„Wenn man nach Ilvesheim reinkommt, sieht man linkerhand die Rose“. So oder so ähnlich wird dieser Satz vielen Menschen der Region schon lange im Gedächtnis sein. Denn wer vom Kreisverkehr aus in die Schlossstraße hineinfährt, kann das traditionsreiche Gasthaus „Zur Rose“, wie es mit vollem Namen heißt, kaum übersehen. Doch lange wird es das ortsbildprägende Lokal nicht mehr geben. Am 15. Dezember schließt die Familie Stadler das Gasthaus – für immer.
Der Grund dafür ist nicht die Corona-Pandemie, wie Sven Stadler im Gespräch mit dieser Redaktion betont. „Es gibt einfach niemanden, der das Lokal übernehmen will“, sagt der 54-Jährige. Seine Schwester, die immer im Betrieb war, starb im Jahr 2017. Die Eltern, die das Gasthaus gemeinsam mit ihm führen, sind nun 81 und 83 Jahre alt. Nachwuchs, der den Betrieb übernehmen möchte, gibt es nicht.
Der 81-jährige Wilfried Stadler steht zwar noch selbst in der Küche, für ihn ist es aber trotz allem der richtige Zeitpunkt, nun Schluss zu machen. „Wir haben beschlossen aufzuhören, bevor wir es müssen“, sagt er. Und Sven Stadler? Er möchte bald etwas außerhalb der Gastronomie machen. Die Familie wird das Gebäude verkaufen, es ist nicht damit zu rechnen, dass es an dieser Stelle wieder ein Restaurant geben wird.
Stadlers seit den 50ern am Ruder
„Ich fühle schon Wehmut“, sagt Sven Stadler. Sein Vater pflichtet ihm bei und ergänzt: „Der Zuspruch, den wir erfahren haben, tut aber sehr gut. Die Leute finden es sehr schade, dass wir aufhören.“ Mitte der 1950er-Jahre kaufte der Vater von Wilfried Stadler die „Rose“. Mit jeder Generation kam etwas dazu. Wilfried erweiterte unter anderem die Speisekarte, Sohn Sven stockte die Zahl der Fremdenzimmer auf 25 auf.
Die Geschichte des Hauses reicht indes noch weiter zurück – bis ins 19. Jahrhundert. „Die Rose“ – das ist das traditionsreichste Gasthaus in der Inselgemeinde. Wie Sven Stadler berichtet, diente es früher sogar als Schenke und Postkutschenstation. In einem zweigeschossigen Keller wurden zwischendurch große, zuvor aus dem Fluss geschnittene Eisblöcke gelagert. Diese konnten die Menschen dann nach Hause nehmen, um bei sich daheim Lebensmittel zu kühlen.
Doch nicht nur das Haus, sondern auch die Familie blickt auf eine lange Geschichte zurück. „Seit mehr als 280 Jahren war unsere Familie mit der Gastronomie verbunden“, erzählt Wilfried Stadler. „Entweder als Koch oder auch als Metzger.“ Dass dies nun vorbei ist, sorgt auch im Ort für Bedauern. „Das ist ein großer Verlust für unsere Gastronomie im Ort“, sagte Bürgermeister Andreas Metz. Ein solch traditionsreiches Gasthaus, das auch immer viele Stammgäste gehabt habe, zu verlieren, sei „besonders schmerzhaft“. Die Ilvesheimerinnen und Ilvesheimer werden das Gasthaus vermutlich mit ganz bestimmten – auch persönlichen – Erinnerungen verbinden. Seien es das Gansessen im Herbst, der traditionelle Mittagstisch, der Hochbetrieb während der Kerwe oder die Familienfeste. „Manche Familien haben sogar schon bei der Geburt ihres Kindes den Raum für die Kommunionsfeier gebucht – so voll war es hier immer“, erzählt Sven Stadler nicht ohne Stolz.
Loyale Stammgäste
Doch wie sein Vater sieht auch er den richtigen Zeitpunkt gekommen, um als Gastronom aufzuhören. Hohe Abgaben, komplizierte Vorgaben und großer Personalaufwand machten es immer schwieriger, in der Branche zu bestehen. Für die Stadlers gibt es in den letzten Tagen des Lokals immer noch gut zu tun. Das zeigt sich auch am Mittwochmittag, als diese Redaktion bei der Familie zu Besuch ist. Die ersten Stammgäste kommen ins Lokal und beanspruchen ihren Platz. Sven Stadler serviert schon die ersten Getränke, sein Vater Wilfried steht zu diesem Zeitpunkt längst wieder in der Küche am Herd.
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