Ilvesheim

Bekommt die Ilvesheimer Jugend einen eigenen Rat?

Ortsdetektive, Jugendforum und eine Versammlung der Jugendvertreter gibt es in Ilvesheim bereits. Dem neuen Bürgermeisetr Thorsten Walther (SPD) ist das aber nicht genug

Von 
Hans-Jürgen Emmerich
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Das erste Jugendforum im JUZ Ilvesheim fand im Mai 2022 statt. Bürgermeister Walther will jetzt auch einen Jugendgemeinderat installieren. © Melanie Kummer

Der neue Bürgermeister Thorsten Walther (SPD) treibt die Einführung eines Jugendgemeinderats in Ilvesheim weiter voran. In der nächsten Sitzung des Gemeinderats am Donnerstag, 22. Februar, steht das Thema auf der Tagesordnung. Um die Jugendbeteiligung in Ilvesheim zu institutionalisieren, empfiehlt die Verwaltung, einen Jugendgemeinderat zu gründen.

Jugendbeteiligung gibt es aber schon heute. So sind Ortsdetektive unterwegs, die – organisiert über die Schulen – Ortsbegehungen vornehmen, Probleme beschreiben und Lösungen vorschlagen, die dem Gemeinderat vorgelegt werden. Ein Jugendforum tagt einmal im Jahr, organisiert vom Jugendzentrum. Das Diskussionsforum dient dem offenen Austausch, Ergebnisse werden ebenfalls dem Bürgermeister und dem Gemeinderat präsentiert. Jugendvertreter der Vereine, Verbände, Kirchen und Parteien treffen sich einmal jährlich mit der Gemeindeverwaltung zum Austausch. Diese bestehenden Säulen will Bürgermeister Walther ergänzen. „Baden-Württemberg ist das Stammland der kommunalen Jugendgremien in Deutschland“, heißt es dazu in der Vorlage. Im Jahr 1985 wurde in Weingarten am Bodensee der erste Jugendgemeinderat gegründet: „Seither erfährt das Erfolgsmodell landesweit hohen Zuspruch.“

Blick in die Nachbarschaft

In Schriesheim und Ladenburg gibt es aktuell einen aktiven Jugendgemeinderat, in Heddesheim ein Jugendvertretergremium. In Ladenburg war die Wahl Ende 2022 im zweiten Anlauf gelungen, während in Edingen-Neckarhausen die Neuwahl im gleichen Jahr mangels Kandidierenden gescheitert war.

Geändert hat sich die Situation dadurch, dass künftig Jugendliche ab 16 Jahren für den Gemeinderat kandidieren können. Bislang ist die Bereitschaft zu einer Kandidatur allerdings noch relativ verhalten. Dass das neue Wahlrecht mit seinen Plänen für einen Jugendgemeinderat kollidiert, glaubt Walther nicht, wie er im Interview mit dem „MM“ zum Jahreswechsel deutlich machte: „Der Jugendgemeinderat setzt schon früher an. Da muss man nicht 16 sein, um mitzumachen.“ Walther vertritt die Ansicht, dass ein Jugendgemeinderat mit seinen kurzen Amtszeiten „besser zu der Lebensrealität junger Menschen passt – im Gegensatz zum Gemeinderat mit seinen fünf Jahren Amtszeit“.

Die Wahlen zum Ilvesheimer Jugendgemeinderat könnten mit dem 25. Jubiläum des Jugendzentrums im Sommer 2024 verbunden werden. In der Sitzung am Donnerstag geht es zunächst um einen Einstieg in das Themenfeld. Hierzu hat die Verwaltung zwei Experten eingeladen. Andi Kroll vom Jugendamt des Landratsamts Rhein-Neckar-Kreis wird an der Sitzung teilnehmen und in einem Kurzvortrag auf das Format Jugendgemeinderat eingehen sowie über praktische Erfahrungen im Rhein-Neckar-Kreis berichten. Jürgen Bader vom Jugendbüro der Gemeinde Dossenheim bringt seine Erfahrungen aus der Arbeit des dortigen Gremiums ein, das bereits im Jahr 1996 installiert wurde. Im März könnte sich der Verwaltungsausschuss mit einem auf Ilvesheim zugeschnittenes Konzept befassen. Ein Beschluss des Gemeinderats wäre dann in der Sitzung am 21. März möglich.

In Ilvesheim gab es nach Angaben des Statistischen Landesamts im Jahr 2022 rund 400 Kinder und Jugendliche im Alter von zwölf bis 15 Jahren. Im Alter von 16 oder 17 Jahren waren 189. In etwa so hoch dürfte auch die Zahl der jungen Ilvesheimer sein, die am 9. Juni für den Gemeinderat kandidieren dürften. Bei der Wahl eines Jugendgemeinderats könnten rund 700 Einwohner kandidieren und ihre Stimme abgeben.

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

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