Ukraine-Krise - Heidelberg und Stadtchef Eckart Würzner bereiten sich auf die Ankunft von mehreren Hundert Menschen vor

Heidelberg bereitet sich auf zahlreiche Ukraine-Flüchtlinge vor

Von 
Michaela Roßner
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Auf dem ehemaligen Nato-Areal in der Rudolf-Diesel-Straße richtet die Stadt gerade eine Anlaufstelle für Ukraine-Geflüchtete ein. © Philipp Rothe

Heidelberg. „Wir sind vorbereitet“, betont Heidelbergs Oberbürgermeister Eckart Würzner. Zwar sei die Zahl der aus der Ukraine Geflüchteten, die in der Stadt ankommen, mit „etwa 30“ noch sehr überschaubar. Aber spätestens zum Ende der Woche und Beginn der nächsten Woche könnten es mehrere hundert Menschen sein – vor allem Senioren sowie Frauen und Kinder, die Zuflucht suchen vor dem Krieg in der Heimat.

Wer Familie oder Bekannte hier hat, kann direkt zu ihnen fahren. Wer keine Anlaufstelle besitzt, findet Aufnahme im Ankunftszentrum für geflüchtete in Patrick-Henry-Village. Ein Visum oder eine Anmeldung ist nicht dringend zuerst. Es wird erwartet, dass die Europäischen Länder förmlich einen „Massenzustrom“ erklären, was die Formalitäten erst einmal vereinfache.

Fluchtkorridore im Blick

Die in der vergangenen Woche zusammengestellte Ukraine-Planungsgruppe hat am gestrigen Montagvormittag wieder getagt. Um abschätzen zu können, wie viele Menschen in der Unistadt am Neckar Zuflucht suchen können, behält man vor allem die Situation auf dem Fluchtkorridor über Polen nach Berlin im Blick. Denn von dort, davon sind die Planer im Rathaus überzeugt, werden die meisten Menschen aus der Ukraine bald kommen.

Ukraine-Hilfe

In der Rudolf-Diesel-Straße in einem Gebäude auf dem ehemaligen NATO-Areal richtet die Stadt eine Koordinierungs- und Anlaufstelle für Geflüchtete aus der Ukraine ein. Anders als im Ankunftszentrum in Patrick-Henry-Village, das vom baden-württembergischen Innenministerium betrieben wird, sollen die Menschen hier aber nicht übernachten, sondern vor allem mit Informationen versorgt werden. Weil es derzeit noch sehr wenige Ankommende sind, ist die Koordinierungsstelle aktuell noch nicht in Betrieb.

Zahlen schwer abzuschätzen

„Wir können derzeit nicht abschätzen, wie viele Menschen aus der Ukraine den Weg nach Heidelberg finden. Wichtig ist: Wir können helfen“, betont Würzner. „Die Szenen aus diesem Krieg sind unerträglich und erschüttern uns alle. Die Hilfsbereitschaft in Heidelberg und ganz Europa ist überwältigend“, erwartet er vor allem Frauen mit Kindern – aber auch eine größere Zahl allein reisender Kinder, für die betreute Plätze etwa in Einrichtungen gefunden werden müssen. Das Kinder- und Jugendamt bereitet sich darauf vor, Für alle Geflüchteten würden gerade Kontingente geschaffen etwa in Hotels oder Sprachschulen, die ohnehin derzeit wenig nachgefragt werden.

Um den Menschen, die zum Teil traumatisiert und auf abenteuerlichen Wegen herkommen, auch über ein paar Tage hinaus Perspektiven bieten zu können („Es geht nicht um ein Bett oder eine Couch für 14 Tage“), sammelt das Justizministerium auf seiner Internetseite über ein Formular Angebote von privaten Wohnungsvermietern. Dabei gehe es sicher um „mehrere hundert bis zu 1000 Menschen“, wagt Würzner eine Prognose: „Diese Menschen fliehen, um ihr Leben zu retten.“

Bereits in der vergangenen Woche hatte das Justizministerium angekündigt, die Kapazitäten in den Landeserstaufnahmestellen (LEAs) aufzustocken – also in Sigmaringen, Ellwangen sowie Freiburg und im Ankunftszentrum in Heidelberg. Insgesamt werden so zusätzliche 2500 Plätze an den vier Standorten eingerichtet. In Heidelberg können dann insgesamt – neben den bereits aufgenommenen Menschen, die ein Asylverfahren durchlaufen – 2500 bis 2800 Personen vorübergehend unterkommen, gibt Würzner eine „Hausnummer“.

Dank für Hilfsbereitschaft

„Unfassbar“ findet er die Entwicklung in der Ukraine nach wie vor.

Dankbar ist der Stadtchef für die riesige Hilfsbereitschaft: Menschen sammelten etwa Hilfsgüter, organisierten Kleider- oder Spielzeugstände und engagieren sich in der Verteilung. Die Deutsch-Ukrainische Gesellschaft Rhein-Neckar etwa sei unermüdlich im Einsatz, aber auch Firmen stellten ihre Lagerräume, Personal und Fahrzeuge zur Verfügung. „Den Menschen, die es über die Grenze schaffen, die Hand zu reichen“ sei das humanitäre Ziel. „Wir tun, was wir können“, versichert Stadtchef Würzner.

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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