Herr Walther, gehen Sie gerne schwimmen?
Thorsten Walther: Ja.
Und ab wann wird das wieder in Ilvesheim möglich sein?
Walther: Ab 2028. Dann soll das neue Bad fertig sein, der Spatenstich ist noch für 2025 geplant. Wir realisieren erst einmal nur den ersten Bauabschnitt, also den Hallenbad-Teil. Der zweite, der Freibad-Teil, ist nicht direkt im Anschluss umsetzbar. Ich werbe ausdrücklich dafür, dass wir diesen ersten Schritt jetzt wirklich gehen, zehn Jahre nach dem Grundsatzbeschluss für das Bad.
Ganz abgesehen von den Baukosten ist bei einem neuen Hallenbad mit Betriebskosten im siebenstelligen Bereich zu rechnen, kann sich die Gemeinde das leisten?
Walther: Ja, kann sie. Natürlich ist das eine riesige Herausforderung, insbesondere auch die gesetzlich geforderte Erwirtschaftung der Abschreibungen. Wir befinden uns in ehrlichen Haushaltsberatungen und die Fraktionen haben ihre Bereitschaft signalisiert, mitzuarbeiten. Ich bin mir sicher, dass wir die mittelfristige Finanzplanung deutlich verbessern können. Die Verwaltung wird im Januar eine Liste mit Einsparpotenzialen vorlegen. Dieser will ich hier nicht vorgreifen.
Zur Person - Thorsten Walther
- Thorsten Walther (SPD) ist seit 1. August 2023 Bürgermeister von Ilvesheim.
- Er wurde am 9. Oktober 1985 in Heidelberg geboren und wuchs in Lampertheim auf.
- Nach dem Abitur 2005 folgte zunächst ein zwölfmonatiger Freiwilligendienst in einem Obdachlosenheim in Irland.
- Von 2018 bis 2023 arbeitete er für die Stadt Mannheim.
- Walther lebt mit seiner Familie seit 2016 in Ilvesheim.
Stichwort Finanzen: Wie steht es beim Thema Geld um Ilvesheim?
Walther: Wir haben eine gute Haushaltsstruktur in Ilvesheim. Wichtig ist, dass wir eine ausgeglichene Finanzplanung für 2026 bis 2028 hinbekommen. 2018 wurde eine Kreditaufnahme für das Bad verweigert, so etwas darf sich nicht wiederholen.
Die Sanierung der Mehrzweckhalle ist bald abgeschlossen. Kann der für 6. Januar geplante Neujahrsempfang dort stattfinden?
Walther: Ja. Die Halle wird aber noch nicht komplett fertig saniert sein. Das wird man auch sehen, zum Beispiel beim Außengelände, Verkleidungen im Inneren oder an einzelnen Stellen im Keller. Wichtig ist: Bereits ab 25. Januar werden die Vereine die Halle nutzen. Ein offizielles Eröffnungsfest soll es im Oktober geben, wenn auch der neue Eingangsbereich und das Außengelände für die Krippengruppe fertiggestellt ist.
Eine weitere Baustelle ist das Feuerwehrgerätehaus. Bereits seit Längerem steht der Personenaufzug. Wann geht er in Betrieb?
Walther: Noch fehlt die Abnahme durch den TÜV. Ich gehe davon aus, dass er im Frühjahr in Betrieb gehen kann. Darüber hinaus fehlen noch die notwendigen Brandschutztüren im gesamten Gebäude, um den Raum im Obergeschoss als Veranstaltungsraum nutzen zu können. Wir investieren in die Feuerwehr im Jahr 2025 mehr als eine Million Euro. Dazu zählen der Bau einer Damenumkleide, die Beschaffung eines neuen Fahrzeugs und eines Boots.
Ilvesheim will in Zukunft drei neue Baugebiete für Wohnungen ausweisen. Fangen wir mit der Kanzelbachstraße an. Dort liegt heute unter anderem noch das Jugendzentrum JUZ. Muss es weichen?
Walther: Genau diese Frage müssen wir gemeinsam mit dem Gemeinderat und den Jugendlichen klären. Das will ich offen angehen. Wenn man aber sagt, das JUZ bleibt an der Stelle, muss man auch darlegen, welche Konflikte es mit der Wohnbebauung geben könnte. Ein Schwerpunkt in der Kanzelbachstraße wird der Wohnraum für Familien sein.
Auf dem Hallenbadgelände will die Gemeinde in Zukunft ebenfalls Wohnraum schaffen. Wie lange wird die Schwimmschule das Hallenbad noch nutzen?
Walther: Der Vertrag läuft bis Sommer 2026, wie es dann im Detail weiter geht, kann man noch nicht sagen. Wir schaffen die Voraussetzungen, dass in Zukunft dort gebaut werden kann. Eine davon ist, dass wir die benachbarte Neckarhalle (bisher an derselben Heizung) mit einer eigenen Wärmeversorgung ausstatten.
Was wird aus dem Tennisclub auf dem Gelände?
Walther: Wir befinden uns aktuell in guten Gesprächen mit dem Verein, denen ich an dieser Stelle nicht vorgreifen will. Mittlerweile liegen auch die Ergebnisse der Studie vor, die verschiedene Optionen für den Club aufzeigt. Sie wurde intern bereits vorgestellt. Klar ist: Sollte der Tennisverein bleiben, sind Nutzungskonflikte mit der Wohnbebauung absehbar.
Am weitesten fortgeschritten ist schon das Wohngebiet Sichelkrümme. Der Siegerentwurf steht schon. Wie geht es weiter?
Walther: Für 2025 steht die Investorenauswahl an. Davon hängt wiederum ab, welches Verfahren wir anschließend für den Bebauungsplan wählen. Wir merken: Von Investorenseite ist Interesse da.
Sie haben in Ihrem Wahlkampf Klimaneutralität bis 2035 versprochen, gleichzeitig aber einen Brief an die MVV unterzeichnet, in dem sie den Gas-Ausstieg 2035 kritisieren. Wie passt das zusammen?
Walther: Das sind zwei verschiedene Dinge. Die Gemeinde - oder ich als Bürgermeister - kann zur Klimaneutralität beitragen, indem zum Beispiel kommunale Gebäude klimaneutral beheizt oder Bürgerinnen und Bürger unterstützt und beraten werden. Wir können die Klimaneutralität aber nicht aus eigener Kraft erreichen. In dem Fall sind Bund und Land gefordert, uns die Mittel an die Hand zu geben, die es für das Ziel Klimaneutralität braucht. Das geschieht leider nur unzureichend.
Haben Sie ein Beispiel?
Walther: Wir haben viele Monate auf den Förderbescheid für die kommunale Wärmeplanung gewartet. Diese ist aber eine Grundvoraussetzung für die nächsten Schritte, weil sie zeigt, welche Möglichkeiten wir haben. Ergebnisse dieser Wärmeplanung erwarte ich frühestens 2026. Ich habe den Eindruck, dass man gerade Kommunen unserer Größe mit dem Thema allein lässt.
Und woran entzündet sich genau ihre Kritik an der MVV?
Walther: Das Problem ist, dass die MVV ein Ausstiegsdatum verkündet ohne ausreichend alternative Wege für die Wärmeversorgung aufzuzeigen. Denn zum Beispiel ist die Wärmepumpe in Ilvesheim nicht für jedes Haus ein adäquater Ersatz und der Ausbau des Fernwärmenetzes bis nach Ilvesheim nicht geplant. Die MVV und wir haben ja dasselbe Ziel, aber in der Kommunikation müssen wir darauf achten, dass wir die Bürgerinnen und Bürger mitnehmen.
Eine weitere Herausforderung ist die Suche nach Fachkräften. Wie kommen Sie damit voran?
Walther: Wir sind auch als Verwaltung mitten im Generationswechsel. Der Kämmerer Klaus Hering wird Ende März 2025 in Pension gehen, bereits ab Januar übernimmt seine bisherige Stellvertreterin Vanessa Brinzer die Leitung der Kämmerei. Die stellvertretende Kämmereileitung haben wir aktuell ausgeschrieben. Erfreuliches gibt es auch bei zwei anderen Stellen zu vermelden. Wir haben einen Digitalisierungsbeauftragten gewinnen können und konnten auch die Sachgebietsleitung „Ordnungsamt“ neu besetzen.
Im Oktober 2023 hat der Gemeinderat beschlossen, im dritten Quartal 2024 mit einem Beteiligungsverfahren zur Schlossstraße zu beginnen. Wenn die neue L 597 fertig ist, wird deutlich weniger Verkehr durch Ilvesheim fließen. Hat das Beteiligungsverfahren schon begonnen?
Walther: Noch nicht. Wir haben das Büro ausgewählt, dass die Bürgerbeteiligung durchführt. Es wird im Frühjahr starten. Wir sind mit dem Beteiligungsformat immer noch gut im Zeitplan, auch weil es beim Bau der L 597 Verzögerungen gab.
Kürzlich wurde bekannt, dass die Trasse des Radschnellwegs Heidelberg-Mannheim in Ilvesheim leicht abgeändert wird. Sie haben vor einem Jahr gesagt, wenn die Trasse steht, kann das Mobilitätskonzept kommen. Kommt es jetzt?
Walther: Wir haben Mittel dafür im Haushalt, müssen aber auch schauen, wie wir die Vielzahl an Themen, die wir vor der Brust haben, abarbeiten. Das bedeutet, Schwerpunkte zu setzen. Wir sind zum Beispiel gerade dabei, gemeinsam mit der EnBW ein kommunales Krisenmanagementkonzept für Ilvesheim zu erstellen. Das bindet personelle Kapazitäten.
Als wir vor einem Jahr hier saßen, war die Flüchtlingssituation auch unter den Bürgermeistern ein großes Thema. Aktuell ist es, zumindest in den Kommunen, ruhiger geworden bei diesem Thema.
Walther: Wir haben aktuell 173 Geflüchtete bei uns oder in angemieteten Wohnungen untergebracht. Da kommen wir schon an Kapazitätsgrenzen. Wir haben mit den Wohnungen in der Mozartstraße viel Wohnraum hinzugewonnen, dort sind aktuell 43 geflüchtete Menschen untergebracht. Ich teile Ihre Einschätzung, dass es aktuell eher ruhig ist bei dem Thema, was ich aber auch darauf zurückführe, dass wir als Gemeinde das Thema sehr gut managen, auch was die Abstimmung der verschiedenen Abteilungen untereinander angeht.
Sie sind insgesamt zuversichtlich?
Walther: Ja, die Gemeinde hat gezeigt, dass sie trotz schwieriger Rahmenbedingungen handlungsfähig ist und Themen anpackt. Und das werden wir auch 2025 zeigen.
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