Hirschberg - 200 Besucher beim Open-Air-Kino in der Spitzer-Mühle / Gelungene Premiere

Nackt-Yoga in der bayrischen Provinz

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Wunderbare Stimmung: Das erste Open-Air-Programm des Leutershausener Olympia-Kinos in der Spitzer-Mühle.

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Die letzten Strahlen der Abendsonne erleuchten die ehemalige Spitzer-Mühle. Blumen ragen vor den 300 Jahre alten Gemäuern empor. Idyllisch. Eine Reihe von Menschen wartet auf den köstlich duftenden Flammkuchen. Der Sekt fließt. Ein Schild preist "Holzofenbrot" und "frisch geräucherte Forelle" an. Aber die etwa 200 Menschen sind noch aus einem anderen Grund hier.

Am Wochenende zeigte das Olympia-Kino zum ersten Mal einen Open-Air-Film in der Mühle. Die Wahl fiel auf "Sommer in Orange", eine Komödie von Marcus H. Rosemüller. Bevor die Besucher allerdings ihre Augen auf die Leinwand richteten, konnten sie noch den Hofladen von Pia Hesse und Klaus Gärtner erkunden. Seit neun Jahren besteht der Laden und ist eine richtige Fundgrube für Schmuck und Dekoration.

Die Idee für die Veranstaltung kam Renate Keppler-Götz; die Inhaber des Hofladens sorgen beim Schlemmerkino stets für die Vorspeise. "Es passt einfach wie der Schlüssel zum Schloss", erklärte Keppler-Götz begeistert. Wie alle anderen Helfer war die Vizevorsitzende des Fördervereins in orange gekleidet. Damit taten sie es den Protagonisten aus "Sommer in Orange" gleich. Die tragen nämlich als treue Bhagwan-Anhänger nur orange-rote Kleidung. Das mag in Berlin-Kreuzberg nicht auffallen, wo die bunte Truppe in einer Kommune wohnt. Doch als Siddharta (Georg Friedrich) einen Bauernhof in einer bayrischen Provinz erbt, entschließen sich die Freunde, dort ein Therapiezentrum zu eröffnen. So trifft vegetarische Kost auf Weißwürste und Mediation auf Posaunenchor. Inmitten dieses Kulturschocks findet sich die elfjährige Lili (Amber Bongard) wieder. Aus ihrer Perspektive wird der Film erzählt. Vom ersten Tag an müssen das Mädchen und ihr kleiner Bruder um Anerkennung kämpfen. In der Metzgerei werden sie als Teufelsanbeter beschimpft, in der Schule schräg angeschaut. Die Situation wird dadurch verschlimmert, dass ihre Mutter Amrita (Petra Schmidt-Schaller) nicht davor zurückschreckt, sich im Garten für Yoga zu entblößen. Beobachtet wird sie dabei regelmäßig von den konservativen Nachbarn des Bayerns der 80er-Jahre. Schade nur, dass Spiritualität nicht den Kühlschrank füllt. Der ist nämlich stets leer. Die Grundlage für die Komödie lieferten Drehbuchautorin Ursula Gruber und ihr Bruder, Produzent Georg Gruber, die ihre Kindheit in einer dörflichen Bhagwan-Kommune verbrachten. ig

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