Immobilie

Wohnen hinter buntem Glas: Ehemalige Kirche in Heidelberg steht zum Verkauf

Ein Kirchenschiff als Wohnzimmer? Diesen Traum kann man sich im Heidelberger Stadtteil Ziegelhausen verwirklichen. Die ehemalige Kirche St. Laurentius sucht einen neuen Eigentümer

Von 
Michaela Roßner
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Die ehemalige Kirche und das Gemeindehaus daneben im Heidelberger Stadtteil Ziegelhausen stehen zum Verkauf. © Philipp Rothe

Die Immobilie besitzt sechs Zimmer. Eines ist sehr groß und hoch. Und zu den weiteren Besonderheiten gehören bunte hohe Glasfenster und eine Empore im Kirchenschiff: Die ehemalige katholische Kirche St. Laurentius in Heidelberg-Ziegelhausen steht zum Verkauf. Wer sich einen Wohntraum in einem barocken Kirchenschiff und benachbartem ehemaligen Gemeindehaus verwirklichen möchte, muss laut Maklerangebot 2,9 Millionen Euro für die Immobilie investieren – plus Kaufnebenkosten wie Maklercourtage und Steuern.

Gottesdienste finden hier seit fast 25 Jahren nicht mehr statt: Wie einige andere ehemals kirchliche Immobilien wurde St. Laurentius profaniert – wie das „verweltlichen“ und entweihen der Gebäudenutzung genannt wird.

Geschichte Ziegelhausens

  • 850 wird In Urkunden des Klosters Lorsch erstmals eine Siedlung mit dem Namen Steimbach erwähnt, die auf der heutigen Gemarkung von Ziegelhausen liegt.
  • Archäologische Funde deuten aber auf eine Besiedlung bereits in römischer Zeit hin.
  • 1130: Die Reichsabtei Lorsch gründet das Benediktinerkloster neben dem Mausbach (heute: Stift Neuburg).
  • 1195: Pfalzgraf Konrad wandelt das Stift in ein Nonnenkloster um.
  • Um 1210: Das Zisterzienserkloster Schönau errichtet an der Stelle der heutigen St. Laurentiuskirche eine Ziegelei (Quelle: Stadt Heidelberg; https://bit.ly/3Kj3XNR).

400 Quadratmeter Nutzfläche

Um die Jahrtausendwende verkaufte die Katholische Gemeinde, die den Namen ihres alten Kirchleins weiter trägt, das rund 1000 Quadratmeter große Grundstück mit den beiden geschützten Gebäuden und 400 Quadratmetern Nutzfläche – davon sind rund 180 Quadratmeter Wohnfläche. Die bisherigen Eigentümer investierten offenbar kräftig, denn nach Angaben der beauftragten Makler von Engel und Völkers Heidelberg ist zumindest das ehemalige Gemeindehaus kernsaniert worden. Es werde für Kurzzeitvermietungen genutzt.

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Die Sanierung der Kirche selbst sei noch nicht komplett abgeschlossen: Die elektrische Anlage müsse hier noch fertiggestellt werden. Ohne Zweifel ist im ehemaligen Gotteshaus ein besonderes Wohngefühl möglich: „Das historische Gebäude bietet unter anderem die Möglichkeit, die großzügigen und mit einem sehr geschmackvollen Parkett ausgestatteten Flächen als einzigartigen Wohnraum zu gestalten“, lautet der Text der Immobilienanzeige. Es hätten sich schon mehrere Interessenten gemeldet, heißt es.

Pläne für ein Orgelmuseum

Die Adresse Kleingemünder Straße 39 und 39/1 führt zu einem historischen Boden. Beide Häuser sind zu Kulturdenkmälern erklärt. Die Geschichte reicht zurück bis ins Jahr 1210: Das Zisterzienserkloster Schönau errichtet an der Stelle der späteren St. Laurentiuskirche eine Ziegelei. Dieses Gewerbe brachte dem Ort – und späteren Stadtteil – seinen endgültigen Namen und sein Wappen: „oberes ziegelhus“ hieß es – woraus „Ziegelhausen“ wurden.

Nach der Entweihung gab es auch Pläne, in dem Ensemble ein Orgelmuseum einzurichten. 1999 hatte Karl Göckel, Orgelbauer aus Rettigheim, das Objekt zu diesem Zweck gekauft.

Zum Kirchlein selbst gehörte auch ein dreistimmiges Geläut der Glockengießerei Friedrich Wilhelm Schilling, welches im Jahr 1953 in Heidelberg gegossen wurde. In der Melodielinie erklang früher das dreistimmige „Gloria“-Motiv.

Auch andere Kirchen profanisiert

Was in anderen Ländern wie etwa in den Niederlanden häufig zu finden ist – ehemals geweihte Gebäude zum Beispiel als Restaurants oder Hotels weiter zu nutzen, ist in der Metropolregion in jüngerer Zeit seltener. Ein Beispiel ist indes die ehemalige Lutherkirche der evangelischen Kirche in Ludwigshafen („Turm 33“). Sie beherbergt heute als Kulturzentrum unter anderem ein italienisches Restaurant. Auch die Chapel in der Heidelberger Südstadt, von mehreren Konfessionen genutzte Kirche der amerikanischen Streitkräfte, ist inzwischen ein Kulturzentrum.

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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