Neckar-Bergstraße. „Ich weiß nicht, was gerade in meinem Kopf vorgeht. Ich sage mir immer nur, helfen, helfen und hoffen, dass kein Anruf von der Familie kommt und jemand gestorben ist“ - mit diesen Worten umschreibt die gebürtige Ukrainerin Oxana Klohr, die seit 30 Jahren in Leutershausen lebt, ihre derzeitige Gefühlswelt. Ihrer Leutershausener Freundin Inna Göhrig, ebenfalls aus der Ukraine, geht es seit dem Überfall der Russen auf ihr Heimatland nicht besser. „Ich habe den halben Tag geweint. Aber zu grübeln und nachzudenken, bringt nicht weiter. Wir müssen etwas tun und helfen.“
Mit diesem Vorsatz starteten die zwei Frauen ihre Aktion und riefen zu Spenden auf. Zunächst wurde in ihren Garagen und in den Wohnungen alles gesammelt. Doch der Platz reichte nicht aus. Denn die Spendenbereitschaft für die Menschen in der Ukraine war enorm. Kontakte zu Max Ost, Werner Volk und dem stellvertretenden Bürgermeister Karlheinz Treiber brachten schließlich die Lösung. „Am Samstag bekamen wir den Schlüssel für das Gebäude an der Markthalle“, erzählt Göhrig.
Spendenstopp
- Oxana Klohr und Inna Göhrig wollen ihre Hilfsaktion fortsetzen – jetzt aber gibt es einen Spendenstopp, der Lagerraum in der Raiffeisenstraße ist voll und muss erst mit einem Transport geleert werden.
- Spendenkonto: Deutsch-Ukrainische Gesellschaft Rhein-Neckar e.V., IBAN: DE81 6709 2300 0033 1706 10, Verwendungszweck: Ukraine-Hilfe 2022.
- Weitere Infos: https://www.dug-rhein-neckar.de/de
Nachricht aus der Ukraine: "Krieg ist ausgebrochen"
Seit Sonntag können dort die Spenden gesammelt und gelagert werden. „Was uns innerhalb von zwei Sunden gebracht wurde, ist unglaublich“, zeigt sich Claus Göhrig tief berührt von der Spendenbereitschaft der Menschen. Im Raum türmen sich mittlerweile die Kartons mit Lebensmitteln, medizinischen Produkten oder Kleidung. Fleißige Helfer sortieren alles.

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Oxana Klohr erinnert sich genau an den Moment am Donnerstag, als ihre Nichte sie gegen 6 Uhr anrief. „Der Krieg ist ausgebrochen“, sagte ihre Nichte. Klohr war schockiert und konnte es nicht glauben. „Spontan rief ich Freunde in Leutershausen an. Gut 20 Freunde erklärten sich bereit, Menschen aufzunehmen. Aber meine Verwandte, die in der Westukraine leben, wollen ihre Familien nicht alleine lassen“, erzählt die gebürtige Ukrainerin. Also musste hier in Deutschland eine Hilfsaktion auf die Beine gestellt werden. Ihre Freundin Inna war sofort dabei. Auch die Deutsch-Ukrainische Gesellschaft Rhein-Neckar saß mit im Boot. Seit Donnerstag läuft die Aktion „Rucksack für den Bunker“ an.
Firmen und Apotheke helfen
Zur Vorgeschichte: „Ich fragte meine Nichte, ob sie denn eine Thermoskanne hätte, falls sie in den Bunker müsste“, erinnert sich Klohr. Als ihre Nichte dies verneinte, war der Leutershausenerin klar, was geschehen muss, falls die Menschen wirklich Unterschlupf im Bunker suchen müssten. Die Idee mit dem Rucksack war geboren. Folglich wurde ein dementsprechender Aufruf gestartet. Neben Thermoskannen, Streichhölzern, dicken Kerzen, Campingkochern, Desinfektions- und Hygieneartikeln, Taschenlampen, Batterien, warmen Decken, Papiertaschentüchern, Dauergebäck oder Traubenzucker werden auch Nüsse und Schokolade benötigt. Sogar Leckerlis für die Haustiere gehören ins Gepäck, denn viele Ukrainer lassen ihre Hunde oder Katzen nicht im Stich. All diese Waren werden in die Rucksäcke verstaut.
„Die Firma Schulz Kältetechnik aus Heddesheim hat uns spontan 100 blaue Rucksäcke und Taschenlampen gespendet. Von der Hirschberg-Apotheke kamen wichtige Medikamente. Und mit der Firma Fressnapf stehen wir in Kontakt“, sind die zwei sehr dankbar für die bisherige Unterstützung. Überall in der Region wurde gesammelt.
22 Tonnen Hilfe für die Menschen in der Ukraine
Am Freitagabend fuhr der erste Lastwagen mit einer Ladung von 22 Tonnen in Richtung Osten. Es ging nach Budapest und von dort weiter in die umkämpften Städte wie Kiew oder Charkiw. „In der Zwischenzeit haben sich viele Menschen angeboten, die Spenden in die Krisenregion zu bringen. Sie fahren diese zunächst nach Polen oder Ungarn. Von dort werden sie dann übernommen und in die Ukraine gebracht“, sagt Inna Göhrig. Wichtig seien die vielen Kontakte über die Deutsch-Ukrainische Gesellschaft, die den Transport und die Verteilung vor Ort gewährleistet.
Mehrfach telefonieren Klohr und Göhrig mit ihren Verwandten. „Am Anfang lief der Kontakt noch über die Messengerdienste, jetzt eher übers Telefon“, erzählt Klohr.
Da nicht absehbar ist, wie sich die Situation entwickelt, wird ihre Hilfsaktion fortgesetzt. Besonders benötigt werden medizinische Produkte wie Einmalhandschuhe, Alkoholtücher, Einmalspritzen, Druckverbände, periphere Verweilkanülen, Bandagen, Pflaster oder Desinfektionsmittel. „Ich bitte darum, nur Sachen und kein Bargeld zu spenden“, ergänzt Klohr. Wer dennoch spenden will, kann mit der Deutsch-Ukrainischen Gesellschaft per E-Mail Kontakt aufnehmen.
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