Volksfest

Storchekerwe in Leutershausen beginnt lautstark

Stimmungsvoll hat die 40. Storchekerwe im Hirschberger Ortsteil Leutershausen begonnen. Nach der „Schweinepestpause“ vergangenes Jahr gab es wieder Böllerschüsse.

Von 
Erich Rathgeber
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Storchekerwe in Leutershausen. Das Volksfest war von schönem Wetter verwöhnt, sodass es sich bis in die Nacht gut feiern ließ. © Kathrin Oeldorf

Hirschberg. War sie im vergangenen Jahr der Schweinepest zum Opfer gefallen, feierte sie jetzt wieder fröhliche Urständ: Die Rede ist von der Tradition im Hirschberger Ortsteil Leutershausen, die „Heisemer Storchekerwe“ mit einem lauten Böller zu eröffnen, damit auch jeder im Dorf mitbekommt, dass jetzt drei Tage lang gefeiert wird.

Wie sehr man in den Reihen des Sing- und Volkstanzkreises (SVK) als Veranstalter des Ereignisses diesen markanten Auftakt vermisst hat, zeigte nicht zuletzt die Tatsache, dass Vereinsvorsitzender und „Kerweschlackl“ Jürgen Gustke mit sichtbarem Vergnügen seinen Dreispitz anhob und den rund 400 Gästen im Hof der Martin-Stöhr-Schule versprach: „Wetten, dass es gleich kracht.“ Und so kam es auch. Nach einem ersten Probeschuss flog die Kopfbedeckung noch zweimal als Ausdruck der besonderen Freude nach oben und dann ein viertes Mal anlässlich der 40. Wiederkehr der 1986 neu belebten Tradition.

Mit dieser „ordentlichen“ Eröffnung konnten auch alle anderen Programmpunkte wie immer über die Bühne gehen und kurz danach die Aufstellung der Kerwefichte erfolgen. Auch diesmal war der Transport des rund zehn Meter hohen Baumes durch die mit „Kerwesupp“ gestärkten Kerweborschde problemfrei verlaufen. Damit dies auch so blieb, bat der Schlackl grinsend darum, nachzusehen, „ob auch kein Kind in den Kronen hängt“. Das war nicht der Fall, und so konnte das in langen Jahren eingeübte Kerweritual unfallfrei über die Bühne gehen.

Weiter ging es wie am Schnürchen. Erst das Kerwelied, das Gustke mit einer mehrfach wiederholten Frage enden ließ. „Wemm gheert die Kerwe?“ Ganz klar: „Unser!“ Was darauf folgte, war ebenfalls Tradition: „Vom Nawwel bis zum Brunser“ – „Und selbst der ist unser“.

Gut, dass auch dieses Jahr wieder gleich fünf Bergsträßer Weinhoheiten von Hemsbach bis Schriesheim für die Eröffnungszeremonie gekommen waren und so einen schönen Kontrast zur männlich dominierten Runde der befreundeten Heimat- und Volkstanzvereine auf der Bühne bildeten. Weil sich auch noch Ehrengemeinderäte und sonstige Honoratioren dort oben aufstellen durften, wurde es ganz schön eng in dieser illustren Runde, da sich auch der Schützenverein Hirschburg und die IG Storchekerwe dazu gesellten. Bürgermeister Ralf Gänshirt griff sich das Mikrofon und bekannte, dass er derzeit kaum aus dem Feiern herauskomme, so viele Volksfeste gebe es in der eigenen und den Nachbargemeinden. „Und das ist gut so, denn wir schaffen, zusammen, wir halten zusammen, und wir feiern zusammen“, rief das Hirschberger Ortsoberhaupt. Damit nehme die Kerwe eine wichtige Rolle für Gemeinde ein und werde zum „Kitt für unsere Gesellschaft.“

Der Wettergott schien dies ähnlich gesehen zu haben, denn nach einer überaus nassen Woche hielt er den Himmel über Leutershausen frei von Regenwolken, sodass nur das Freibier in Strömen floss. Gänshirt musste beim traditionellen Fassbieranstich nur ein einziges Mal auf den Zapfhahn hauen. Wie zu erwarten, hatte „Kerweschlackl“ Gustke dafür wieder einen Spruch parat: „Das ist ja so, als würde er einen Nagel in die Wand schlagen“. Und: „Jetzt sauft, Ihr Säcke! Prost!“

Borschde schwören einen Eid aufs Brauchtum

Weil das Flüssige nicht zu schnell seine Wirkung in den Köpfen entfalten sollte, wurden die Besucher auch kulinarisch gut versorgt. Es gab Kerwekuchen und Schnitzel. Auch Wein der Winzergenossenschaft Schriesheim floss, was die Zungen der Kerweborschde für den Kerwe-Eid lockerte, den sie aus voller Brust leisteten, „das dörfliche Brauchtum und die Tradition für immer hochzuhalten“. Dazu gehörte der Kerwetanz, für den die Dossenheimer Musikkapelle den musikalischen Rahmen lieferte, während die SVK-Brauchtumsgruppe zeigte, wie so etwas aussehen sollte.

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