Eppelheim. Es wird schon seit Monaten gegen ihn ermittelt, aber er kann es wohl nicht sein lassen: Seit Mitte Dezember steht ein 32 Jahre alter Mann aus Eppelheim in Verdacht, Frauen beim Toilettengang in seiner Wohnung gefilmt oder fotografiert zu haben. Eine Frau hatte nach Angaben der Polizei Anzeige bei der Behörde erstattet, nachdem sie Opfer des Mannes geworden war.
Auf der Suche nach einer Wohnung hatte sich die 28 Jahre alte Geschädigte an den 32-Jährigen gewandt. Er hatte ein Zimmer seiner Wohnung in einem Internetportal inseriert. „1-Zimmer-Wohnung nur für alleinlebende Frau zu vermieten“, heißt es im Polizeibericht. Bei der Besichtigung sei der Geschädigten zudem ein „Tea-Tasting“, eine Tee-Verkostung, angeboten worden. Schließlich bemerkte die Frau beim Gang auf die Toilette die versteckte Kamera. Sie wandte sich daraufhin an die Polizei, weil sie befürchtete, dass sie beim Toilettengang gefilmt worden war.
Im Laufe der Ermittlungen habe sich der Verdacht erhärtet, dass der Mann zahlreiche weitere Taten in der Art verübt hatte, so die Polizei. Bei einer Wohnungsdurchsuchung im März sei schließlich Beweismaterial sichergestellt worden. Darunter auch Bildmaterial von mehr als 20 Frauen, die Opfer des Mannes wurden. Namentlich bekannt sind sie der Polizei bisher nicht.
Erneut Zimmer angeboten
Nun scheint der Verdächtige weiter nach gleichem Muster vorzugehen – trotz der laufenden Ermittlungen gegen ihn. „Wir haben neue Kenntnisse, dass er weitermacht“, sagt Norbert Schätzle, Sprecher beim Polizeipräsidium Mannheim, auf Anfrage. So habe der Mann letztmals am 23. August ein Zimmer angeboten. Eine Kontaktaufnahme sei nur per WhatsApp und unter einer Telefonnummer aus Großbritannien (Vorwahl 0040) möglich gewesen, so die Polizei. Drei weitere Geschädigte hätten sich daraufhin bei der Behörde gemeldet und Anzeige erstattet.
Eine erneute Wohnungsdurchsuchung der Ermittlerinnen und Ermittler blieb jedoch ohne Ergebnis. „Möglicherweise hat er vom ersten Mal gelernt“, sagt Schätzle. Er befürchtet nun, dass der 32-Jährige den Semesterbeginn an den Hochschulen nutzen könnte, um weitere Frauen, die eine Unterkunft suchen, in seine Wohnung zu locken.
Erste Hinweise, dass der Mann auch in Heidelberg ein Zimmer auf ähnliche Art und Weise anbot, lägen den Fahndern bereits vor. Laut Schätzle inserierte der 32-Jährige seine Wohnungsanzeigen bisher auf dem Internet Portal „WG-gesucht“. Von anderen Portalen habe die Polizei derzeit keine Kenntnis, so der Behördensprecher weiter.
Die neuen Fälle könnten sich laut Schätzle strafverschärfend auf das bisherige Verfahren aus dem Dezember auswirken und fließen in die Ermittlungen mit ein. Für derlei Taten drohen eine Geldstrafe oder bis zu zwei Jahre Haft. „Wegen des Verdachts der Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs und von Persönlichkeitsrechten durch Bildaufnahmen, die sexuell motiviert gewesen sein dürften, werden die Ermittlungen gegen den Verdächtigen fortgesetzt“, so die Polizei, die betont, dass es nach derzeitigen Erkenntnissen nicht zu sexuellen Übergriffen gekommen sei.
Vermutlich weitere Opfer
Die Ermittlerinnen und Ermittler gehen davon aus, dass eine Reihe weiterer Frauen Opfer des Mannes wurden, sich aber aus Scham oder sonstigen Gründen noch nicht bei der Behörde gemeldet haben.
Weitere Geschädigte und Zeugen, die Hinweise geben können, sollen sich beim Kriminaldauerdienst unter der Telefonnummer 0621/174-4444 oder beim Polizeirevier Heidelberg-Süd unter der Nummer 06221/3418-0 melden.
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