Flüchtlinge

Ilvesheim: Bauarbeiten in Mozartstraße haben begonnen

Von 
Torsten Gertkemper-Besse
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Ilvesheim. Wer in diesen Tagen von Westen aus nach Ilvesheim hinein fährt, wird es vielleicht bemerken: Am Ortsrand wird gebaut. In einem Teilbereich zwischen Lidl-Markt und Neckar-Kanal entstehen drei Wohnhäuser. Wie die Verwaltung auf Anfrage mitteilt, mietet die Gemeinde eines davon an. Dort, in der Fortsetzung der Mozartstraße, sollen Flüchtlinge untergebracht werden. Die Kommune ist gesetzlich dazu verpflichtet, geflüchtete Menschen aufzunehmen und unterzubringen.

Die Wohnungen in den anderen beiden Häusern sollen vermietet werden. „Wir möchten nicht, dass diese Gebäude dem Mietwohnungsmarkt entzogen werden. Darum haben wir das vorher festgelegt“, erklärt Bauamtsleiter Pascal Tholé im Gespräch mit dieser Redaktion. Die Firma Heintzelmann, eine Wohnbau- und Immobiliengesellschaft aus Ludwigshafen, bestätigt das auf Nachfrage.

Pflicht zur Vermietung

Das Unternehmen hatte das Gelände vor nicht allzu langer Zeit von einem Privatmann gekauft. Nach Angaben des Bauamtsleiters sind bereits alle Wohnungen in den beiden Gebäuden verkauft, mit der Vorgabe, dass der Eigentümer oder die Eigentümerin nicht selbst einziehen darf, sondern vermieten muss.

Laut Verwaltung gibt es verschiedene Gründe, warum man sich für ein derartiges Konstrukt entschieden hat. „In den vergangenen Jahren haben wir die Flüchtlinge in verschiedenen Häusern in Ilvesheim untergebracht, dadurch diese Gebäude aber auch dem Mietwohnungsmarkt entzogen“, sagt Tholé. Mit dem Bau der Häuser in der Mozartstraße soll die Lage auf dem Wohnungsmarkt wieder etwas entspannt werden. Ein weiterer Grund für die nun gefundene Lösung ist, dass die Verwaltung für eine bessere Durchmischung von Geflüchteten und anderen Ilvesheimer Bürgern sorgen möchte. Eine Ghettobildung soll vermieden werden.

Das Haus, in dem die Flüchtlinge untergebracht werden, wird vom Zuschnitt her an deren Wohnsituation angepasst, heißt: Kleinere Wohneinheiten als sonst üblich, dafür aber mehr. „Viele Gebäude, in denen diese Menschen aktuell leben, sind mit ihrem klassischen familiären Zuschnitt nicht geeignet“, sagt Tholé. Weil man durch die neue Unterteilung flexibel auf Entwicklungen reagieren könne, sei es schwer, eine konkrete Zahl zu nennen, wie viele Flüchtlinge nach Fertigstellung einziehen, ergänzt er. Wahrscheinlich ist eine Zahl im niedrigen bis mittleren zweistelligen Bereich.

Das Projekt hat eine lange Vorgeschichte. Bereits seit 2016 gibt es die Pläne, geflüchtete Menschen in den Neubauten in der Mozartstraße unterzubringen. Dagegen regte sich aber schnell Widerstand. Anwohner aus Mozart- und Beethovenstraße gründeten die Interessengemeinschaft Pro Integration.

Fünf Jahre gewartet

Hauptargumente: Eine Unterbringung der Flüchtlinge am Rande des Ortes behindere die Integration. Außerdem sei Wohnen an oder unter Strommasten problematisch. Die Kabel machten aber auch in anderer Hinsicht Ärger. Lange Zeit sperrte sich der Leitungsträger Amprion gegen Wohnbebauung unter den Masten, gab seinen Widerstand aber 2017 auf.

Dass es jetzt mit dem Bau losgeht, freut Bürgermeister Andreas Metz. „Es ist wichtig, dass wir den Menschen geeigneten Wohnraum anbieten können und zugleich den Mietwohnungsmarkt in Ilvesheim entlasten“, sagt der Rathauschef. Man habe den Bauantrag vor fünf Jahren gestellt, so lange warte man schon.

Ende 2022 sollen die Häuser in der Mozartstraße 41 bis 45 fertig sein. Das berichten die Verwaltung und die Firma Heintzelmann übereinstimmend. Der Abschluss der letzten Arbeiten auf dem Außengelände könne bis März 2023 dauern, so eine Sprecherin des Immobilienunternehmens. Aktuell liefen die Vorbereitungen für den Rohbau.

Redaktion Redaktion Neckar-Bergstraße, zuständig für Ilvesheim und Friedrichsfeld

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