Ilvesheim. Endlich wieder „Kultur im Dunkeln“. Die beliebte Veranstaltungsreihe startete in ihr Jubiläumsjahr – und auch in ihr letztes Jahr. Initiator Gunter Bratzel kann stolz auf zwanzig Jahre zurückblicken und zeigte wieder einmal sein Vermögen, hochkarätige Künstler zu gewinnen. Die Reihe startete diesmal mit dem Singer-Songwriter Michael Benjamin. Der sympathische Schweizer Künstler überzeugte das Publikum mit ausnahmslos selbst geschriebenen Stücken.
Auf die Frage im Vorfeld, wie er sich denn auf das Konzert im Dunkeln vorbereitet habe, antwortete er schmunzelnd: „Ich habe zwar schon auf diversen Veranstaltungen wie Hochzeiten oder Beerdigungen gespielt, auch an unterschiedlichen Orten wie Asyl- oder Drogenzentren, aber noch nie im Dunkeln. Ich lasse die Atmosphäre einfach auf mich zukommen und freue mich darauf, dieses besondere Erlebnis mit dem Publikum zu genießen.“
Viele Besucher ließen sich bereits mit Schlafmasken von den blinden oder sehbehinderten Kindern in den Saal führen, um das lichtlose Ereignis von Anfang an zu erleben. Nach einer kurzen Begrüßung von Gunter Bratzel startete Michael Benjamin sein Konzert. Begleitet nur von seiner Akustikgitarre verzauberte er die Zuhörer mit seiner angenehmen leicht rauchigen Stimme. Das Konzert musste noch einmal kurz unterbrochen werden, da es noch ein kleines Licht gab, das die völlige Dunkelheit störte.
„Ich habe die Augen zugelassen, das gibt mir die Möglichkeit zu sagen, dass ihr das schönste Publikum seid.“ Der Bann war gebrochen und Michael Benjamin hatte die Besucher für sich eingenommen. Es folgten weitere Lieder aus seinem Repertoire.
„Meine kleine Tochter sagte einmal zu mir, dass meine Lieder alle so traurig wären, darum habe ich dieses hier geschrieben: Happy.“ Der Künstler lud die Zuhörer zum Mitsingen ein, und tatsächlich, der Refrain „Happy“ wurde fröhlich mitgesungen. Es wurde geklatscht und die Füße wippten im Takt.
Schweizer Künstler kann Publikum zum Mitmachen begeistern
Michael Benjamin interagierte mit seinem Publikum und die Gäste machten begeistert mit. „Ich habe mir lange überlegt, wie ich das mit der Setlist heute mache und meine Lösung ist, ich habe keine.“ Und wieder hatte er die Lacher auf seiner Seite. Auch als er ein wenig mit seinem Kapodaster zu kämpfen hatte, fühlten sich die Gäste wunderbar unterhalten.
Der Musiker präsentierte ein breites Spektrum. Mit „Say, Can You See Me“ sang er ein sehr persönliches Lied, mit „Tonight I Don’t Want To Change Things“ endete sein Programm. Bevor der Künstler noch einige Zugaben sang, forderte Gunter Brazel die blinden Kinder auf, sich und ihre Tätigkeiten während der Veranstaltung vorzustellen. Die Gruppe erhielt tosenden Applaus. Ebenso wie Michael Benjamin, der nun im wieder erleuchteten Saal seine Zugabe spielte.
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