Karnevalistische Machtübergabe, Auftritt der Sternsinger und ein politischer Ausblick auf das Jahr 2023: In Ilvesheim hat nach drei Jahren Corona-Pause wieder der traditionelle Neujahrsempfang stattgefunden. Veranstaltungsort war aber nicht – wie sonst üblich – die Mehrzweckhalle, sondern das Feuerwehrgerätehaus. Vor wenigen Wochen haben in der Halle Sanierungsarbeiten begonnen, die voraussichtlich noch bis Mitte 2024 dauern werden. „Sie können sich gar nicht vorstellen, wie glücklich ich bin, dass wir wieder einen Neujahrsempfang haben“, sagte Sabine Grözinger-Dambach, Vorsitzende des Karnevalvereins Insulana (KVI) bei ihrer Ansprache.
Gemeinsam mit den Hoheiten entmachtete sie Bürgermeister Andreas Metz. Lena I. von Ulvinisheim (bürgerlich Lena Keil) konnte sich den großen Schlüssel sichern. „Einen kleinen Schlüssel habe ich ja schon“, sagte die Hoheit, die als Sozialarbeiterin für die Gemeinde tätig ist, fügte dann aber hinzu: „Zu meinen großen Aufgaben als Hoheit will dieser kleine Schlüssel nicht mehr so recht passen.“
Kurz zuvor hatte die Kinderprinzessin Sophie I. von der Thielsburg mit einem Gedicht die Besucherinnen und Besucher für sich eingenommen. Sie sammelt Spenden für die Bürgerhilfe. Die Karnevalisten nutzten den Neujahrsempfang, um Werbung zu machen – zum einen für eine Sitzung Ende Januar gemeinsam mit den Seckenheimer Zabbe, zum anderen aber auch für den Karnevalsumzug am 19. Februar. Tänzerisch war der KVI mit Tanzmariechen Lynn Zimmermann vertreten.
Sternsinger ebenfalls am Start
Festlich geschmückt wurde der Neujahrsempfang aber nicht nur durch die Anwesenheit der Fasnachter, sondern auch durch die Sternsinger. Auch sie konnten zum ersten Mal seit drei Jahren wieder ihre regulären Rundgänge durch den Ort machen – am frühen Nachmittag schauten sie kurz beim Neujahrsempfang vorbei, trugen ihre Sprüche vor und sangen. „Wir sind stolz, dass es uns gelungen ist, nach Corona wieder mehr als 30 Sternsingerinnen und Sternsinger zusammenzubekommen“, sagte Dominik Dieter, der in diesem Jahr gemeinsam mit seiner Frau die Koordination übernommen hat. Vor dem Auftritt vor mehr als 100 Leuten im Feuerwehrgerätehaus waren die jungen Sternsinger ganz schön aufgeregt. „Da will man natürlich erst recht nichts falsch machen“, sagte der elfjährige Lorenz. „Insgesamt hat es aber gut geklappt“, zeigte er sich zufrieden.
Begonnen hatte der Neujahrsempfang von Gemeinde und Karnevalverein mit der Rede des Bürgermeisters Andreas Metz. Der Rathauschef zeigte sich zuversichtlich, schlug aber auch ernste Töne an. „Ich schaue lieber nach vorne als zurück, komme aber nicht umhin, auf die Krisen einzugehen, die uns in unserer Entwicklung hemmen“, erklärte der Bürgermeister und meinte damit besonders die stark gestiegenen Energiepreise und die Corona-Pandemie. Er dankte den Ilvesheimerinnen und Ilvesheimern für ihre große Solidarität. Der Ort habe geflüchtete Menschen mit offenen Armen aufgenommen und für die Ukraine bereits zahlreiche Hilfslieferungen organisiert. So dankbar er sich über die Menschen vor Ort zeigte, so deutlich kritisierte der Bürgermeister aber die Verantwortlichen von Bund und Land. Die Kommunen würden mit Aufgaben erdrückt, hinzu kämen immer weitere Vorgaben und Verordnungen. „Und das Problem lässt sich nicht einfach mit noch mehr Fördermitteln oder Geld im Allgemeinen lösen“, bekannte Metz.
Als große Herausforderungen für die Zukunft benannte der Verwaltungschef die Schaffung von Wohnraum, die Digitalisierung und den Klimaschutz. Seien es neue Energieformen wie die Geothermie, die konsequente Modernisierung von Gebäuden für mehr Klimaschutz oder der Ausbau von Ladeinfrastruktur für Elektroautos – die Gemeinde engagiere sich an vielen verschiedenen Stellen für das Thema. Beim Wohnraum handele es sich um „die wichtigste soziale Frage unserer Zeit“, erklärte Metz. In den vergangenen Jahren habe man Fortschritte erzielt und Grundlagen geschaffen, damit die kommende Generation gestalten könne. Außerdem stünde in diesem Jahr ein wichtiger Beschluss zu einem möglichen Baugebiet im Ilvesheimer Norden an.
Metz stellt sich wieder zur Wahl
Ein Thema durfte in der Rede natürlich nicht fehlen: das Kombibad. Im Herbst dieses Jahres soll ein Energiekonzept für eine klimaneutrale Versorgung vorliegen – und damit auch eine genauere Berechnung der Kosten, so der Bürgermeister, der sich am 7. Mai erneut zur Wahl stellt und in seine dritte Amtszeit als Ilvesheimer Bürgermeister gehen will.
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