Heidelberg. „Fallen bei dir auch immer die Ohrenpolster ab?“, fragt ein Mann im Gedränge der „World of Headphones“ sein Gegenüber. Die beiden stehen neben einem Stand mit einigen der besten Kopfhörer der Welt. Doch auch die Spitzentechnik, die am Samstag bei der Messe im Heidelberger Tankturm ausgestellt wird, ist nicht perfekt. Ohnehin lassen sich bei vielen erstklassigen Geräten die Polster leicht wechseln, erklärt der Audio-Experte Klaus Schmalenberg. Denn auch die Dicke der Polster beeinflusst den Klang.
Bei der „World of Headphones“, einer Messe für hochwertige Kopfhörer, geht es um unzählige solche Feinheiten. Sie treiben bestenfalls die Klangqualität, auf jeden Fall aber den Preis in die Höhe: Zwischen 800 und 10 000 € kosten die ausgestellten Geräte, erläutert der Heidelberger Kopfhörerhändler Thomas Halbgewachs.
Der Durchschnittsdeutsche gibt laut dem Datenportal „Statista“ 40 € für Kopfhörer aus – und würde auf einer High-End-Messe vermutlich Marken wie Bose oder Sennheiser erwarten. Doch sie sind unter den knapp 50 Ausstellern nicht zu finden. „Wir reden über hochspezialisierte Marken, die Normalsterbliche gar nicht kennen“, sagt Halbgewachs.
Besondere Technik von "Raal"
Zu diesen Marken gehört etwa der serbische Hersteller „Raal“ – ein Neun-Mann-Betrieb, der auf der Messe zwei neue Modelle präsentiert – das günstigere für knapp 8000 €, das teurere für 10 000 €. „Sagenhaft“, murmelt ein Mann, der gerade einen der Kopfhörer wieder abnimmt. Die „Raal“-Kopfhörer benutzen eine besondere Technik zur Klangerzeugung, nämlich Aluminiumbändchen, die zum Schwingen gebracht werden. Wie das klingt, lässt sich nur schwer beschreiben. Der Entwickler Aleksandar Radisavljević ist auf jeden Fall überzeugt, dass seine Kopfhörer den „korrektesten“ Klang hervorbringen.
Diese Korrektheit erhoffen sich viele der fast ausschließlich männlichen Besucher von den ausgestellten Geräten. Auch der Saarbrücker Boris Bauer sucht nach dieser „Klangsignatur“, die er „analytisch“ nennt: „Ich will die Musik so hören, wie sie aufgenommen wurde, und nicht verfärbt.“ Bauer hört vor allem Folkmusik; er möchte auf der „World of Headphones“ verschiedene Modelle vergleichen.
Ein anderer Besucher wünscht sich dagegen einen gefälligeren Klang. „Ich suche nach einem Kopfhörer, der mich nicht ablenkt, sondern der im Hintergrund düdeln kann“, sagt der Finanzanalyst. Wenn er für seinen Beruf stundenlang über Excel-Tabellen brüte, höre er am liebsten „Death Metal“. „Da sind sehr viele schrille Töne dabei“, erklärt der junge Mann. Sein idealer Kopfhörer solle daher einen „detaillierten, aber auch nicht unangenehm spitzen“ Klang mit „abgerundeten Höhen“ bieten. Manchen sei das „zu matschig“, aber er suche gerade danach.
Bisher gebe es nur wenige Messen dieser Art in Deutschland, sagt Thomas Halbgewachs – „das Segment der Highend-Kopfhörer ist relativ jung.“ Es wachse aber stark, seitdem sich Musik auf digitalen Abspielgeräten leichter mitnehmen lässt.
Der Audio-Experte Wolfgang Hackhausen betont, dass sich nicht nur wohlhabende Kunden für die Technik interessierten. „Die Jungs, die hierher kommen, kaufen sich im Schnitt Kopfhörer für ungefähr 2500 €“, sagt Hackhausen. „Das ist halt ihr Hobby – und dafür geben sie ihr Geld aus, auch wenn sie zuhause vielleicht nur auf Bananenkisten hocken.“
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