projekt realisiert wird. Natürlich muss man auch schauen, wie sich die wirtschaftlichen Daten entwickeln werden. Die Wirtschaftsprognose wurde kürzlich nach unten korrigiert. Auch die Steuereinnahmen sind rückläufig. Und nicht zuletzt ist die Finanzierung des ersten Bauabschnitts an bestimmte Voraussetzungen gebunden, wie zum Beispiel Erträge in der mittelfristigen Finanzplanung.
Wie zuversichtlich sind Sie denn dann, dass es mit dem Bad noch was wird?
Metz: Es ist ohne Frage machbar. Und es ist auch die klare Erwartungshaltung der Bürger, dass das Bad realisiert wird. Nach diesem Wählerauftrag habe ich auch immer gehandelt.
Hätte die Realisierung des Bads auch schneller gehen können?
Metz: Ich glaube weiterhin, dass die Reihenfolge richtig war, zuerst die Mehrzweckhalle zu sanieren und dann das Bad anzugehen. Es gab im Zuge des Sanierungsgebiets zeitlich befristete Fördermittel für die Hallensanierung. Da wir dort Teile der Kinderbetreuung unterbringen, hat dieses Vorhaben Priorität. Denn die Kinderbetreuung ist eine Pflichtaufgabe, ein Bad ist eine freiwillige Leistung. Und nicht zuletzt spielte die politische Konstellation im Gemeinderat eine Rolle. Zeitweise gab es eine Mehrheit von nur einer Stimme – und das bei einer Fraktion, die ankündigte, bei jeder Gelegenheit das Bad zu verhindern. In so einer Lage ist das einfach nicht seriös umzusetzen.
Worin sehen Sie die größten Herausforderungen für Ihren Nachfolger?
Metz: Das Thema Personalgewinnung ist sehr wichtig. Mittelfristig gehen viele Leute in den Ruhestand, bei denen es schwer wird, Nachfolger zu finden. Die Entwicklung der Kommunalfinanzen ist ein Thema. Dazu kommen die Energiewende, die Wärmewende und die Verkehrswende. Alles Dinge, die auf der kommunalen Ebene umgesetzt werden sollen, was ich aber so für nicht leistbar halte.
Was haben Sie persönlich in Zukunft vor?
Metz: Es wird eine angebrachte Auszeit geben. Ich habe aber nicht vor, mit 56 gar nichts mehr zu machen. Ich werde schauen, was sich mir bietet und was ich gerne machen möchte. Es gab bereits Jobangebote, bei denen mir aber klar war, dass ich sie nicht annehmen möchte. Ich habe vor, mich ehrenamtlich noch mehr zu engagieren, zum Beispiel möchte ich als Feuerwehrmann einige Fortbildungen machen.
Wollen Sie selbst weiter politisch aktiv sein?
Metz: Bestimmt nicht in Ilvesheim.
Werden Sie als Gast in Gemeinderatssitzungen gehen?
Metz: Nein, das macht man nicht als ehemaliger Bürgermeister.
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