Stadtwerke Heidelberg

Wie steht es um die Energieversorgung in Heidelberg im kommenden Winter?

Privatkunden müssen in der Grundversorgung mit rund 5000 Euro für 18 000 Kilowattstunden rechnen

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Bernhard Zinke
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Im Energiepark der Stadtwerke in Pfaffengrund wird ein Großteil der CO-freien Fernwärme produziert. © Bernhard Zinke

Heidelberg. Es wird deutlich teurer für die Kunden der Stadtwerke Heidelberg. Verbraucher der Grundversorgungstarife müssen sich bei einem Durchschnittsjahresverbrauch von 18 000 Kilowattstunden Gas pro Jahr auf einen Preis von etwa 5000 Euro oder mehr einstellen. Zum Vergleich: Anfang 2022 lag der Preis für diese Gasmenge noch bei knapp über 2000 Euro. Generell werde der Preis voraussichtlich um weitere 65 bis 75 Prozent ansteigen, sagte Michael Teigeler, Geschäftsführer der Energiesparte bei den Stadtwerken am Mittwoch bei einer Pressekonferenz. Ein schwacher Trost: Laut Eigenrecherche der Stadtwerke verlange der aktuell günstigste Mitbewerber rund 6500 Euro für diese Menge an Gas.

Nicht ganz so stark steigt der Strompreis. Hier werden vermutlich 40 Prozent mehr an Kosten fällig im Vergleich zum 1. Juli dieses Jahres, als der Preis sank, weil der Bund die EEG-Umlage auf null gesetzt hatte. Auch für die Fernwärme, die sich jahrelang durch eine relativ große Preisstabilität ausgezeichnet hat, müssen die Bürgerinnen und Bürger deutlich tiefer in die Tasche greifen. Der Versorger rechnet mit einem Anstieg um rund 50 Prozent: Kostet die Megawattstunde aktuell knapp unter 100 Euro, könnten im kommenden Jahr 150 Euro dafür aufgerufen werden.

Stadtwerke Heidelberg

Die Stadtwerke sind eine 100-prozentige Tochter der Stadt Heidelberg und beliefert rund 100 000 Kunden im Strom- und Gasbereich.

Ihr Geschäftsgebiet erstreckt sich nicht nur auf die Stadt Heidelberg, sondern auch auf das Umland wie beispielsweise Leimen, Sandhausen, Wiesloch, Eppelheim oder Dossenheim.

Die Geschäftsführung der Stadtwerke schätzt, dass in den kommenden Monaten rund 5000 weitere Kunden hinzukommen, weil deren Versorger keine Energie mehr liefern.

Die Stadtwerke sind als Grundversorger verpflichtet, Kunden in ihrem Geschäftsgebiet aufzunehmen. bjz

Dabei gebe man die Preisentwicklung, die an den internationalen Märkten für Strom und Gas aktuell stattfinde, gar nicht weiter, sagte Oberbürgermeister Eckart Würzner, Aufsichtsratschef der Stadtwerke, angesichts der Verzehnfachung der Beträge dort und forderte vehement einen Preisdeckel vom Bund: „Diese Entwicklung kann ja niemand mehr bezahlen“. Deshalb sei es umso wichtiger, Energie zu sparen, wo es nur geht. Die gute Nachricht: Die Entwicklung deutet darauf hin, dass die Bürgerinnen und Bürger genau dieses bereits tun. Im Verbrauchsmonat September haben sie im Vergleich zum jährlichen Mittel dieses Monats 20 Prozent an Gas bereits eingespart – und dies bei vergleichbaren Außentemperaturen.

Zum Sparen motivieren

Mit Slogans wie „Luca lässt die Lampe aus“, Leonie liebt LED-Lampen“ oder „Kevin duscht jetzt kühler und kürzer“ wollen die Stadtwerke ihre Kunden zum Sparen motivieren. Die Stadt werde hier mit gutem Beispiel vorangehen und habe ein Sofortprogramm aufgelegt. In den Verwaltungsgebäuden werden die Räumlichkeiten nur noch auf 19 Grad geheizt. Es gibt kein warmes Wasser mehr an den Handwaschbecken, die Verwaltung gehe früher in die Weihnachtstage und werde später wieder öffnen als bislang gewohnt. Das alles seien kleine Stellschrauben, um eben energiesparend durch den Winter zu kommen. Nur Schulen und Kindergärten werden ganz normal weiterbetrieben, versicherte Würzner.

Deutlich mehr zu tun hat auch das Kundenmanagement der Stadtwerke. Die Anfragen haben auf allen Kanälen deutlich zugenommen, wie Abteilungsleiterin Katharina Schimek-Hefft berichtete. Vor allem die Angst um die Preisentwicklung und Versorgungssicherheit treibe die Menschen um. Man beruhige, so gut es gehe.

Für private Kundinnen und Kunden, die wegen der Energiepreise in existenzielle Schwierigkeiten geraten, haben die Stadtwerke einen Nothilfefonds, der schon zu Zeiten der Lehman-Bankenkrise 2008 und 2009 aufgelegt und der nun auf eine halbe Million Euro aufgestockt worden ist. Wer Mittel aus diesem Fonds beantragt, muss jedoch an einer professionellen Schuldnerberatung teilnehmen. Härtefälle bekämen weder Heizung noch Strom abgeschaltet, versicherte Würzner.

90 Jahre altes Fernwärmenetz

„Die Energieversorgung in Heidelberg ist gesichert – sofern wir es mit einem normalen Winter zu tun bekommen“, lautet die Botschaft des Verwaltungschefs. Grund sei unter anderem das 90 Jahre alte Fernwärmesystem, das die komplette Innenstadt und sogar Rohrbach und seine zahlreichen Gewerbebetriebe mit Wärme versorge. 50 Prozent komme aus erneuerbaren Energien, die beispielsweise im Energiepark in Pfaffengrund eingespeist würden. Die andere Hälfte der Energie stammt allerdings derzeit noch aus dem kohlebetriebenen Großkraftwerk Mannheim. Das Neuenheimer Feld wird mit einem eigenen landesweiten Fernwärmenetz versorgt – bislang zu 100 Prozent mit Gas. Das wird jetzt zumindest auf Öl umgestellt, wie Würzner sagte.

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen

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