Hirschberg. Eine leicht vergilbte, verknitterte Tabelle wirkt auf den ersten Blick unscheinbar – und ist doch ein bedeutendes Stück Geschichte. Denn mit diesem Dokument hielt Pfarrer Linz einst fest, wie seine Vision einer Bücherei für die Gemeinde Wirklichkeit wurde. Der erste Eintrag trägt das Jahr 1925 – ein stolzes Jubiläum: Die KÖB Leutershausen wird 100 Jahre alt.
Rund um die KÖB Leutershausen
Kontakt: KÖB Leutershausen, Gemeindezentrum St. Martin, Fenchelstr. 10, 69493 Hirschberg, Telefon: 06201/991686, E-Mail: koeb.leutershausen@kath-wh.de
Öffnungszeiten: Sonntag 10.30 bis 12 Uhr, Mittwoch 10 bis 12 Uhr, Donnerstag 15.30 bis 18 Uhr. Am Donnerstag, 13. November, ist die Bücherei wegen dem „Schmökertreff im Dunkeln“ erst ab 17 Uhr geöffnet.
Förderverein der KÖB Leutershausen: Die Ziele sind, die Arbeit der Bücherei aktiv zu unterstützen, finanzielle Hilfe zu leisten, um das Angebot der Bücherei attraktiv zu erhalten, die Freude am Lesen zu fördern, die technische Einrichtung zu verbessern und noch mehr Leser zu gewinnen. her
Gestartet ist die Bücherei mit 120 Lesern und 320 Bänden. Untergebracht war sie in einem Buchschrank im Dachgeschoss des Pfarrhauses, erzählt Helga Wagner, die heute gemeinsam mit Ingrid Scholz das Leitungsteam bildet. Der erste Bestand war keineswegs religiös geprägt – vielmehr dominierten Karl-May-Abenteuer. „Es waren überwiegend die Abenteuerromane von Karl May“, sagt Wagner mit einem Augenzwinkern. Laut den Aufzeichnungen der früheren Leiterin Hildegard Henn kamen vor allem Jugendliche nach dem Gottesdienst, um für ein paar Pfennige Cowboygeschichten auszuleihen.
Doch schon damals war das Ziel klar: Leseförderung. Der Bildungsauftrag einer Katholischen Öffentlichen Bücherei (KÖB) umfasst weit mehr als reine Buchausleihe – sie soll Bildung und Orientierung vermitteln, Begegnung fördern und Gemeinschaft stiften.
Heute hat die KÖB rund 5.000 Medien im Bestand, von Büchern über Spiele bis hin zu den bei Kindern beliebten „Tonies“. Das Nutzerverhalten habe sich stark verändert, berichtet Ingrid Scholz. „Wir sind derzeit nur noch acht Ehrenamtliche – früher waren es doppelt so viele“, sagt sie. Trotz der Veränderungen bleibt der Grundgedanke derselbe: Leseförderung und Freude am Lesen. „Wir wollen die Kinder an Bücher heranführen“, erklärt Helga Wagner. Die Bücherei arbeitet dafür eng mit Kindergärten und der Grundschule zusammen, etwa beim „Schmökertreff“, den es seit 1993 gibt. Dort wird vorgelesen, gebastelt und entdeckt – „aber nicht mehr nur still gelesen“, wie Wagner betont. „Man muss mit verschiedenen Stimmen wie bei einem Hörspiel arbeiten, sonst verlieren die Kinder schnell das Interesse.“
Bücherei musste mehrmals umziehen
Weil der Dachboden des Pfarrhauses bald zu klein wurde, zog die KÖB mehrfach um. Nach einem Zwischenstopp auf dem Treppenabsatz und später auf der Bühne des Gemeindesaals fand sie 1995 ihren Platz im Obergeschoss des Gemeindehauses. Ein Fundraising ermöglichte später den Ausbau des Dachgeschosses, das 2016 eingeweiht wurde. Heute ist dort die Kinder- und Jugendabteilung untergebracht – mit Sitzsäcken zum Schmökern und Tischen zum Spielen. So wurde aus der einst kleinen Leihstelle ein lebendiger Treffpunkt. Ein wichtiger Schritt in der Entwicklung war 2001 die Umstellung auf EDV, begleitet von der Fachstelle der Diözese Freiburg. Nach gründlicher Sichtung und Neuordnung nach den Richtlinien des Borromäusvereins entstand ein moderner Medienbestand.
Die KÖB Leutershausen hat sich als zweite öffentliche Bücherei in Hirschberg etabliert – und sieht sich nicht als Konkurrenz. „Wir ergänzen uns durch unterschiedliche Schwerpunkte in unseren Beständen“, sagt Scholz. Die Zielgruppe sind vor allem junge Familien und deren Kinder.
Bereits im Sommer fand die Aktion „Die KÖB liest sich durch den Sommer“ statt, bei der Kinder bis zwölf Jahre über 150 Bücher lasen. Im Oktober las Autorin Marlene Bach aus ihrem Roman „So weit das Land, so frei das Herz“. Den Schlusspunkt bildet nun die Jubiläumsmatinee am Sonntag, 9. November, um 11 Uhr im Martins-Saal, Fenchelstraße 10. Geplant sind Rückblicke des Leitungsteams, Grußworte geladener Gäste und Musik von Karin Birkenstock. Anschließend sind alle Besucher eingeladen, mit einem Glas Sekt auf 100 Jahre Lesefreude anzustoßen.
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