Ilvesheim. Kombibad, Corona-Pandemie und teure Hallensanierungen: Im Jahresgespräch mit dem "MM" hat Ilvesheims Bürgermeister Andreas Metz auf 2021 zurück und auf 2022 voraus geblickt.
Herr Metz, schauen wir direkt einmal nach vorne: In einigen Tagen soll in Ilvesheim der Haushalt für 2022 beraten werden. Wie steht die Gemeinde finanziell da?
Andreas Metz: Ilvesheim geht es gut. Der Haushaltsentwurf für 2022 ist robust und zukunftsfähig, so sind wir in der Lage, die großen Investitionen der kommenden Jahre zu stemmen. Das gilt unter anderem für den Klimaschutz, die Digitalisierung, aber auch die Schaffung von Wohnraum.
Nun lässt die Corona-Pandemie aber keine Ruhe. Welche Folgen hat das für den Haushalt?
Metz: Natürlich bringt Corona Unabwägbarkeiten mit sich. Allerdings sind wir strukturell gut aufgestellt. Die Steuerschätzungen, die für uns besonders wichtig sind, stimmen mich zuversichtlich. Auch der Blick in die kommenden Jahre ist vielversprechend. Wir können mit steigenden Erträgen rechnen.
Allerdings haben Sie auch viel vor. Die Sanierung der Mehrzweckhalle kostet über sechs Millionen Euro, 2019 war man noch von drei Millionen ausgegangen, vor einigen Monaten von 4,5 Millionen.
Metz: Die Kostensteigerung ist angesichts der erhöhten Baupreise nicht überraschend. Außerdem ist hier auch der Umbau des benachbarten Kindergartens „Rappelkiste“ inbegriffen. Mit diesem schaffen wir zusätzliche Kapazitäten, um die Betreuung von Krippenkindern in dem Gebäudekomplex zu ermöglichen. Darüber hinaus bekommt die Halle mit ihrer Komplettsanierung eine ausgezeichnete technische Ausstattung. Ein Beispiel dafür ist der geplante Umbau der Küche.
Da gibt es aber noch das Kombibad, an dem die gestiegenen Baukosten sicher auch nicht spurlos vorbeigehen werden.
Metz: Die Baupreissteigerungen von 30 Prozent sind hier bereits eingerechnet. Wir gehen daher beim ersten Bauabschnitt, dem Hallenbadteil, von gut 13,8 Millionen Euro aus - mit dem Freibadteil wären wir dann bei insgesamt 18 Millionen Euro. Trotz alle-dem müssen wir in einem ersten Schritt nur drei Millionen Euro als Kredit aufnehmen - und nicht fünf, wie bisher gedacht.
Gegner werden argumentieren, dass auch die neuen Preiskalkulationen zu niedrig ausfallen.
Metz: Hier verweise ich auf höhere Erträge. Steigende Kosten führen auch zu höheren Steuern, von denen wir profitieren. Außerdem gibt es auch andere Möglichkeiten, das Vorhaben zu finanzieren - selbst wenn es noch teurer werden sollte.
Welche?
Metz: Das kann eine weitere Kreditaufnahme sein. Durch die aktuell günstige Situation ist der Spielraum hierfür größer geworden. Außerdem könnten Grundstückserlöse Geld bringen, zum Beispiel, wenn man an die Entwicklung des interkommunalen Gewerbegebiets Ladenburg-Ilvesheim denkt.
Könnte es dazu kommen, dass das Gebiet gebaut werden muss, weil das Bad noch zu bezahlen ist?
Metz: Nein, das Gewerbegebiet ist kein Muss, sondern eine Option. Allerdings eine sehr gute und daher müssen wir sie uns offen halten. Es geht ja nicht nur darum, neues Gewerbe in die Region zu holen, sondern auch Betrieben, die bereits im Ort sind, eine Veränderung oder Vergrößerung zu ermöglichen.
Nun hat Ilvesheim demnächst wohl gar kein Bad mehr. Gibt es noch Hoffnung, dass das Hallenbad doch über 2022 offen bleibt?
Metz: Diese Hoffnung sehe ich nicht. Das Hallenbad wird keine neue Betriebserlaubnis bekommen und deshalb im Frühjahr 2022 zum letzten Mal seine Pforten schließen. Ich unterstütze deshalb den Antrag der Freien Wähler ausdrücklich, die Planungsphase so zu terminieren, dass wir unmittelbar nach Fertigstellung der Mehrzweckhallen-Sanierung mit dem Bau des Bades beginnen können. Damit halten wir den „bäderlosen“ Zeitraum in Ilvesheim so kurz wie möglich.
Das Freibad gibt es bereits seit 2017 nicht mehr. Auf dem ehemaligen Gelände soll ja das Kombibad entstehen. Bis dahin könnte es aber noch ein wenig dauern. Wie könnte die Zwischennutzung aussehen?
Metz: Die Beachbar war ein Versuch. Die Ablehnung eines weiteren Pachtvertrages hat aber gezeigt, dass von einer Mehrheit im Gemeinderat wohl keine gastronomische Nutzung des Geländes gewollt ist. Eine Option wäre es, das Gelände für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. In diesem Fall müsste die Gemeinde aber für die Unterhaltung der Fläche sorgen.
Kommen wir zu einem anderen Thema: In der Mozartstraße stockt wegen eines Rechtsstreits seit Monaten der Bau von Häusern, in denen auch Geflüchtete unterkommen sollen. Die Flüchtlingszahlen nehmen in der nächsten Zeit eher zu.
Metz: Als Gemeinde sind wir nur mittelbar beteiligt, da wir kein Bauherr, sondern Mieter sind. Wir setzen aber weiterhin darauf, dass die drei Häuser in der Mozartstraße gebaut werden und wir wie geplant eines dafür anmieten können. Sollte der Bau nicht zustande kommen, bin ich aber zuversichtlich, dass wir die geflüchteten Menschen auch in anderen angemieteten oder sich im Eigentum der Gemeinde befindenden Häusern unterbringen können.
Wohnraum ist in der Gemeinde ohnehin knapp.
Metz: Das stimmt. Wir merken, dass geflüchtete Menschen kaum Möglichkeiten haben, selbstständig auf dem Wohnungsmarkt etwas zu finden. Das Thema betrifft aber alle Menschen. In den vergangenen Jahren sind wir bei der Schaffung von Wohnraum zu wenig vorangekommen. Deshalb gilt es, das unbedingt anzugehen, und Wohnflächen für ganz verschiedene Personengruppen zu schaffen: junge Familien, ältere Menschen, aber auch für jene, die sich keine hohen Preise leisten können.
Wie könnte eine Lösung für Ilvesheim aussehen?
Metz: Es gibt durchaus Flächen in Ilvesheim, bei denen man perspektivisch über eine Wohnbebauung nachdenken kann und muss. Da wären zum einen das Hallenbadgelände oder die ab 2025 frei werdenden Flächen der Kleintierzüchter, zum anderen aber auch die Sichelkrümme.
Andreas Metz
- Geboren am 7. November 1966 in Mannheim, aufgewachsen in Ilvesheim.
- 1986: Abitur am Carl-Benz-Gymnasium in Ladenburg, Studium in Heidelberg.
- 1994: Abschluss mit Magister Artium (Geschichte und Germanistik).
- 1994: Anstellung bei der Stadt Speyer in verschiedenen Funktionen.
- Seit 2007: Bürgermeister von Ilvesheim. Er setzte sich im zweiten Wahlgang mit 54 Prozent der Stimmen durch. Bei der Wiederwahl am 17.Mai 2015 erreichte Metz im ersten Wahlgang 89,4 Prozent der Stimmen.
- Verheiratet mit Olga Metz, zwei Söhne.
Thema Klimaschutz. Was haben Sie in den kommenden Jahren vor?
Metz: Zunächst einmal kann man sagen, dass wir in der Vergangenheit bereits einiges gemacht haben. Wir werden jetzt zusätzlich am European Energy Award, einem europaweiten Zertifizierungsprogramm, teilnehmen. Die Sanierung der Mehrzweckhalle wird viel Energie einsparen und einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Bereits seit Jahren läuft unsere Straßenbeleuchtung mit LEDs. Wir haben aber auch in Zukunft viel vor. Bis 2040 will die Verwaltung klimaneutral sein. Im Bauamt gibt es eine Stelle für einen Ansprechpartner in allen Fragen rund um den Klimaschutz. Was aber nicht vergessen werden darf, ist, dass Klimaschutz Geld kostet. Wir als Kommunen brauchen dafür die richtigen Rahmenbedingungen.
Nicht nur beim Klimaschutz gibt es einiges zu tun. Auch bei der Digitalisierung haben gerade Verwaltungen viel Arbeit vor sich.
Metz: Aber auch bei diesem Thema ist vieles in Bewegung. Bald wird es eine Online-Vergabe von Kindergarten-Plätzen geben, ab dem kommenden Jahr steht ein Ratsinformationssystem zur Verfügung, in dem der Zugriff auf Dokumente aus dem Gemeinderat noch einfacher wird. Wir werden den Sitzungssaal im Rathaus technisch modernisieren, die Homepage erneuern und arbeiten an einer Bürger-App. Für die Umsetzung gibt es aber noch kein konkretes Datum.
Eine App könnte die Kommunikation mit den Bürgern vereinfachen. Denn gerade der Austausch mit den Einwohnern hat in der letzten Zeit gelitten.
Metz: Das ist leider wahr. Durch die Corona-Pandemie fiel der Austausch flach, was auch für den sozialen Zusammenhalt schlecht ist. Immer wieder haben wir Versuche gestartet, sei es durch Online-Beteiligungen oder Fahrradtouren mit begrenzter Personenzahl. Ich hoffe aber, dass wir auch einmal wieder richtig in Präsenz zusammenkommen können, zum Beispiel beim Jugendforum, das wegen Corona immer noch nicht in geplanter Form stattfinden konnte.
Thema Jugend: Was die Aufenthaltsflächen für junge Menschen angeht, geht es langsam voran.
Metz: Leider haben einige wenige Gemeinderäte im Umlaufverfahren die Aufstellung eines Bauwagens im Mahrgrund und auch den Grundsatzbeschluss zur Sanierung des Lessingstraßen-Spielplatzes verhindert. Es ist aber wichtig, dass wir vorankommen, am Ende bleiben bei Zeitverzögerungen die Kinder und Jugendlichen auf der Strecke.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/ilvesheim_artikel,-ilvesheim-buergermeister-metz-will-zeit-ohne-baeder-in-ilvesheim-moeglichst-kurz-halten-_arid,1898622.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/ilvesheim.html